Bewertung
Wong Kar Wai

My Blueberry Nights

Elizabeth: So what's wrong with the Blueberry Pie?
Jeremy: There's nothing wrong with the Blueberry Pie, just people make other choices. You can't blame the Blueberry Pie, it's just... no one wants it.
Elizabeth: Wait! I want a piece.

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Inhalt

Die junge Elizabeth (Norah Jones) steht vor den Trümmern ihrer Beziehung: von einem Tag auf den anderen verlässt ihr Freund sie, er hat eine andere. Elizabeth ist am Boden zerstört. Sie findet den Weg in ein Bistro, das Jeremy (Jude Law) gehört und gibt ihm die Schlüssel ihrer Wohnung, die er aufbewahren soll, bis ihr (Ex-)Freund sie abholt. Doch die Tage vergehen, Elizabeth kommt jeden Tag bei Jeremy vorbei und die Schlüssel liegen dort immer noch. Langsam begreift Elizabeth, dass es endgültig aus ist.

Elizabeths Besuche bei Jeremy werden schnell zu einer Tradition: jeden Abend gibt Jeremy ihr ein Stück Blaubeerkuchen, den sonst keiner isst und sie verbringen viel Zeit zusammen und reden. Eines Tages beschließt Elizabeth, dass sie weg muss aus New York und bricht auf, um ihre alte Liebe zu vergessen und sich selbst zu finden. Sie trifft die verschiedensten Menschen und merkt während ihrer Reise, dass das Glück vielleicht die ganze Zeit über direkt vor ihren Augen lag...

Kritik

Wong Kar Wai war irgendwie schon immer ein Träumer. Ein Träumer, der seine Träume in Filmen visualisierte. Wer Wongs Filme kennt, der weiß, was das bedeutet: artistische Bilder, melancholische Musik, traurige Schicksale. Und viel Zeit für Details. Aber gerade das ist es ja, was Wong Kar Wai ausmacht: schöne Details.

Wer denkt, dass Wong mit seinem ersten englischsprachigen Film von seinen Träumen erwacht, der liegt falsch: Er träumt weiter. Die Geschichte von Elizabeth und Jeremy ist eine, wie man sie sich in der Realität wünschen würde. Sie fängt ganz subtil an und mit der Zeit ist es Jeremy, der sich in das Mädchen mit dem gebrochenen Herzen verliebt. Doch ihr Herz ist so gebrochen, dass sie Jeremys Gefühle nicht bemerkt. Erst während ihrer Reise, die sie quer durch die USA führt, wird Elizabeth bewusst, dass sie mit Jeremy schon denjenigen getroffen hat, den sie die ganze Zeit gesucht hat.

Dass Wong Kar Wai seine Hauptfigur Elizabeth mit einer Newcomerin wie Norah Jones besetzte, war ein sehr mutiger Schritt, der sich jedoch als lohnenswert erwies. Jones macht ihre Sache anständig und liefert ein ordentliches Schauspieldebüt ab, doch noch viel besser als ihre Schauspielerei sind ihre Songs. Selbstverständlich ist es eines ihrer Lieder, das den Film einleitet und wenn man ihre Stimme hört, ist man einfach schlagartig in diesem träumerischen Zustand, der den ganzen Film über anhält.

Die Figur der Elizabeth steht zwar im Zentrum der Geschichte, dennoch dient sie vielmehr als Medium, um andere Figuren einzuführen. Am Anfang von Elizabeths Geschichte steht Jeremy, den Jude Law sehr einfühlsam, überzeugend und sympathisch porträtiert – wie nicht anders erwartet, erfüllt Law voll und ganz seine Rolle. Als nächstes treffen wir auf Arnie, gespielt von David Strathairn, der die beiden Seiten der Figur hervorragend spielt. Rachel Weisz, die Arnies Frau Sue Lynne darstellt, steht ihm in nichts nach: Wenn Rachel auf dem Bildschirm ist, steht sie im Mittelpunkt und geht in dieser Rolle voll auf. Besonders überzeugend war Natalie Portman als freche Pokerspielerin Leslie, die Norah Jones bei den gemeinsamen Szenen in Grund und Boden spielte.

Neben dem hervorragenden Schauspielerensemble sind es vor allem die Dinge drum herum, die "My Blueberry Nights" ausmachen: Die eigentlich einfache Story wird durch Kamerawinkel und –einstellungen unterstützt, die typisch sind für Wong. Essentiell ist auch die bereits genannte Musik, die genau an den richtigen Stellen eingesetzt wird.

So endet Elizabeths Reise schließlich nach 300 Tagen wieder dort, wo sie angefangen hat: in New York. Wong Kar Wai entlässt den Zuschauer mit einer wunderschönen, ja traumhaften Endszene. Und man reibt sich erstaunt die Augen, dass der Traum schon vorbei ist.

Fazit

Auch mit seinem ersten englischsprachigen Film hat Wong Kar Wai bewiesen, dass er ein talentierter Filmemacher ist: Er ist seinem Stil treu geblieben und hat mit "My Blueberry Nights" einen Film kreiert, der einen mit einem wohligen Gefühl zurücklässt.

Maria Gruber - myFanbase
03.02.2008

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