Bewertung
Lasse Hallström

Chocolat

"The first Comte de Reynaud expelled all the radical Huguenots in this village. You and your truffles present a far lesser challenge." - Comte de Reynaud zu Viianne

Foto: Copyright: 2009 Universum Film GmbH
© 2009 Universum Film GmbH

Inhalt

Es ist das Jahr 1959. In einer französischen Kleinstadt beginnt die Fastenzeit. Eifrigster Verfechter der Fastenzeit ist der Bürgermeister des Ortes, Comte de Reynaud (Alfred Molina). Zu dieser Zeit kommt Vianne (Juliette Binoche) mit ihrer Tochter Anouk in die Stadt und eröffnet eine Chocolaterie. Es ist aber keine gewöhnliche Chocolaterie, denn hier werden die Rezepte der alten Azteken hergestellt. Zunächst misstrauisch beäugt, trauen sich langsam mehr und mehr der Einwohner in das ungewöhnliche Geschäft. Allen voran Armande (Judi Dench), die Eigentümerin des Geschäftes.

Schließlich kommen auch noch so genannte Flussratten ins Dorf und mit ihnen der attraktive und geheimnisvolle Roux (Johnny Depp). Das Dorf versucht, sie zu vertreiben. Vianne ist eine der wenigen, die sich nicht von den Vorurteilen gegen diese Menschen abschrecken lässt und sich im Gegenteil solidarisch mit ihnen verhält. Von den Dorfbewohnern wird sie daraufhin zunehmend ignoriert. Nun endlich scheint der Feldzug des Comte gegen Vianne siegreich zu verlaufen. Aber lässt sich Vianne mit ihrer Tochter wirklich so einfach vertreiben?

Kritik

In einer unaufdringlichen, liebevollen Art werden die verschiedenen Charaktere, die eine Kleinstadt ausmachen, in diesem Film porträtiert. Da ist der Bürgermeister, der sich in alles einmischt, der Kneipenwirt, der seine Frau schlägt, ein Ehepaar, das versucht, seine Ehe wieder in Schwung zu bekommen, die unglückliche Ehefrau, die zur Kleptomanin wird, die überfürsorgliche Mutter und viele mehr. Als Klatschzentrale dient, wie sollte es auch anders sein, der örtliche Friseursalon.

Urkomische Szenen entstehen mit einem Rentner, der fragt, ob sein Hund auch zur Beichte gehen darf oder ob der Hund eine unsterbliche Seele hat. In solchen und vielen anderen Szenen werden die dogmatischen Grundsätze des Katholizismus hinterfragt. Aber der Film versucht nicht, sich über eine Kleinstadt und ihre Lebensweise moralisch zu erheben. "Chocolat" zeigt auch, dass jeder seine Geheimnisse und Probleme im Leben zu tragen hat, egal wie fröhlich, aufgeschlossen oder auch verschlossen er sich zeigt.

Was die Besetzung des Films betrifft, so hat hier ein richtiges Staraufgebot stattgefunden. Alfred Molina als Bürgermeister, der verzweifelt versucht, die Ordnung in "seiner" Stadt aufrecht zu erhalten. Der Flusspirat Roux, gespielt von Johnny Depp, der es mit seiner lässigen Art schafft, die so selbstbewusste Vianne aus dem Konzept zu bringen. Juliette Binoche, die sich ihre Rollen sehr bewusst aussucht, und hier schauspielerisch durchweg überzeugen kann. Und schließlich Judi Dench als Armande, die sich als 70-jährige nicht mehr dem Diktat der Kleinstadt und ihrer Tochter unterwerfen will und ihren eigenen Weg verfolgt. Erwähnenswert ist die Leistung von Lena Olin als Josephine, die hier sehr gut die geschlagene Ehefrau spielt, die durch das Auftauchen von Vianne wieder Lebensmut bekommt und ihr Leben neu ordnen kann.

Nicht zu vergessen, ist der Appetit auf Schokolade, der in diesem Film massiv erzeugt wird. Die Rezepte wirken sinnlich und verführerisch.

DVD

Neben dem Kommentar des Regisseurs gibt es die Originalversion, dazu ein Making-Of. Die klassischen geschnittenen Szenen gehören ebenso dazu, wie einige Rezepte, die im Film hergestellt werden. Auch der Kinotrailer ist auf der DVD und einige Biographien der Darsteller.

Fazit

Alles in allem ein Film, der sich auf jeden Fall anzuschauen lohnt. Nicht vergessen, vorher Schokolade zu besorgen! Fans von Johnny Depp seien gewarnt, er hat in diesem Film "nur" eine Nebenrolle.

Miriam Ahrenholz - myFanbase
19.03.2008

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