Review: #2.12 Ganz unten
Die harten Männer gehen angeln und die smarten Frauen treffen sich zum Interview-Problem. Alle gemeinsam haben sie ausstehende oder akute Konfliktsituationen, wo es in vielfacher Hinsicht Entwicklungen gibt, aber nicht nur Happy-Ends.
Eine tragende Rolle spielt dabei vor allen Dingen Pacey. Der Aufwind der letzten Zeit ließ ihn und auch die Zuschauer glauben, seine Rolle habe sich tiefgreifend geändert. Aus dem sarkastischen Pacey wurde der treu umsorgende, nach seinen unstetigen Beziehungen kam nun eine hoffnungsvolle und aus dem schulischen Versager wurde ein guter Schüler. All das lässt ihn glauben, er würde auch familiär, insbesondere von seinem Vater, anerkannt werden, doch dem ist nicht so. Er muss erkennen, dass sein bisheriger Lebensstil nur das eigentliche Problem kaschierte, das daraus besteht, dass sein Vater viel zu hohe Voraussetzungen an ihn stellt, bzw. mit keiner seiner Leistungen vollauf zufrieden ist und sein wird, weil er stets von Pessimismus angetrieben in die Zukunft schaut. Es ist eine hoffnungslose Beziehung und - ungewöhnlich für eine Fernsehserie - verbleibt man auch dabei und zeigt zuletzt sogar nochmals eindeutig auf, dass wirklich keine Hoffnung besteht, dass sich dieser Zustand ändern könnte. Es ist nicht nur ein unerwartetes Ende, sondern es ist auch ein Kontrast zum Ende der Handlungen der anderen Charaktere, die alles in allem positive Schritte machen, Pacey jedoch in seiner Vater-Sohn-Beziehung rein gar n icht. Milderung schafft nur Dawson, der ihm aufzeigt, dass es Leute gibt, die sehr viel von ihm halten. Sicherlich ist das keine Ersatzlösung, aber immerhin ein Hoffnungsschimmer der sonst recht dunklen Handlung rund um Pacey.
Dawson hat es da aber auch nicht so einfach. Während er anfangs noch austeilt, muss er nachher zunehmend einstecken und gewinnt die Erkenntnis, dass seine Probleme durch die der anderen zwar nicht gemildert werden, er die der anderen aber dennoch respektieren muss. Signifikant ist aber vor allen Dingen seine offene Aussprache gegenüber Jack, dem sonst stillen Widersacher. Die Botschaft ist klar genug, um sie unkommentiert zu lassen. Der Streit um Joey wird eine Entscheidung von ihr fordern - für und gegen einen der beiden.
Umgekehrt muss Dawson hinsichtlich seiner Überdramatisierung seiner Probleme einstecken. Das Resultat dieser Auseinandersetzung wurde ja bereits genannt: Er ist ein wenig respektvoller den anderen gegenüber und weiß seine Vorteile mehr zu schätzen.
Auf der Frauenseite sind die wichtigsten Charaktere Joey, Jen und Abby.
Joey sieht sich von Jen ihrer Unsicherheit wegen gegenübergestellt. Sowohl Joey's Argumente als die Jens sind überzeugend. Jen nutzt jede Lücke, die Joey offenlässt um sich selber in Capeside zu etablieren, wie sie später auch im Interview zugibt, und Joey verteufelt ihr Umfeld ihrer eigenen Unentschlossenheit wegen, die sie - wie sie auch selber zugibt - sofort in die Abwehrposition drängt.
Am Ende zumindestens eine Annäherung zwischen den beiden. Dennoch sind die Konflikte zu tiefgreifend, Dawson wie ein Anker.
Tiefgreifende charakterliche Entwicklung auch bei Abby. Mit dieser Episode durchbricht sie endgültig das Bild des monoperspektivischen Bösewichts, ohne ihre Schärfe zu verlieren, sie also in eine Happy-End-Situation einzubauen, die aus ihr auf einmal die geachtete, geliebte Abby macht.
Ihr Motiv wirkt zunächst fadenscheinig: Keine eigenen Dramen und deshalb eigene zu schaffen. Doch so lächerlich ist das gar nicht. Was die anderen Charaktere zum grossen Teil verbindet, sind die Probleme, denen sie ausgesetzt sind. Alle haben familiäre Probleme, sei es durch Scheidungen, Todesfälle oder Intoleranz und finden aus der Not heraus zueinander. Natürlich gehört weit mehr zu den Freundschaften der Charaktere, dennoch verbindet es sie. Und damit bestätigt sich auch der Eindruck von der Jen-Abby-Freundschaft, dass Abby eigentlich gar nicht so gerne die fiese Aussenseiterin ist, aber sich in diese Rolle reinmanövriert hat und weder die Alternativen sieht, noch glaubhaft aus der Rolle wieder herauskommt.
Ihr Schicksal ist so tragisch wie das der Vater-Sohn-Beziehung von Pacey. Es bleibt Unveränderbarkeit. Gegebenenfalls etwas Respekt seitens Andie, aber dieser auch nur innerhalb der Grenzen der Unverfänglichkeit, da eine Funke Mißtrauen bleibt.
Und so ist diese Episode alles in allem sehr gut. Statt eines einheitlichen Ausgangs, der etwas langweilig ausgefallen wäre, wählt man verschiedene Abschlüsse. Die Weiterentwicklungen der Charaktere liegen teilweise nur auf Zuschauerseite, da diese - wie im Falle von Abby - einen besseren Eindruck von ihr gewinnen. Zugleich wird auch klar, dass ihre Rolle als Aufmischerin nicht ganz unentscheidend ist, sowohl für die Serie, als auch für die anderen Charaktere, die dadurch schon oft ihre Probleme überwinden konnten, seien es Pacey und Andie nach ihrem ersten Mal oder Jen und Joey hinsichtlich ihres Dawson-Konflikts in dieser Episode. Ohne etwas vorwegzunehmen, wird die Bedeutung von Abby vielen sicherlich erst klar werden, wenn es zu spät ist...
Malte Kirchner
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Uncharted WatersErstausstrahlung (US): 27.01.1999
Erstausstrahlung (DE): 27.06.1999
Regie: Scott Paulin
Drehbuch: Dana Baratta & Mike White
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