Bewertung

London Boulevard

Not every criminal wants to be one.

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Inhalt

Verbrecher Mitchell (Colin Farrell) wird nach drei Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. An einen Neuanfang ist aber nicht zu denken, denn der kriminelle Boss Gant (Ray Winstone) ist noch immer an Mitchs Verbrecherkünsten interessiert. Doch Mitch möchte seiner Vergangenheit endgültig den Rücken zukehren und nimmt den Job als Bodyguard bei der prominenten Schauspielerin Charlotte (Keira Knightley) an. Während die beiden Gefühle füreinander entwickeln, möchte Gant Mitch aus seinem Team nicht gehen lassen und ihm ist jedes Mittel recht, um Mitch an seine Gang zu binden.

Kritik

Der Inhalt klingt sehr nach dem Klassiker "Bodyguard", ist aber tatsächlich eine Romanadaption von Ken Bruen. Der britische Autor setzt sich mit sozialkritischen Themen auseinander, was sich William Monaghan als Anlass genommen hat und letzlich "London Boulevard" daraus entstanden ist. Es finden sich trotzdem viele Ansätze des Klassikers darin, doch glücklicherweise hat sich Monaghan nicht für den Weg des billigen Abklatsches entschieden, sondern macht aus dem Inhalt etwas Eigenes.

Tatsächlich ist die Geschichte um Mitch, der seine kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen möchte, ein interessantes und vielversprechendes Thema. Dass ehemalige Sträflinge es schwer haben, aus dem Teufelskreis auszubrechen, verkörpert Colin Farrell sehr authentisch. Er gibt dieses Jahr richtig Gas im Kino und kann auch hier vollkommen überzeugen. Durch seine starke Bildschirmpräsenz kann er aus dem Charakter Mitch alles herausholen. Man merkt aber deutlich, wie er gegen das schlechte Drehbuch ankämpfen muss. So ergeht es auch Keira Knightley, die im Grunde sich selbst spielen kann. Ihre Szenen bestehen aus dem Gejagtwerden der Paparazzis und dem depressiven Einsperren in ihrem Haus. Leider hat sie überraschend wenig Screentime, da der Fokus nur auf Farrells Mitch liegt und daher geht sie an der Seite ihres Schauspielkollegen unter. Natürlich ist jeder Darsteller für sich genommen großartig, aber zusammen will der Funke bei Farrell und Knightley einfach nicht überspringen. Die Chemie stimmt nicht und das Ineinanderverlieben kommt zu kurz und zu erwartet.

Das ist nur einer der Defizite, die "London Boulevard" von einer genialen Idee ins absolute Mittelmaß stürzen lassen. William Monaghan möchte mit düsteren und schwarzen Szenen überzeugen, schafft es aber nicht, den Zuschauer Teil des Geschehens werden zu lassen. Der Inhalt gibt viel her, aber es scheitert letztlich an der Umsetzung. Viele Szenen sind sehr langatmig geraten, besonders zu Beginn. Auf die angepriesenen Actionelemente muss man sich bis zum Schluss gedulden. Genauso vermisst man auflockernden Witz, wodurch die Szenen noch langweiliger werden und man nur selten Gefühle beim Zuschauer entlocken kann. Nur David Thewlis kann mit seinen kurzen Auftritten unterhalten, aber genau wie Knightley kommt auch er viel zu kurz. Ganz klar, die Spannung hat gefehlt und wäre Colin Farrell nicht zur Stelle gewesen, hätte "London Boulevard" eine wesentlich schlechtere Bewertung bekommen.

Es war mehr oder weniger klar, dass man den Film so enden lassen würde, wie er es letztlich tut. Von dem Paukenschlag erhoffte man sich wohl, die Gesellschaft aufzurütteln. Doch angesichts der stellenweise mangelhaften Szenen nimmt der Zuschauer das Ende einfach zur Kenntnis, aber tiefere Gedanken wird man sich dazu leider nicht machen. Dafür hat man sich zu sehr auf das Schema F gestützt. Hollywoodregisseur Monaghan hat die schwere Materie unterschätzt, denn er kratzt nur an der Oberfläche. Es reicht einfach nicht, auf zwei tolle Darsteller und eine gute Buchvorlage zu setzen, in der Hoffnung, der Film möge schon irgendwie emotional beim Zuschauer anschlagen. Schade, denn Potential war auf alle Fälle da. Dass William Monaghan es kann, hat er mit "Departed - Unter Feinden" und "Königreich der Himmel" ja bewiesen.

Fazit

Es mag irgendwie nicht klappen. "London Boulevard" hat viele gute Ansätze, scheitert aber leider in der Umsetzung. Einzig und allein Colin Farrell wäre ein Kinobesuch wert.

Tanya Sarikaya - myFanbase
16.12.2011

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