Bewertung

Review: #8.01 Mein Vicodin, dein Vicodin

Foto: Hugh Laurie, Dr. House - Copyright: 2012 Fox Broadcasting Co.; Warwick Saint/FOX
Hugh Laurie, Dr. House
© 2012 Fox Broadcasting Co.; Warwick Saint/FOX

Wer hätte das gedacht. Taten haben tatsächlich Konsequenzen, sogar für einen Mann wie Gregory House. Und die sind durchaus heftig. Nachdem er seine Wagen in das Haus seiner Ex-Freundin gesteuert hat und damit nicht nur enorme Sachbeschädigung begangen, sondern dies auch noch als Anschlag auf das Leben von Cuddy gewertet wurde, sitzt House seit nunmehr acht Monaten hinter Gittern.

"Can you stay out of trouble for five days?"

Zu Beginn der Episode sitzt House also vor dem Bewährungsausschuss, der gerne erfahren möchte, ob ihm die ganze Sache leid tut, was House auch brav bejaht. Natürlich tut es ihm nicht leid, er sieht nicht, was er falsch gemacht hat und lässt selbst vor dem Ausschuss keinerlei Diplomatie erkennen, selbst wenn es um die Reduktion seiner Strafe geht. Es ist eigentlich auch egal, ob er Reue zeigt, denn man will House trotzdem entlassen, da das Gefängnis hoffnungslos überfüllt ist und gelangweilte Ärzte, die ihren Ex-Freundinnen eins auswischen wollten, sicherlich woanders besser aufgehoben sind. So gibt man House fünf Tage Zeit, in der er sich nichts zu Schulden kommen lassen darf, dann darf er auf Bewährung raus.

Leichter gesagt als getan, denn wir alle wissen ja, dass House Ärger förmlich sucht. Und so wird schon nach wenigen Momenten klar, dass er tatsächlich drauf und dran ist, seine Bewährung zu riskieren, denn er dealt im Knast mit Vicodin. Zugegeben unfreiwillig, da einer der Insassen namens Mendelsson ihn dazu zwingt. Nun könnte sich House vorsorglich in Schutzhaft nehmen lassen, um Mendelsson aus dem Weg zu gehen, doch der droht ihm sogleich, dass er draußen noch eine Menge Freunde hat, die ihn ausfindig machen werden. House muss in fünf Tagen also zwanzig Vicodin auftreiben – daher auch der Titel der Episode.

Das Gefängnisleben wird sehr stereotyp präsentiert. Es gibt etliche Gangs, die einander bekriegen, von seinen Mithäftlingen stehlen steht an der Tagesordnung und man darf niemandem über den Weg trauen. Dann gibt es aber auch den guten Freund, der einen versucht, klar zu machen, dass sich Ärger zu suchen nicht lohnt. Und es gibt natürlich auch den durchgeknallten Zelleninsassen, der ungeheuer bedrohlich wirkt, jedoch traurig darüber ist, dass seine Haustier-Grille im Sterben liegt und am Ende für den Zellengenossen einsteht und ihn verteidigt.

"The only time you haven't looked bored in the three months since you've been here is when we've been discussing this diagnosis."

Natürlich gibt es auch einen medizinischen Fall, denn House kann es selbst im Gefängnis nicht lassen, Krankheiten zu diagnostizieren. Dabei trifft er auf eine junge Ärztin, die engagiert ist und sich von ihm nach und nach faszinieren lässt, nachdem sie Stück für Stück herausfindet, wer eigentlich täglich auf der Station die Mülleimer ausleert.

House und Dr. Adams finden im Laufe der Episode eine gewisse Verbindung zueinander. Während House sie sofort durchschaut und erkennt, dass die eine reiche, verwöhnte Tochter ist, die den Job im Gefängnis nur angenommen hat, um ihren Eltern eins auszuwischen, braucht Adams etwas länger, um herauszufinden, wer House wirklich ist. Umso mehr sie herausfindet, desto faszinierter ist sie jedoch von ihm. Vor allem da sie gerne wissen möchte, warum ein Mann wie er überhaupt im Gefängnis landen kann, ohne Vorstrafen zu haben. Und genau das habe ich mich ganz zu Beginn der Episode auch gefragt, denn selbst wenn man House Sachbeschädigung, versuchte Körperverletzung und Entziehung der Strafverfolgung vorwerfen kann, eigentlich hätte man sicher auch eine Bewährungsstrafe herausschlagen können. Vorausgesetzt, House hätte sich denn überhaupt verteidigen lassen, was er anscheinend selbst übernommen hat, was dazu führte, dass er im Gefängnis landete. Und das nicht etwa, weil er sich vor Gericht daneben benommen hat, sondern weil er einfach den erstbesten Deal angenommen hat, den man ihm anbot. Für Adams ein Grund, zu glauben, dass House sich für etwas bestrafen wollte und wahrscheinlich liegt sie damit auch gar nicht so falsch.

Adams ist durch und durch fasziniert, wie House funktioniert, findet es spannend, wie er vor geht und was er zu Tage befördert und riskiert am Ende der Episode sogar, entlassen zu werden, um dem Patienten zu helfen. Ob House hier am Ende versehentlich eine Karriere zerstört hat, oder etwas in Adams zu Tage gefördert hat, das auf eine Art und Weise ihre Neugierde auf die Medizin gestärkt hat und das sich zu verfolgen vielleicht lohnt, wird die Zeit noch zeigen.

"They're gonna revoke your parole. They're gonna charge you with extra crimes. You'll be here six more months, minimum!

Am Ende ist es nicht das Stehlen von Vicodin aus der Krankenstation oder das Legen eines Feuers im Waschraum, was ihm seine Bewährung kostet, sondern seine Sturheit was den Patienten betrifft, den er und Adams im Laufe der Episode behandeln. Er widersetzt sich einem direkten Befehl eines Wachmanns und wird so zu vier weiteren Monaten verurteilt, die er in Einzelhaft verbringen wird. Vielleicht tröstet ihn ja etwas, dass er bei dem Patienten am Ende Recht hatte und er Dr. Adams dazu gebracht hat, über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Als House alleine in seiner dunklen Zelle sitzt, wird einem erst einmal klar, wie einsam House in seiner momentanen Siutaion ist. Tatsächlich taucht, wie schon einmal in #6.01 Einer Flog in das Kuckucknest keiner der bisherigen Hauptdarsteller auf. Man konzentriert sich ganz auf House, der an einem Tiefpunkt seines Lebens angelangt ist. Und das Ende lässt nicht erkennen, dass House einfach in sein altes Leben zurück kann. Ich bin also gespannt, wie man nun weiter machen will.

Melanie Wolff - myFanbase

Die Serie "Dr. House" ansehen:


Vorherige Review:
#7.23 Entzwei
Alle ReviewsNächste Review:
#8.02 Der neue Stand der Dinge

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Dr. House" über die Folge #8.01 Mein Vicodin, dein Vicodin diskutieren.