Bewertung
James Foley

Verführung einer Fremden

Jeder hat ein Geheimnis. Wie weit wärst du bereit zu gehen, um dieses Geheimnis zu bewahren?

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Halle Berry und Bruce Willis in einem packenden Thriller: Muss doch eigentlich ein absolutes Highlight sein, oder? Dachte ich mir zumindest, bevor ich den Film gesehen habe...

Inhalt

Rowena Price (Halle Berry) arbeitet als findige Reporterin für eine große New Yorker Zeitung. Doch ihre vermutlich beste Skandalstory wird am Tag vorher zunichte gemacht, da der wichtigste Zeuge bestochen wurde. Sie kündigt (vorerst?), bekommt aber sofort eine neue Story geliefert, um die sie sich privat kümmern möchte. Eine alte Bekannte aus Kindertagen, Grace (Nicki Aycox), wird mit vergifteten Augen aus einem Fluss gefischt. Das Interessante daran ist jedoch, dass Grace eine Woche vorher Rowena getroffen hat und ihr erzählte, dass sie in der Stadt sei, um den verheirateten Werbemogul Harrison Hill (Bruce Willis) zu treffen, dem sie im Internet über einen Chat näher gekommen sei.

Rowena beginnt natürlich sofort mit der Recherche, wobei sie Hilfe von einem Freund, dem Computerexperten Miles (Giovanni Ribisi), bekommt. Die ersten Spuren führen zu Hill und Rowena schleicht sich auf zweierlei Arten bei ihm ein: Einerseits lässt sie sich von Miles einen Job in seiner Werbefirma besorgen, andererseits meldet sie sich in dem Chatroom an, in dem Grace Hill getroffen hat. Über beide Wege kommt sie mit Hill mehr oder weniger nah in Kontakt und alles deutet immer mehr darauf hin, dass Hill der Mörder ist. Doch er ist nicht der einzige Verdächtige. Rowena muss feststellen, dass auch ihr Freund Cameron (Gary Dourdan) und sogar Miles (dreckige) Geheimnisse haben, die mit Graces Mord in Verbindung stehen könnten...

Kritik

Der Film beginnt eigentlich vielversprechend und ziemlich mutig: Rowenas zunichte gemachte Skandalstory handelt nämlich von einem republikanischen Senator, der sich radikal gegen die Rechte von Schwulen einsetzte, selbst jedoch einige homosexuelle Affären hatte. Auch das Vertuschen dieses Skandals ist gut gewählt für den Anfang dieses Films.

Doch dann baut der Film ab. Und zwar ziemlich. Die Story ist nicht fest verankert, sie schwimmt fast. Natürlich sind hier und da Hinweise auf das Ende des Films, die nicht schlecht eingebaut sind. Solche Hinweise, die man erst erkennt, wenn der Film zu Ende ist und die diesen "Aha, deshalb war..."-Effekt hervorrufen. Doch die Geschichte an sich ist meiner Meinung nach einfach nicht gut genug ausgearbeitet. Dafür, dass Hill am Schluss doch keine so große Rolle mehr spielt, hätte man ihm vorher mehr Platz - vor allem an Rowenas Seite - einräumen sollen. Er wirkt am Schluss fast ein wenig deplatziert. Der Computerexperte und mögliche Verdächtige Miles hingegen ist im Kontrast dazu sehr gut eingeflochten. Sein "Geheimnis" passt auch zur Story und bringt diese voran. Rowenas Entwicklungen gegen Hill hingegen bringen die Geschichte eher ins Stocken, weil sie so unausgearbeitet sind. Und Rowenas Freund Cameron kommt sowieso zu kurz.

Von der Inszenierung an sich her finde ich den Film aber eigentlich ganz gelungen. Nicht schlecht, aber vielleicht etwas durchschnittlich. Gut gefällt mir die Musik, die nicht zu übertrieben und genau an den richtigen Stellen eingesetzt wird. Ich vermisse aber ein wenig exotischere Kamerapositionen, die sich in diesem Film bestimmt gut machen würden. Von einem (erotischen?!) Thriller mit Halle Berry und Bruce Willis, zwei absoluten Topstars in Hollywood, erwartet man sich dann doch ein wenig mehr. Möglicherweise soll das Absicht sein, aber wenn schon die Story nicht passt, braucht man wenigstens eine anständige Inszenierung (siehe "Transformers").

Doch Inszenierung und Story, das ist die eine Sache. Die Schauspieler, das ist die andere Sache. Und die sind gut. Sehr gut sogar. Man merkt zwar, dass Berry und Willis den Anweisungen und Vorstellungen des Regisseurs folgen, doch sie fügen dem Film eine eigene Note hinzu. Halle Berry fühlt sich zu Beginn der Story, als sie noch nicht in die Welt der Geheimnisse und sexuellen Begierden abrutschen musste, als schlagferige Reporterin äußerst wohl und das sieht man sehr deutlich. Bruce Willis als gefühlskalter Ehebrecher und Werbeguru ist aber auch nicht zu verachten. Und sein einziger Wutausbruch ist tatsächlich zum Fürchten. Am besten finde ich jedoch Giovanni Ribisi, der den Computerfreak Miles verkörpert. Mit welchem Blick er Rowena und ihren Freund bei einer heißen Nummer beobachtet: Göttlich! Dieser Charakter rettet definitiv den Film!

Fazit

Ich habe mich nicht gelangweilt und ich muss zugeben, die Mängel sind mir erst nach dem Film aufgefallen. "Verführung einer Fremden" ist durchaus spannend und überrascht mit interessanten Wendungen. Auf jeden Fall ein guter Film für einen DVD-Abend. Ich hätte wahrscheinlich auch Geld für einen Kinobesuch ausgegeben.

Pepita Gigglinger - myFanbase
28.12.2007

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