Bewertung
Géla Babluani

13

Wer am Ende noch steht, gewinnt.

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Inhalt

Der junge Elektriker Vince (Sam Riley) braucht dringend Geld, um die teure Behandlung seines Vaters zu bezahlen. Daher nimmt er kurzerhand die Identität eines kürzlich verstorbenen Kunden an, der bei einem geheimen Millionenspiel mitmachen sollte. Am Zielort angekommen, muss Vince feststellen, dass es sich bei dem Spiel um Russisches Roulette in Turnierform handelt. Reiche Leute schließen Wetten darauf ab, welcher Spieler am Ende überlebt. Vince sitzt in der Falle. Als Spieler mit der Nr. 13 geht er in das makabere Turnier.

Kritik

Außergewöhnliche europäische oder asiatische Filme erreichen in den USA in der Regel nur ein kleines, kundiges Publikum, während die Mehrheit der US-Filmfans ausschließlich die amerikanischen Neuinterpretationen zu sehen bekommt, die sich dann schnell in punkto Popularität und kommerziellen Erfolg auch weltweit vor die Originalfilme schieben. Mit anderen Worten: Hollywood absorbiert Ideen aus anderen Kulturkreisen und spukt Mainstream-Remakes aus. Der Thriller "13" ist ein weiteres Beispiel dafür. In diesem Fall stammt der Originalfilm aus Europa, ist eine französisch-georgische Produktion und heißt "13 Tzameti".

Auf den ersten Blick scheint das Remake die richtigen Voraussetzungen zu erfüllen. Neben namhaften Kinoschauspielern wie Jason Statham und Mickey Rourke sind einige Seriendarsteller, unter anderem Alexander Skarsgård ("True Blood") und David Zayas ("Dexter"), sowie der erfolgreiche Rapper 50 Cent und der Jungdarsteller Sam Riley, dem eine viel versprechende Zukunft vorausgesagt wird, mit dabei. Doch im Endeffekt erweist sich der Film als banaler Aufguss ohne Persönlichkeit. Nur ein paar leise Andeutungen dessen, was möglich gewesen wäre, sind zu erkennen.

Für alle, die nicht genau wissen, was Russisches Roulette eigentlich ist: die Trommel eines Revolvers, in der sich nur eine Patrone oder eine bestimme Anzahl Patronen befindet, wird mehrmals gedreht, so dass dem Spieler die Position der Patrone(n) nicht bekannt ist. Normalerweise - auch wenn Russisches Roulette natürlich wenig mit Normalität zu tun hat - halten sich alle Spieler ihre Waffe an die eigene Schläfe und drücken ab. Der Gewinner ist der, dessen Gehirn sich nicht auf dem Boden verteilt. In "13" wird Russisches Roulette in Turnierform gespielt. Dazu stellen sich die Teilnehmer im Kreis auf und halten ihre Waffe an den Hinterkopf des Vordermannes. Auf ein Zeichen drücken alle ab und hoffen, dass die Waffe an ihrem Hinterkopf nicht losgeht. Eine Gruppe reicher Leute sieht bei diesem makaberen Turnier zu und schließt haushohe Wetten darauf ab, wer überlebt.

Die Szenen, in denen die psychischen und physischen Folgen auf die Spieler deutlich werden, in denen zu sehen ist, wie sich die wiederholte Todesangst auf die körperliche Verfassung und das Verhalten der Männer auswirkt, sind recht stark und zeigen, dass die Grundidee sehr viel Potential hat. Leider ist das ganze Drumherum viel zu schwach und nichts sagend inszeniert. Dies beginnt schon bei dem Hauptcharakter Vince, alias Spieler Nr. 13, zu dem der Zuschauer durch ein paar persönliche Szenen eine Beziehung aufbauen soll, was jedoch nicht gelingt. Die hingeworfenen Brocken, die uns für diesen Charakter einnehmen und sein Verhalten erklären sollen – der verletzte Vater, dessen Körper aus unbekannten Gründen zu 80% in Gips eingepackt ist, die niedliche kleine Schwester, die Geburtstag feiert, die Mutter, die auf ihren Sohn angewiesen ist, – sind einfach zu künstlich und inhaltsleer. Vince bleibt daher bis zum Schluss ein oberflächlicher Charakter, dessen Überleben dem Zuschauer längst nicht so wichtig ist, wie es sein sollte.

Auch die anderen Charaktere enttäuschen weitestgehend. Jason Statham mimt Jasper, einen der Herren, die bei dem Spiel Unsummen verwetten, und zeigt dabei nichts Ganzes und nichts Halbes. Sein Charakter wirkt einfach nur erbärmlich und niederträchtig, besonders durch das ernüchternde Ende des Films. Man wartet vergeblich darauf, dass Jasper in irgendeiner Form fasziniert oder überrascht. Daneben spielt Mickey Rourke zwar seine Paraderolle des heruntergekommenen Antihelden, kommt dabei aber ebenfalls nicht zur Entfaltung. Sein Charakter, der Spieler Nr. 17, erhält nur eine kurze Hintergrundgeschichte und soll dann irgendwie von alleine Antihelden-Charme versprühen. Das ist zu wenig. Gleichermaßen blass bleibt die Polizei, vor allem verkörpert durch David Zayas als Detective Larry Mullane, die halbherzig als ein möglicherweise entscheidender Faktor präsentiert wird, aber letztlich nur hilflos wirkt. Wir erfahren nicht, was genau die Cops eigentlich über diese Russisch-Roulette-Turniere wissen und was nicht, allerdings sieht man als Zuschauer sehr deutlich, wo ihr Versagen liegt, zum Beispiel in der kompletten Unfähigkeit, Personen zu beschatten und Orte im Auge zu behalten.

Fazit

Abgesehen von dem Russischen Roulette an sich hat der Film wenig zu bieten. Die Gesamthandlung überzeugt nicht und die Charaktere sind schwach. Das Potential der Darsteller wird somit verschenkt.

Maret Hosemann - myFanbase
05.06.2011

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