Bewertung
Stephen Frears

Queen, Die

Tradition Prepared Her. Change Will Define Her.

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Inhalt

Ein Sommerabend in Paris, 1997: In Windeseile verbreitet sich die Schreckensnachricht vom Tod der Prinzessin von Wales und ihrem Lebensgefährten Dodi Al Fayed. Die ganze Welt trauert um den Verlust der "Königin der Herzen", Elton Johns "Candle in the Wind" wird zur Hymne aller. Doch während die Briten massenweise Blumen vor den Buckingham Palast legen und Diana gedenken, bleibt die königliche Familie fernab von der Öffentlichkeit in ihrem Feriendomizil in Schottland und zeigt keinerlei Regung.

Von Tag zu Tag wird der Druck auf Königin Elizabeth (Helen Mirren) größer, sie möge ihre Trauer öffentlich bekunden und vor das Volk treten. Doch diese ist es nicht gewohnt, ihre Gefühle vor anderen Menschen zu zeigen – und im Besonderen nicht vor dem gesamten britischen Volk. Während die Queen immer mehr an Ansehen und Rückhalt im Volk verliert, gewinnt der neugewählte Premierminister Tony Blair (Michael Sheen) zunehmend die Zustimmung der Leute. Lange wird er mit seinen Ratschlägen nicht von der Königin erhört, kann nur kleine Erfolge verbuchen. Schließlich sieht sich die Queen gezwungen zu handeln.

Kritik

Kaum ein Mensch auf der ganzen Welt wird wohl nicht wissen, wo er sich zu dem Zeitpunkt befand, als er von dem Tod Prinzessin Dianas erfahren hat. Dieses Ereignis hat sich in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt wie kaum ein anderes und brachte die Stellung der Queen und der Monarchie ins Wanken, wie man es sich zuvor wohl kaum hätte vorstellen können. Eine Bewährungsprobe für die Regentin, die sie aber bestanden hat, wenn auch mit leichten Blessuren.

"Die Queen" behandelt eine schwarze Phase der Monarchie in Großbritannien. Der Film spielt innerhalb einer Woche, die wohl kaum ereignisreicher hätte sein können. Die Forderungen aus dem Volk werden immer lauter, da tut die Presse nur ihr Übriges. Noch heute ist der Mythos, der um die Prinzessin von Wales herrscht, ungebrochen und es pilgern Tausende nach London, um sich ein Andenken zu kaufen. Sie ist zur Legende geworden. Die Frau, die sich gegen das Königshaus aufgelehnt hat und es fast auch zum Einsturz gebracht hätte.

Ein grosser Pluspunkt dieses Filmes ist, dass man hier beide Seiten der Queen sieht. Zum einen die öffentliche Königin, die Repräsentantin, die eben auf ihre Rolle und vor allem auch ihren Status bedacht ist und in ihrem gewohnten Schema F bleiben möchte. Zum anderen werden aber auch kleine Szenen der privaten Königin gezeigt, die, gestrandet an einem Fluss, einfach die Tränen laufen lässt und trotz der vielen Unannehmlichkeiten mit Diana um sie trauert. Helen Mirren ist dabei ein Meisterstück ihrer Kunst gelungen. Sie spielt nicht nur die Queen, sie ist sie. Sie selbst hat in einem Interview ihre Bedenken geäußert, dass sie nicht wie eine Kopie der Königin wirken möchte. Zum Glück ist ihr das nicht passiert. Es ist etwas Eigenes in der Darstellung Mirrens, die somit diese Figur sehr authentisch rüberbringt – und darum geht es schlussendlich. Man nimmt ihr jede Szene vollends ab und empfindet Mitgefühl. Als "Mann aus dem Volke" an ihrer Seite haben sie und Michael Sheen als Premierminister Tony Blair die Rollen getauscht. Er hat nun die Rolle des Beraters eingenommen und pocht immer mehr auf einen öffentlichen Auftritt der königlichen Familie. Gerade dieser Mensch, der so nah an der Quelle sitzt, gerade er hat als Einziger von allen noch Verständnis für die Königin, das sowohl im Volk als auch in seinem Beamtenstab verloren gegangen ist. Durch seine beherzte Verteidigung und ein Plädoyer, das um Verständnis bittet, ist man nicht nur der Queen noch einmal ein Stück näher gekommen. Dadurch gewinnt der Film auch an Vielschichtigkeit. Die Welt ist eben nicht nur schwarz-weiß, sondern hat auch ein paar Grautöne zu bieten, die man nicht völlig vergessen sollte. Michael Sheen spielt dabei seine Rolle überzeugend und ist genauso ein Strahlemann, wie man Tony Blair auch heute noch vor seinen Augen hat.

Obwohl man nur zu gut die Ereignisse dieser Woche kennt, so wird der Film doch nie langweilig. Es ist eine Art Grundspannung erhalten, die zwar nie völlig zum Ausbruch kommt, den Film aber auch nicht wie eine Aneinanderreihung der damaligen Ereignisse aussehen lässt.

Es scheint, als habe man einen direkten, exklusiven Einblick in die Gemäuer des königlichen Palastes und sei ganz nah an den Geschehnissen. Zu diesem Gefühl trägt eben auch bei, dass man die königliche Familie bei alltäglichen Unternehmungen wie einem Picknick sieht. Besonders gut dargestellt ist dabei die Szene, in der alle Mitglieder vor dem Fernseher sitzen und die nächtliche Berichterstattung aus Paris live im Fernsehen mit verfolgen. Zum einen das Lästern Prinz Philips über das Jetset-Leben seiner ehemaligen Schwiegertochter, zum anderen das angespannte Schauen der Nachrichten. Es bleibt zwar immer klar, dass diese Familie eben doch nicht so normal ist, wie der 08/15 Durchschnitt, doch man erkennt deutlich, dass eben auch die Royals mit Problemen zu kämpfen haben und nur mit Wasser kochen.

Fazit

"Die Queen" ist absolut sehenswert. Die Trauer des Volkes hat man auf der ganzen Welt miterleben können, nun bekommt man die andere Seite der Medaille vor Augen geführt.

Carolin F. - myFanbase
18.08.2009

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