Bewertung

Review: #2.04 Dr. Linus Creel (Nr. 82)

Es ist die vierte Episode der Staffel und zu diesem Zeitpunkt hat man gerne mal den Eindruck, dass eine Handlung nur ein bisschen dahin plätschert. Wenn man anderen von "The Blacklist erzählen würde, könnte man das gleiche Gefühl haben, doch während der 40 Minuten kommt dieses Gefühl nie auf.

"I need to know where Jennifer is!"

Nachdem Reddington Naomi in Sicherheit gebracht hatte und sie am Ende der letzten Episode erstmals wieder zu Gesicht bekam, schließt diese Episode direkt an diese Szene an und offenbart uns Reds Absicht. Er möchte zum einen die neue Zukunft von Naomi planen, ihr also eine neue Identität verpassen, damit sie vor Angriffen geschützt ist, und er möchte wissen, wo seine Tochter ist, um auch diese zu beschützen. Letzteres erweist sich erst mal als weniger kompliziert, denn Naomi behauptet nach mehrmaligem Fragen, dass sie selbst auch nicht wisse, wo sich ihre Tochter Jennifer aufhalte. Red nimmt die Information so hin, aber als Zuschauer mag man noch nicht ganz glauben, dass es die ganze Wahrheit war. Diese wohl zentrale Frage, weil Red vor allem durch persönliche Bindungen angreifbar ist, wird die Staffel gewiss noch eine Weile beschäftigen. Ob Naomi doch etwas weiß oder wie Red nun weiter verfahren wird, lässt sich natürlich nur spekulieren. Allein deshalb freut man sich auf die nächste Episode, weil man hofft, hier wieder einen kleinen Schritt nach vorn zu gehen.

Was die Zukunft von Naomi angeht, so war diese entschlossen, mit ihrem Mann ihr Leben weiter zu leben, doch Red findet natürlich wieder eine Möglichkeit, ihr und ihrem Mann Frank seine Meinung aufzudrängen, ja quasi zu erpressen. Dass Frank eine Affäre hat, also erneut ein Charakter natürlich seine Leichen im Keller hat, ist fast ein bisschen langweilig, weil Red so immer wieder Zugriff und seine Interessen durchgesetzt bekommt. Vielleicht wird das aber auch noch anders genutzt, falls Naomi jetzt nicht wieder aus der Serie verschwindet. Dann kann ich damit leben, dass schon wieder ein Mann untreu ist.

"He doesn't want us to talk."

Auch Elizabeth hat großes Interesse daran, mit Naomi zu sprechen, weil dies mal wieder eine Möglichkeit ist, mehr über Red zu erfahren. Immerhin schafft sie es auch, ihren Plan umzusetzen, obwohl Red das gerne zu verhindern gewusst hätte, doch wirklich gelohnt hat es sich aber nicht. Naomi erzählt nur, dass Red nicht der ist, für den er sich ausgibt. Das wusste Liz doch eh schon. Warum Naomi nichts sagt, bleibt allerdings schleierhaft. Sicherlich wusste sie, dass Red sie belauscht, aber glaubt sie, dass Red ihr etwas tut? Was hat Red denn gegen sie in der Hand? Sind die Informationen denn wirklich so wichtig und entscheidend. Es läuft ja immer wieder auf die Frage hinaus, ob Elizabeth nur Reds Tochter ist oder nicht. Da hängen bestimmt Konsequenzen dran, aber hier hätte ich Naomi mehr Initiative zugetraut, als Red zum Abschied noch zu sagen, dass er Lizzy die Wahrheit sagen solle. Hier kommen wir also eigentlich gar keinen Schritt weiter und haben nur viel Szene ohne Mehrwert. Das ist schade, denn auch hier hätte ein kleiner Schritt geholfen. Offenbar muss dann aber der geheimnisvolle Schlüssel in der nächsten Episode mein Bedürfnis befriedigen.

"An underground social psychology experiment"

Wirklich gelungen war der Fall der Woche, der mich in Idee und Inszenierung sehr stark an "Akte X" erinnert hat, weil der Grat zwischen glaubhaft und unglaubhaft zwar schmal war, aber zu keinem Zeitpunkt frustrierte. Warum sollte es diese Möglichkeit der Agressionsfremdkontrolle nicht geben? Interessant war zudem auch der Charakter Dr. Linus Creel, der ja gar nicht als mordendes Monster dargestellt wurde, sondern als Wissenschaftler, der sich nicht wahrgenommen fühlt und sich nur durch die Extremvariante zu helfen wusste. Das rechtfertigt natürlich nicht die Mittel, lässt sich aber auf der Metaebene gut auch auf gewaltfreie Wissenschaftsprozesse beziehen, wo man trotz guter Argumente vor der Politik oder Kollegen nicht wahrgenommen wird. Ein bisschen fragwürdig ist dabei allerdings, warum er auf der Blacklist zu finden ist. Der Ursprung war ein von der Regierung geleitetes Experiment und die Morde stammen ja eher aus der letzten Zeit. Die Liste ist also eigentlich gar keine richtige Liste mehr, sondern eher ein flexibles Gebilde, das sich an Reds Wünsche anpasst. Zu Beginn der Serie dachte ich ja, dass Red in beliebiger Reihenfolge versucht, unangenehme Gegner aus dem Weg zu räumen. Jetzt ist das doch alles eher spontan.

Im Fall selbst werden Liz und das Team dann ganz gut gefordert, aber über die normalen Ermittlungen kommt man nicht hinaus. Besonderheiten liegen eigentlich nur in dem Moment vor, als Lizzy sich in Behandlung begibt, um Kontakt zu Creel aufzunehmen. Ihre Erzählungen zu ihrem Emotionen zu Tom waren dabei schön integriert und sicherlich zu großen Teilen wahr. Die Nummer mit dem Laptop war allerdings etwas lächerlich. Erstens ging es etwas schnell. Zweitens ist es unverständlich, dass Liz sich die Nummer aufschreiben muss und dann nur durch vorhersehbare Zauberei den Zettel an Creel vorbeischleusen kann. Ist man beim FBI nicht ausgebildet, sich mal ein paar Ziffern und Buchstaben unter Stress zu merken? Hätte sie es nicht ach einfach direkt sagen können? Manchmal erscheint das dann nur unsinnig, oder mein begrenztes Informatikwissen (oder ein überhörtes Detail) lässt die Experten gerade die Hände über den Kopf zusammen schlagen. Dann bitte ich um Aufklärung in den Kommentaren.

Fazit

Auch die vierte Episode der zweiten Staffel kann das Niveau halten, weil man einen interessanten Fall der Woche präsentiert und nebenher in kleinen Schritten die Staffelhandlung fortführt, ohne zu überladen. Da trotzdem alles nur vorbereitend ist, fehlt der letzte Kick für die volle Punktzahl.

Emil Groth - myFanbase

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