Bewertung
Tim Burton

Ed Wood

Filme waren seine Leidenschaft. Frauen waren seine Inspiration. Angorawäsche war seine Schwäche.

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Filmregisseur Edward D. Wood Jr. (Johnny Depp) will in die Geschichte Hollywoods eingehen, hat aber ein großes Problem: Er besitzt absolut kein Talent. Doch durch seine Leidenschaft gelingt es ihm immer wieder, in billigen Kulissen und mit einem kuriosen Schauspielensemble primitive Horror- und Science-Fiction-Filme zu drehen. Als diese sowohl vom Publikum als auch den Kritikern verrissen werden, plant Ed Wood sein großes Meisterwerk zu verwirklichen, in dem auch Stummfilmlegende Bela Lugosi (Martin Landau) mitwirken soll. Doch ist die Realisierung des Films schwerer zu verwirklichen als gedacht…

Kritik

Wenn man von manipulativen Regisseuren spricht, die hauptsächlich ein optisches Gesamtkonzept in ihren Filmen verfolgen, dann muss man gleichzeitig von Tim Burton reden. Doch wer geglaubt hat, dass Burton nur außergewöhnliche Bilder von Fantasiewelten auf die Leinwand zaubern kann, hat sich geirrt: Mit dem Biopic "Ed Wood" beweist er auch sein Talent im Umgang mit Schauspielern.

Wer zuvor von Edward D. Wood Jr. noch nichts gehört hat, wird sich während "Ed Wood" mehrmals die Frage stellen, ob sich die oftmals sehr skurrilen Szenen wirklich so zugetragen haben oder ob sie nur aus der blühenden Fantasie der Drehbuchautoren stammen. Verblüfft wird man feststellen, dass Burton zwar einige von Woods dunklen Seiten, wie seine Depressionen, unter den Tisch fallen ließ, ihn aber ansonsten sehr originalgetreu dargestellt hat. Denn Ed Wood zog wirklich gerne Frauenkleider an und drehte einen Film darüber ("Glen or Glenda?"), der gleichzeitig sein eigenes Outing war – auch vor seiner Lebensgefährtin. Zudem spielten beide auch noch die Hauptrollen.

Doch nicht nur die kuriose Story überzeugt, sondern auch die Optik des Films. Denn Tim Burton konnte es sich nicht gänzlich verkneifen, eine visuell außergewöhnliche Tragikomödie zu realisieren. "Ed Wood" ist nämlich komplett in schwarz-weiß. Dies kommt vor allem den nachgestellten Filmszenen aus Woods Filmen, wie "Plan 9 aus dem Weltall" oder "Die Rache des Würgers" zugute, die dadurch ihren Originalen erstaunlich ähnlich sehen. Den Retrolook hat "Ed Wood" Walt Disney Pictures zu verdanken, denn Columbia Pictures, die den Film zunächst entwickeln wollten, verweigerten Burton dieses Vorhaben aus Angst vor dem Risiko.

Zwar hat "Ed Wood" einige kleinere dramaturgische Schwächen, doch die Klasse der Schauspieler lässt über sie hinwegsehen. So mimt Burtons Stammschauspieler Johnny Depp den schlechtesten Regisseur aller Zeiten mit viel Charme und Leidenschaft und lässt ihn niemals lächerlich wirken. Viel mehr noch leistet Martin Landau, der den Stummfilmstar Bela Lugosi hervorragend verkörpert und für seine Leistung einen Oscar gewann.

"Ed Wood" war kein Erfolg an den Kinokassen, wo er noch nicht mal ein Drittel seiner Produktionskosten einspielte und damit floppte. Ganz und gar zu Unrecht, denn seine Protagonisten wissen zu fesseln und zu berühren.

Fazit

Ausgerechnet einer der talentiertesten Regisseure Hollywoods verewigt den wohl schlechtesten in diesem überaus unterhaltsamen Film im Stil eines Ed-Wood-Streifens.

Markus Hauschild - myFanbase
31.03.2010

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