Bewertung
Shari Springer Berman, Robert Pulcini

Letzte Gentleman, Der

So here we are, where are we?

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Inhalt

Wirklich Pech hatte Louis Ives (Paul Dano), als er an der renommierten Universität Princeton – an der er lehrte – beim Probieren eines Damen-BHs erwischt wurde. Die Uni kann das natürlich nicht hinnehmen und wirft den schüchternen jungen Mann raus. Um dem Negativen doch noch etwas abzugewinnen, macht sich der Mann auf und erfüllt sich einen seiner größten Wünsche - er zieht nach New York City. Dort findet er gleich einen Job und verliebt sich in seine Kollegin (Katie Holmes), die aber vergeben ist. Auch sein Vermieter macht ihm reichlich Ärger, ist Henry Harrison (Kevin Kline) doch nicht unbedingt ein Mann seiner Zeit. Er ist schräg, hat festgefahrene Prinzipien, tausende Vorurteile und datet gerade eine über 90-jährige Millionärin. New York ist also alles andere als einfach für Louis, der sich dort erst einmal selber finden will.

Kritik

Literatur beeinflusst seit Jahren immer mehr unser Kinoerleben und so ist es kaum ein Wunder, dass auch das Independent-Kino sich ab und an kleinen Schätzen der Literaturwelt annimmt und diese verfilmt. So getan haben es Shari Springer Berman und Robert Pulcini, die die Novelle "The Extra Man" von Jonathan Ames auf die Leinwand brachten. Der fertige Film feierte dann beim legendären Sundance-Filmfestival Premiere und fand schließlich einen Verleih, der ihn sogar international veröffentlichen würde.

Wenn man den Film "Der letzte Gentleman" in einem Wort zusammenfassen müsste, so wäre das wohl eindeutig: kurios. Denn normal – was auch immer das ist – ist hier nichts. Weder die Charaktere, die skurriler wohl kaum sein könnten, noch die Geschichte. Dabei ist das noch nicht einmal ein besonders großes Hindernis für einen Film, denn mit skurrilen Charakteren und einer seltsamen Story kann man durchaus einen halbwegs gelungenen Film erschaffen, doch dem Regieehepaar Springer Berman und Pulcini gelingt dies leider nicht.

Beginnen wir bei dem Hauptcharakter. Louis Ives ist nicht nur ein Frauenkleiderfetischist, nein, er glaubt auch noch, in den 70er Jahren zu leben. Dagegen ist sein Drang und seine Anziehung zu Frauenkleidern nicht ganz so passend für diese Zeit. Je mehr der Zuschauer den Charakter Louis aber kennen lernt, desto mehr lernt er dahinter einen einsamen, jungen Mann kennen, der seine Sehnsüchte und seine Einsamkeit mit dieser Neigung zu überspielen versucht. So lässt sich zumindest sagen, dass der Charakter Louis alleine keinesfalls das große Problem von "Der letzte Gentleman" ist, vielmehr das viel zu offen gelassene Ende bezüglich seiner Figur und noch vielmehr der zweite Hauptcharakter in Gestalt von Henry Harrison. Dieser ist eine ganze Aneinanderreihung von Kuriositäten, die man als Zuschauer weder nachvollziehen, noch überhaupt wissen möchte und die es einen unglaublich schwer machen, überhaupt etwas anderes als Antipathie für ihn zu empfinden. Gerade wenn Kevin Kline seine Morgengymnastik zu lauter Klassikmusik gibt, hat man eigentlich kaum noch Lust, den Mann mit den steifen Vorsätzen und seltsamen Eigenschaften weiter zu studieren. Leider würde man bei einer Studie auch nicht wirklich tief graben können, denn neben all den Kuriositäten, die Henry im Laufe des Films anstellt, bleiben die Hintergründe fast völlig auf der Strecke.

Da wäre dann noch das Drehbuch, das eindeutig die größte Schwäche des Filmes ist. Von Beginn an hat der Film keine feste Struktur und so weiß man einfach nicht, wo er hin möchte und was er überhaupt erzählen möchte. Auch das Ende macht den Sinn des Films nicht unbedingt deutlicher und obwohl zwischendrin tatsächlich auch mal etwas Spannunga aufgebaut wird, so ist es tatsächlich schwer, einem Film mit Begeisterung zu folgen, bei dem man nicht weiß, wohin er führen soll und was er da überhaupt erzählt.

Auch die Darsteller können die lausige Story und die unzureichend gezeichneten Charaktere kaum retten, versuchen jedoch alles. Gerade zu Beginn erhält Kevin Kline tatsächlich einige Momente zum Glänzen, bevor sein Charakter absolut ins Lächerliche abdriftet und er selbst mit einer oscarreifen Darstellung nicht mehr die Aufmerksamkeit und die Sympathie der Zuschauer zurückerobert hätte. Dano hingegen nimmt sich seines Schicksals an und versucht aus seinem Louis das Beste rauszuholen, was ihm nicht durchgehend gelingt. Die Nebendarsteller John C. Reilly und Katie Holmes können leider auch kaum glänzen.

Fazit

Alles in allem ein Film, der vor allem durch seine Schrägheit versucht zu überzeugen. Leider wird vor lauter Absurditäten vergessen, dass ein Film auch eine Geschichte transportieren sollte. Schade eigentlich, denn der Cast lässt deutlich mehr erwarten.

Technische Details

FSK: ab 12 Jahren
Ton: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch), DTS 5.1 (Deutsch)
Bild: 2,35:1 Anamorph Widescreen
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Kinotrailer, Audiokommentar, Featurettes

Eva Klose - myFanbase
03.05.2011

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