Bewertung
Christopher Nolan

Following - Eine blutige Falle

"You take it away... to show them what they had."

Inhalt

Ein junger und arbeitsloser Autor namens Bill (Jeremy Theobald) folgt Leuten auf den Straßen Londons, vordergründig um Inspiration für seinen ersten Roman zu erhalten. Er entwirft einen Regelkatalog, der unter anderem besagt, wen man wie lange verfolgen darf, befolgt diesen aber schließlich selbst nicht mehr, als er sich auf einen faszinierenden, adrett gekleideten Mann, der sich Cobb (Alex Haw) nennt, konzentriert. Wie sich herausstellt, ist Cobb ein Serieneinbrecher, dem es schließlich gelingt, Bill mit auf Beutetour zu nehmen. Eines der Einbruchsopfer ist eine blonde Frau (Lucy Russell), in die sich der Möchtegern-Autor verliebt und die ihn um einen großen Gefallen bittet, ohne dass dieser überhaupt begreifen kann, wo er sich nun gerade hineinmanövriert hat.

Kritik

Gerade einmal 6.000 US-Dollar hat die Produktion des Filmes gekostet, etwa 43.000 Dollar spielte er in den USA ein. Gedreht wurde mit Freunden und Familie, die allesamt einem regulären Job nachgingen, was man entsprechend im Zeitplan berücksichtigen musste. Einer der Drehorte war die Wohnung seiner Eltern. Er hat besonders großen Wert auf extensive Proben gelegt, damit beim ersten oder zweiten Take die Szene im Kasten ist und nicht noch größere Kosten entstehen. Dies war der erste Film von jemandem, der später Budgets im neunstelligen Bereich zur Verfügung gestellt bekam und dessen Filme mittlerweile weit mehr als zwei Milliarden US-Dollar eingespielt haben. Die Rede ist natürlich von Christopher Nolan, jenem Regisseur, der mit "Memento" einen modernen Klassiker erschuf und spätestens mit "The Dark Knight" und "Inception" bewies, dass intelligente Unterhaltung viel kosten und vor allem viel einbringen kann.

Das Interessante an Erstlingswerken wie "Following – Eine blutige Falle" (der deutsche Titelzusatz ist nicht nur unnötig, sondern verrät auch noch viel zu viel vom Film) ist, inwiefern sich dort bereits die Handschrift des Verantwortlichen erkennen lässt. In diesem Fall war Nolan nämlich nicht nur Regisseur, sondern auch Drehbuchautor und Kameramann. Die Schwarz-Weiß-Optik nutzt Nolan in seinem zweiten Film "Memento" zumindest teilweise auch und die Schauspieler sind im Grunde beliebig austauschbar und deuten deswegen auf keine wirklichen Präferenzen hin als darauf, dass Nolan sie kannte und sie bereit waren, neben ihren Vollzeitjobs noch in einem Film mitzuwirken. Auch wenn Nolan in seinen weiteren Werken immer wieder Film-Noir-Elemente einfließen ließ, so wurden sie doch nie so deutlich zur Schau gestellt wie bei "Following". Dennoch gehen nach Sehen des Filmes die ersten Konnotationen unweigerlich zumindest in die grobe Richtung von Christopher Nolan.

Der Grund dafür liegt in der nonlinearen Handlungsstruktur, die sich Nolan auch bei späteren Filmen immer wieder zunutze machen sollte, und die mittlerweile schon fast so etwas wie seine Handschrift geworden ist. Auch diesmal ist die eigentliche Chronologie der Ereignisse ordentlich durcheinander gewürfelt worden. Jedoch ist es nie so, als würde man deswegen irgendwann den Überblick verlieren, denn Nolan sorgt durch optische Hinweise in der Erscheinung Bills dafür, dass man ganz genau weiß, an welchem Punkt sich die Handlung nun befindet. Was Nolan darüber hinaus richtig gut kann, sind Twists, die das vorherige Geschehen mitunter auf den Kopf stellen und den Zuschauer mit offenem Mund zurücklassen. Auch bei "Following" ist dieses Element bereits vorhanden, man kann sogar sagen, dass es der finale Twist durchaus in sich hat, vielleicht ist er sogar zu viel des Guten. Denn die Auflösung wirkt ein wenig überstürzt, was natürlich auch der geringen Laufzeit von knapp 70 Minuten geschuldet ist. Mit fünf bis zehn Minuten mehr hätte man den Twist deutlich besser rechtfertigen können.

Es ist nur logisch, dass man einem Film mit einem Budget von 6.000 US-Dollar die begrenzten finanziellen Möglichkeiten anmerkt. Die Schauspieler stammen nahezu allesamt aus Nolans Freundeskreis oder wie im Falle von Nolans Onkel, der einen Polizisten spielt, sogar aus seiner Familie. Da ist es nur allzu verständlich, dass sie keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, denn das kann man auch unmöglich von ihnen verlangen. Dennoch überzeugen sie in dem Maße, das wichtig für das Funktionieren des Filmes ist, und allein darum geht es. Insbesondere Hauptdarsteller Jeremy Theobald, der später noch vereinzelt sehr kleine Filmrollen übernahm (u.a. in "Batman Begins") und heute im Gesundheitssektor tätig ist, merkt man seine begrenzten schauspielerischen Fähigkeiten an. Bei Alex Haw, der Cobb spielt, und dessen Namen Nolan später für einen weiteren Einbrecher namens Dom Cobb ("Inception") wieder verwendete, wundert man sich, dass Nolan aus jemandem mit so wenig Schauspielerfahrung so eine tolle Leistung herausziehen konnte. Heute ist Alex Haw als Architekt tätig, damals haben ihm nicht wenige aufgrund seiner Leistung im Film eine große Zukunft vorausgesagt. Einzig Lucy Russell, die die Blondine in "Following" spielt, ist heute noch als Schauspielerin tätig und hatte auch einen kleinen Part in "Batman Begins". 2002 wurde sie sogar als Shooting Star des europäischen Films ausgezeichnet. Sie ist als Femme Fatale genau das, was sie sein soll: umwerfend schön (in der Optik sicherlich nicht ganz unabsichtlich an Marilyn Monroe erinnernd), den Männern den Kopf verdrehend und geheimnisvoll.

Fazit

Kurz und knackig, intelligent gemacht und als Film Noir handwerklich sehr gut umgesetzt. Das ist Christopher Nolans Erstlingswerk "Following". Die Thrillerelemente überzeugen nicht immer, der finale Twist wirkt überhastet, das geringe Budget merkt man dem Film an. Wie man nun feststellen muss, ist es Nolan bei seinen weiteren Werken aber eindrucksvoll gelungen, diese Schnitzer auszumerzen. Und so ist er heute vollkommen verdient einer der gefragtesten Regisseure überhaupt. Für Fans von Nolan und des Film-Noir-Genres ist "Following" definitiv zu empfehlen, schon allein, weil es mehr als ungewöhnlich ist, dass bereits beim ersten Film so viel richtig gut ist.

Andreas K. - myFanbase
09.06.2011

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