Staffel 4 - Stagnation auf sehr überzeugenden Niveau (Teil 3)

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Die zweite größere Story ist eine Art Aufwärmung im Hause der Hodges. Nämlich wird nun endlich den Wisteria Lane-Bewohnern offenbart, was Orson Mike einst grauenvolles angetan hatte. Die Autoren griffen da echt auf eine sehr simple Methode zurück, um das Geheimnis zu lüften, denn Orson schlafwandelt nun plötzlich völlig nackt herum und plaudert unbewusst sein Geheimnis heraus. Aber so geht es auch in Ordnung. Zumal ich mir durchaus vorstellen kann, dass ein schlechtes Gewissen eine derartige Entwicklung mit sich bringen kann. Das in Staffel 4 zu bringen, ist durchaus okay, obwohl es früher auch gut gepasst hätte, doch da waren ja Orson und Bree weit weg von der Wisteria Lane. Außerdem durfte Orson erst durch die Unterkunft bei den Delfinos erneut mit diesem Geheimnis in ihm verstärkt konfrontiert worden sein. Brees Forderung, dass Orson öffentlich sich dazu stellt, empfinde ich sehr richtig von ihr. Ich hätte jedoch nicht erwartet, dass sie dabei so hartnäckig bleibt. Doch Orson beißt auf Granit und hat die schwere Wahl, entweder alles aufzugeben oder sich seiner grauenvollen Tat zu stellen. Hierzu bleiben die weiteren Entwicklungen ganz interessant.

Noch interessanter in dieser Staffel empfinde ich jedoch die entstehende Freundschaft zwischen den sehr ähnlichen Frauen Bree und Katherine, was mir von der Erzählweise sehr gefällt. Erst scheint alles auf Krieg um die Nummer eins der perfekten Hausfrau zu deuten. Doch dann entsteht die immer stärkere Sympathie zwischen den Beiden. Indirekt wurde diese Situation spielerisch ausgenutzt, Bree verstärkt in das Staffelgeheimnis einzubringen und ein wenig undurchsichtig ist es auch stets. Denn manchmal schwenkt es plötzlich wieder ins kriegerische Ausmaß um, wenn die Frauen beispielsweise an einer gemeinsamen Sache arbeiten. Die Szene, in der Katherine die Ankündigung macht, wer der diesjährige Gewinner eines Preises sei und Bree so boshaft gegen sie zickt, ist irrsinnig witzig. Besonders im Zusammenhang mit Lynettes Aussage. Letzten Endes gerät Bree aber in eine festere Freundschaft mit Katherine und dadurch in große Schwierigkeiten.

"Sie ist nicht das selbige Mädchen."

Foto: Dana Delany, Desperate Housewives - Copyright: 2007 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Dana Delany, Desperate Housewives
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Was mich beim großen Handlungsbogen um die Mayfairs schnell faszinieren konnte, ist, wie man ihn erst dezent einbringt und ihn darauf immer mehr in Fahrt kommen lässt. Im ersten Moment hatte ich den Eindruck, dass es ein recht klares Staffelgeheimnis sein würde. Dylan ist eben nicht Dylan, sondern einfach ein anderes Mädchen. Doch die kniffligen Fragen kommen erst im weiteren Verlauf auf. Nämlich warum sollte Dylan ausgewechselt worden sein und aus welchen Hintergründen? Wer ist der angeblich schlagende Exmann von Katherine? Und weswegen mussten sie von Chicago unbedingt zurück in die Wisteria Lane ziehen, wenn dort doch so etwas schlimmes passiert war? Je mehr der Storyarc präsent wurde, desto undurchsichtiger wurde es. Ich konnte nicht deuten, ob Katherine nun die Gute oder die Böse im Spiel ist. Sie wirkt erst ganz und gar nicht sympathisch und voll kühl. Schnell traute ich ihr sogar zu, dass sie ihren Exmann ermordete und konnte mir dennoch noch keinen genauen Reim darauf machen, wie denn die gesamten Details zusammengehören. Die Autoren sind aber auch sehr kreativ bislang in ihren großen Geheimnisstorys. Okay, bei den Applewhites in Staffel zwei hatte man recht schnell die Zusammenhänge erkannt, doch ansonsten in anderen Staffeln bisher nicht. Und bei den Mayfairs haben die Autoren sehr knifflig zwei Geheimnisse, also zwei wichtige vergangene Geschehnisse, ineinander verwickelt. So kann man sich echt schwer ein Bild machen, von dem was einmal passiert sein musste. Man hat im Hinterkopf immer das Wissen, dass Dylan wohl ausgetauscht sein muss, da sie nichts mehr von der Wisteria Lane und Julie weiß und spürt, dass noch viel mehr passiert sein muss.

Recht einheitlich hat man dann jedoch die Auflösung der eigentlich zwei Geheimnisse in einem großen Ganzen, in der ersten Staffelhälfte und der zweiten umgesetzt. Als diese Sylvia auftaucht und Adam bedrängt, wird von der Seite aus beleuchtet, was die Rückkehr aus Chicago zu bedeuten hat. Adam hat sich da aber auch wirklich was heftiges eingebrockt, indem er mit der psychomäßig labilen Sylvia Sex hatte. Das entpuppt sich also als sein Geheimnis. Echt heftig, dass Sylvia ihnen somit die Existenz in Chicago zerstörte, aber undenkbar ist das bei der Frau nicht, so penetrant wie wir sie erleben dürfen. Und wenn man dann bedenkt, dass Katherine in der Wisteria Lane fürchtet, auf ihren Exmann zu treffen, versteht man ihre steifere, kühlere Art und Weise. Sie wirkt da echt sehr unlocker und ernst. Aber sie hatten offenbar keine andere Option, als zur Tante Lilly ins Haus zurück zu ziehen. Doch undurchsichtig blieb die Situation dennoch, da man von den Autoren auf das Eis gelegt wird. Eine Zeit lang denkt man wirklich, der brutale Exmann von Katherine liegt in dem einen Grab im Wald, welches sie zwischendurch beweint und sei tot.

Zum Glück hat man ein schönes Tempo inne, um die Storyline immer weiter nach vorne zu treiben, was immer mehr Fragen beantwortet. Durch das Auftauchen von Wayne Davis wird die Eskalation in die Bahnen gelenkt. Wayne hat eine faszinierende und einnehmende Ausstrahlung. Er wirkt ziemlich sarkastisch und darin irgendwo auch lässig in seinen Sprüchen. Komisch jedoch ist, dass er bei seiner sonstigen Wortgewandtheit keinen besseren Weg findet als der Gewalt, um einen Streit regeln zu wollen. In den Szenen, als er Adam und Katherine in der Gewalt hat, ist die Spannung immens hoch. Hier kommt die andere Seite der Serie wieder sehr gut zur Geltung in der es recht rau zugeht. Eiskalt erschießt Wayne Ellie im Haus der Mayfairs und auch Bree gerät in sein Visier. Keine Sekunde zögerte ich bei Wayne, dass er auch Bree etwas antun würde. Zum Glück ist Katherine aber recht gerissen und weiß mit ihm umzuspringen. Überhaupt erlebt man Katherine als sehr starke Frau, die genau weiß, was sie wann wie sagen muss. Letzten Endes ist sie doch tatsächlich zum Mord an Wayne fähig und somit schließt man die spannende Handlung heftigst ab. Samt des berührenden Beistandes der anderen Hausfrauen, die sich alle stark dafür machen, sodass Katherine Notwehr zugestanden wird. Die Auflösung bezüglich Dylan hat mich richtig getroffen. So eine arge Sitiuation ist es, als klar wird, dass Dylan nur aufgrund ihrer Puppe auf dem Schrank geklettert ist, der dann umkippte, und starb, weswegen sie ausgetauscht wurde. So eine Auflösung kann man natürlich nicht hervorsehen, obwohl man schon schlimmes hinter Dylans Identitätsverlust/Austausch geahnt hatte.

Bei Bob und Lee, die als weitere neue Nachbarn ab dieser Staffel gelten, gewinnt man erst den Eindruck, dass sie im Staffelgeheimnis bei den Mayfairs, eine größere Rolle einnehmen würden. Tatsächlich erfährt man als Zuschauer, dass sie über die Chicago-Situation Bescheid wissen, was einen beeindruckenden Schlagabtausch im Kampf um ihren Springbrunnen mit Katherine liefert. Doch wesentlich mehr ergibt sich da nicht. Charakterlich ergänzen sie sich gut. Lee der eher emotionale Typ mit der flotten Zunge. Bob der gediegenere und maskulinere Typ inklusive trockenem Humor. Das ergibt doch immer wieder sehr amüsante Szenen, wie beispielsweise ihre Hochzeits-Situation am Ende der Staffel oder im Krieg mit den Nachbarn.

Fazit

Ich kann für Staffel vier nur lobende Worte finden, abgesehen von einzelner ernüchternder Momente in Brees Story der Scheinschwangerschaft um Danielles Baby. Doch im Zusammenspiel mit Katherine, deren düsterem Staffelgeheimnis, und in der Auseinandersetzung mit Orson macht Bree eine ordentliche Figur. Katherine überzeugt durch die Vielschichtigkeit ihrer Person die gesamte Staffel hindurch. Dazu lässt man den Zuschauer schön viel miträtseln, ehe man den Mayfair-Handlungsbogen mörderisch spannend eskalieren lässt. Susan und Mike überzeugen genauso mit dramatischen Storyelementen in ihrer Ehe, wie auch in rührenden durch den Familienzuwachs von Söhnchen Maynard. Bei Lynette kriegen wir ein mitreißendes Drama nach dem anderen aufgetischt und für fetzige Stimmung sorgen die Solis wie so häufig. Hierzu sticht klar die Eskalation mit Victor und Edie hervor. Doch auch sonst überzeugen die Storylines bei den Solis' die gesamte Staffel hindurch.

Staffel vier ist im Gesamtbild rund und knackig und dabei schwer zu übertreffen. Das ist bislang nur mit der brillanten Debütstaffel gelungen. Der Cliffhanger am Ende, mit dem 5-Jahres-Vorsprung, ist vielversprechend.

Zu Teil 1 der Staffel-4-Review von "Desperate Housewives"
Zu Teil 2 der Staffel-4-Review von "Desperate Housewives"

Samuel W. - myFanbase

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