Bewertung

Review: #1.01 Geburtstag

Mit der ersten Szene wird man gleich mitten in die Serie hineingeworfen und der Titel sofort jedem unmissverständlich vor Augen geführt. So wird Kitty, die später als konservative, republikanische Politikerin geoutet wird, vor und während ihrem Date mit Jonathan von ihrem drei Brüdern und ihrer Schwester telefonisch abgelenkt. Sie ist die einzige Walker, die statt in L.A. momentan in New York residiert und am morgigen Tag für ihren Geburtstag ihre Familie besuchen wird. Außerdem wird uns gleich der große dicke Elefant, der für die erste zwei Drittel der Episode im Raum stehen wird, präsentiert: Kitty hat offensichtlich unausgesprochene Probleme mit ihrer Mutter, über die sie auch nicht reden will.

Das denkt sich alles ganz gut an, wie ich finde. Immerhin war der einzige Grund, aus dem ich beschloss, mal in diese Serie hineinzuschnuppern, einen Ersatz für mein schmerzlich vermisstes "Everwood" zu finden. Okay, das und Calista Flockhart… Letztere hat mich jedenfalls nicht enttäuscht. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass sie in dieser Rolle aus ihrem "Ally McBeal"- Schema ausbrechen kann. Sehr erfreulich! Für ersteres braucht es wohl noch ein paar Folgen. Man muss auch bedenken, dass die Charaktere um einiges älter sind und die Familie größer. Jedoch bin ich ein großer Fan dieser gestörten Familien, in denen sich die Kinder ungeliebt oder missverstanden fühlen und die Eltern nicht so recht mit ihren Gefühlen umzugehen wissen. Von alldem gibt es auf jeden Fall bei "Brothers & Sisters" jede Menge…

Kittys Bruder Kevin ist schwul und das ist deshalb erwähnenswert, weil so ein Thema in den wenigsten ernsthaften Drama- Serien behandelt wird. Und gerade die Tatsache, dass in einigen amerikanischen Internetforen die Offenheit, mit der das Thema in der Serie behandelt wird, kritisiert wird, zeigt, dass es wirklich an der Zeit ist. Außerdem ist Kevin derjenige, der gerne ganz offen auf humorvolle Art und Weise auf Kitty herumhackt, wodurch er sich in einigen ansprechenden Szenen sofort in mein Herz gespielt hat.

Über die restlichen Walker- Kinder ist bisweilen wenig bekannt. Außer dass Sarahs Ehe in einer ziemlichen Krise steckt und Justin einige Probleme zu haben scheint, nachdem er wohl als Soldat in Afghanistan war, so weit ich das richtig verstanden habe…

Und alle Familienschwierigkeiten werden natürlich noch komplizierter, wenn die Arbeit und das liebe Geld ins Spiel kommen. Denn offensichtlich besitzen die Walkers ein Familienunternehmen, in dem neben dem Vater noch Sarah und Tom arbeiten. Dass es Geldprobleme gibt, wird schnell klar, jedoch ist mir bisher noch schleierhaft, was genau der Vater damit zu tun hat und was er weiß. Auch seine Beziehung zu Holly ist mir noch ein Rätsel, da ich mir nicht so wirklich vorstellen kann, dass sie "nur eine gute Freundin" ist. Dafür ist dieser Satz einfach schon zu abgedroschen…

Schön war die Szene, in der alle Geschwister mit Lebenspartnern in der Küche stehen und sich gegenseitig aufziehen. Die Geschwister stehen sich wohl teilweise sehr nahe, haben aber dennoch Akzeptanzprobleme. Sarah hat Kitty als einziger von ihrer Paartherapie erzählt, worum es sich bei den Eheproblemen genau handelt, wird jedoch nicht erzählt. Das hat mich in dieser Folge jedoch auch nicht vornehmlich interessiert.

Viel interessanter ist bisher Kittys Situation, die in dieser Folge auch hauptsächlich thematisiert wird. Unvermittelt taucht ihr Freund Jonathan in L.A. auf und macht ihr einen Heiratsantrag. Er will, dass sie in New York mit ihm bleibt, während Kitty einen Job beim Fernsehen in L.A. annehmen will. Anscheinend kommt es am Ende noch zu einem Kompromiss, da Jonathan zum Familiengeburtstagsessen von Kitty doch auftaucht und die beiden recht froh erscheinen. Mir ist jedoch nicht ganz klar, wie es dazu gekommen ist… Jonathan selbst bleibt mir jedenfalls die ganze Folge über unsympathisch und ich denke nicht, dass aus der Hochzeit was wird.

Nachdem die ersten 30 Minuten damit verbracht wurden, Charaktere einzuführen, zu benennen und dem Zuschauer ihre Beziehungen zueinander näher zu bringen, wird es im letzten Drittel der Folge endlich emotional. Denn das ist genau das, worauf ich gewartet habe. Der Elefant im Raum wird angesprochen und wir erfahren, dass Kittys Bruder Justin wohl auf ihren Zuspruch hin nach Afghanistan ging, weshalb ihre Mutter Nora (wunderbar gespielt von Sally Field) wütend auf sie ist. Endlich eine dieser bewegenden Szenen, die ich in Familiendramen so liebe und in denen ich so unendlich mitfühlen kann. Auch schön hinterher die Ansprache ihrer Mutter, in der sie Kitty klarmacht, dass sie sie die ganze Zeit über geliebt hat. Das Abendessen und die familiäre Vertrautheit werden wunderschön inszeniert, bis es schließlich zum emotionalen Höhepunkt kommt: Der Vater der Familie sitzt mit seiner kleinen Enkelin am Pool, erleidet einen Herzinfarkt und stürzt ins Wasser… Alle Hilfe scheint zu spät zu kommen, doch genau werde ich es wohl erst in der nächsten Folge wissen.

Die ersten zwei Drittel der Folge kommen etwas dröge und schleppend rüber, was natürlich daran liegt, dass die Ausgangssituation erst einmal geschaffen werden muss. Deshalb kann ich der Serie das auch nicht weiter übel nehmen. Es wird jedoch mit einem bewegenden und emotionalen Schlussdrittel aufgewartet, das Hoffnung weckt und Lust auf mehr macht. Für mich daher auf jeden Fall ein Grund weiterzuschauen, aber auf Grund des Gesamteindrucks nur 5 Punkte.

Nadine Watz – myFanbase

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