Bewertung
Zach Braff

Wish I Was Here

"What else am I going to do? Eventually things get tragic enough and then they circle around to comedy."

Foto: Copyright: 2014 Muschalik Digitale Medien
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Inhalt

Aidan Bloom (Zach Braff) lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Los Angeles und versucht bisher vergeblich, seinen Traum als Schauspieler zu leben. Er wohnt im Haus seines Vaters und kümmert sich größtenteils um die Kinder, während seine Frau Sarah (Kate Hudson) in einem stupiden Bürojob das Geld verdient. Als der Gesundheitszustand seines Vaters Gabe (Mandy Patinkin) sich immer weiter verschlechtert und die Privatschule seine Kinder aufgrund fehlender Zahlungen nicht mehr länger unterrichten kann, beschließt Aidan, seine Kinder zu Hause selbst zu unterrichten und endlich Verantwortung für sein und das Leben seiner Familie zu übernehmen.

Kritik

Manche Filme weisen eine Szene auf, die für immer bleiben wird, die Zeiten überdauert und zu der immer wieder zurückgekehrt werden kann. Zach Braffs Regieerstlingswerk "Garden State" vollbrachte das Kunststück, einen dieser unsterblichen Filmmomente an den nächsten zu reihen und damit zu einem emotional-aufrichtigen Meisterstück des Independent-Kinos zu werden. Jetzt, zehn Jahre nach "Garden State", folgt mit "Wish I Was Here" nun der heißerwartete und teilweise durch Crowdfunding finanzierte zweite Film des Regisseurs und Schauspielers Zach Braff, der neben der Regie wieder die Hauptrolle übernahm und das Drehbuch diesmal zusammen mit seinem Bruder verfasste. In vielerlei Hinsicht kann "Wish I Was Here" als indirekte Fortsetzung zu "Garden State" gesehen werden: Wieder steht ein hadernder und erfolgloser Schauspieler im Zentrum der Geschichte und wieder geht es um Sinn- und Lebensfragen - dieses Mal aber nicht aus der Perspektive eines Mittzwanzigers, sondern eines Mittdreißigers, der andere Verantwortungen zu tragen hat, als die Figur des Andrew Largeman in "Garden State".

"Wish I Was Here" wurde im Vorfeld vielfach wegen seines Finanzierungsmodels kritisiert, was die Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Film leider etwas überschattete, was schade ist, denn Liebhaber von "Garden State" werden auch "Wish I Was Here" zu schätzen wissen, liefert Zach Braff hier doch wieder einen Film ab, der viel Herz und Leidenschaft aufweist, der emotional überwältigt, einen zum Lachen und zum Weinen bringt. Zentral geht es auch wieder darum, irgendwie einen stabilen Platz im Leben zu finden und um die Schwierigkeit, seine eigenen Träume zu verwirklichen, wenn man plötzlich Verantwortung für andere Menschen trägt. Die Figur des Aidan Bloom ist dabei zunächst nicht wirklich ein Sympathieträger: Er schlurft von einem absurden Vorsprechen zum nächsten und lässt sich seinen Traum von seiner Frau finanzieren, deren individuelles Lebensglück er viel zu häufig ignoriert.

"Wish I Was Here" ist zwangsläufig ein erwachsener, aber dabei auch wieder sehr persönlicher Film geworden, in dem Zach Braff abermals viele seiner eigenen Erfahrungen, aber auch die seines Bruders, in den Film überführt. Deshalb geht es auch viel um geschwisterliche Konflikte, versteckt sich Aidans Bruder Noah doch in einem mit Zeug vollgestopften Wohnwagen vor dem Leben und vor allem vor seinem Vater. Es geht aber auch ums Sterben, ums Abschiednehmen, um familiären Zusammenhalt und schlussendlich vor allem darum, in der gegenwärtigen Situation, im Hier und Jetzt füreinander da zu sein.

Dabei spart Zach Braff wieder nicht an emotionalem Pathos, er liebt die große Geste, den großen emotionalen Moment, er liebt es, kleine Lebensweisheiten in den Film einzustreuen, die aber immer ehrlich und aufrichtig und nie abgedroschen wirken. Und was er vor allem liebt, ist die musikalische Untermalung von zentralen Momenten mit Songs bekannter Künstler, die teilweise auch schon auf dem preisgekrönten Soundtrack von "Garden State" zu finden waren. So sind wieder The Shins und Coldplay dabei, aber auch Bon Iver und Paul Simon, sowie Allie Moss und The Head and the Heart. Der Song des Films kommt schließlich wohl aber von Radical Face, deren The Mute wohl das ist, was New Slang für "Garden State" war: ein Song, der einen sofort wieder zurückwirft in das Feeling dieses Films.

Schlussendlich ist "Wish I Was Here" eine schwierige Angelegenheit, ist es doch ein Film, der einen emotional irgendwie erreichen und zu dem eine irgendwie geartete Verbindung aufgebaut werden muss. Man muss den emotionalen Pathos, welcher immer tief von Herzen kommt, mögen und man muss vor allem auch emotionales Überwältigungskino mögen, um zu diesem Film einen Zugang zu finden. Wenn dies aber gelingt, hat man es hier mit einem der schönsten, berührendsten und vor allem hoffnungsvollsten Filmen des Jahres zu tun. Dann verlässt man das Kino auch mit einem wohligen, glücksbeseelten Gefühl, welches schon "Garden State" auch beim wiederholten Schauen ausgelöst hat.

Dabei ist der Film insgesamt nicht ganz so rund wie "Garden State", wo keine Szene überflüssig und kein Charakter zu viel war. "Wish I Was Here" wirkt an einigen Stellen doch ein wenig überfrachtet. So gewinnt die von Kate Hudson gespielte Ehefrau von Hauptcharakter Aidan Bloom nur in einigen Momenten wirklich an Profil, bleibt insgesamt aber eher blass, kein Vergleich also zu Natalie Portmans Sam. Und auch mancher Gastauftritt ist des guten ein wenig zu viel. Da wäre besonders der Auftritt von Braffs ehemaligem "Scrubs"-Kollegen und bestem Freund Donald Faison zu nennen, der wohl nur aus einer freundschaftlichen Geste heraus im Film ist und auch die Gastrolle von Jim Parsons wäre nicht unbedingt notwendig gewesen. Dafür überzeugt aber vor allem Mandy Patinkin in der Rolle des sterbenden Vaters und auch die Kinderdarsteller, gespielt von Pierce Gagnon und Joey King, überzeugen vor allem durch viel Authentizität und Charme.

Fazit

Zach Braff gelingt es mit seinem zweiten Regiewerk nach dem gefeierten "Garden State" perfektes emotionales Überwältigungskino abzuliefern, welches teilweise ungeheuer lustig, dann aber auch wieder rührend-dramatisch daherkommt und getragen wird von einem starken Cast und einem wieder mal mitreißenden Soundtrack, der einen auch weit nach Ende des Films durch den Alltag begleiten wird. "Wish I Was Here" ist dann zwar nicht auf dem gleichen Level wie einst "Garden State", trotzdem ist es ein starkes zweites Werk eines Filmemachers, dessen Filme mit so viel Leidenschaft und Liebe gemacht sind, wie sonst kaum welche.

Moritz Stock - myFanbase
08.10.2014

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