Bewertung
Robert Redford

Von Löwen und Lämmern

"Noch nie habe ich solche Löwen unter dem Kommando solcher Lämmer gesehen."

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Inhalt

In einem persönlichen Gespräch gewährt der gerissene Senator Irving (Tom Cruise) der Journalistin Janine Roth (Meryl Streep) Einblicke in die neue US-Strategie für den Afghanistan-Krieg. Zur gleichen Zeit bittet Stephen Malley (Robert Redford), Professor für Politologie, den Studenten Todd Hayes (Andrew Garfield) in sein Büro. Dieser ist ein begabter junger Mann, fiel jedoch in letzter Zeit vor allem durch Fehlen in Vorlesungen auf. Malley erzählt ihm von seinen ehemaligen Studenten Ernest Rodriguez (Michael Peña) und Adrian Finch (Derek Luke), die sich freiwillig für den Kriegsdienst meldeten und nun an vorderster Front kämpfen...

Kritik

Es stehen weder die Geschichte noch die Figuren noch die großen Stars im Mittelpunkt. Nein, die wahre Hauptrolle spielen die Dialoge. In "Von Löwen und Lämmern" wird viel geredet, sehr viel. Denn hier wird kaum auf Action, sondern vor allem auf Anspruch gesetzt. Wer einen Film zum Nachdenken sucht und bereit ist, sich anderthalb Stunden lang ordentlich zu konzentrieren, dem sei Robert Redfords engagiertes Politdrama wärmstens empfohlen.

Die Konversationen sind intelligent, scharfzügig und tiefgründig. Sie bilden das Herzstück des Films, charakterisieren die handelnden Personen und erzeugen Spannung. Unangenehme Fragen werden mutig aufgeworfen. Das Drehbuch fungiert in seiner Gesamtheit – obwohl um Sachlichkeit bemüht – als eindeutige Mahnung wider (unnötigen) Kriegen und ist stets nah am aktuellen Weltgeschehen. Was es aber nicht vermag, ist die emotionale Distanz zwischen den Figuren und dem Publikum bei Seite zu schaffen, von einer Ausnahme abgesehen. Der Handlungsstrang um Rodriguez und Finch ist tatsächlich der einzige der drei, welcher dann auch wirklich berührt. Die zwei engen Freunde, Latino und Afroamerikaner, stammen aus ärmlichsten Verhältnissen und haben sich mit bewunderswertem Fleiß hochgearbeitet. Wenn sie den Einsatz in Afghanistan beendet haben, werden sie - so ihr Glaube - im Heimatland etwas bewirken können. Als die Lage sich dramatisch zuspitzt, leidet man mit Roriguez sowie Finch und hofft einfach nur inständig, sie mögen überleben. Gegen Ende schließlich versucht der Film bedauerlicher Weise gar nicht weiter, Pathos zu vermeiden.

Meryl Streep liefert eine gewohnt überdurchschnittliche Leistung. Tom Cruise, der in den letzten Jahren aufgrund seiner agressiven Tätigkeiten für die Scientologie-Sektie vermutlich so mache Sympathie verloren haben dürfte, ist Streep beinahe ebenbürtig. Andrew Garfield, zukünftiger Spiderman und derzeit ein heißer Kanditat um das Oscar-Rennen für "The Social Network", liefert zwar eine solide Darstellung ab, verblasst aber neben dem chararismatischen Robert Redford. Michael Peña und Derek Luke wirken immer natürlich und verdienen ein dickes Lob.

Fazit

Überzeugende Schaupieler in einem intellektuellen Antikriegsfilm voll gelungener Dialoge. Nur will es der bisweilen an ein Kammerspiel erinnernden Inszenierung nur in einem von drei Handlungsstängen gelingen, seinen Zuschauern emotionalen Zugang zu den Figuren zu verschaffen. Dennoch auf jeden Fall ein guter Tipp.

Maren Langos - myFanbase
28.12.2010

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