Bewertung

Review: #6.02 Zwei Jäger und ein Baby

Was genau macht für mich eine Supernaturalfolge aus? Genau diese Frage habe ich mir nach der ersten Folge der sechsten Staffel letzte Woche gestellt. Welche Erwartungen kann ich an eine Serie haben, die für mich immer nach der fünften Staffel zu einem Ende kommen sollte? Meine Erwartungen waren zugleich hoch und niedrig gesteckt. Zum einen erwartete ich, dass die Geschichte eine Fortsetzung bekommt, die es inhaltlich mit der letzten und vorletzten Staffel aufnehmen kann, auf der anderen Seite aber nicht wie diese ist.

Allgemein erwarte ich von "Supernatual"-Folgen aufgrund der Tatsache, dass es zum Grusel-Mystery-Genre gehört, eine gute Portion Grusel. Wie ist die am leichtesten zu erhalten? Indem ein Schuss Ekel, eine Prise Schrecken und ein Hauch Witz gekonnt miteinander verwoben werden und zusammen eine gute Story ergeben. Eine Story, die am besten zu Beginn der Staffel etwas klärt, aber gleichzeitig noch mehr Rätsel aufwirft.

Dean, Lisa und Ben

All dies konnte ich, zumindest in Ansätzen, in #6.02 Two and a Half Men finden. Während Dean versucht, sich wie ein guter Mann zu verhalten, ein Vater für Ben zu sein, merkt er gleichsam nicht, dass er mit seinem Wahn, seine Familie zu schützen, so wird wie sein Vater. Er versucht, sie von all dem Bösen weg zu sperren. Gleichzeitig reagiert er mehr als gereizt, wenn Lisa oder Ben nicht verstehen, was in ihm vorgeht. Die Tragik hinter seinem Handeln wird ihm erst bewusst, als es ihm von seinem Bruder aufgezeigt wird. Mir gefällt, wie Lisa auf Deans Taten reagiert. Sie regt sich nicht auf, dass er seinem Bruder zu Hilfe eilt. Sie macht ihm eine großartigen Vorschlag, den ich ihr niemals zugetraut hätte. Hier hat Dean endlich einen Menschen gefunden, dem er vertrauen kann.

Als Ben mit Deans Waffen spielt, reagiert dieser unglaublich besorgt. Er liebt dieses Kind echt, und es ist nicht nicht nur daher geredet, als er dies Sam gesteht.

Sam und die Campbells

Wie ist Sam nur wieder zu so einem Menschen geworden? Er nimmt meiner Meinung nach ohne zu denken Befehle von Samuel (Mitch Pileggi) an. Er lässt sich von ihm herumkommandieren, hat einen unerklärlichen Respekt vor seinen Cousins und verhält sich wie der kleine Junge, der Sonntags in die Kirche geht und "Danke, Opa." sagt. Was genau Samuel im Schilde führt, liegt weiterhin völlig im Dunkeln. Hier findet sich der Mystery-Part der Geschichte. Wer zum Teufel ist dieser Mann? Ich glaube, hier verbirgt sich eine wundervolle und ausbaubare Geschichte. Ein Staffelräsel vom Feinsten, aber bisher sehr wenig durchsichtig.

Sam, Dean und Bobby John

Dass Sam seinen großen Bruder anruft, weil er ein Baby findet, das wäre zuvor niemals auch nur im Bereich des Möglichen gewesen. In Dean hat noch nie der Vater-Typ gesteckt, so war er nicht. Aber mit Ben geht er so gut um, dass Sam ihn anruft. Generell, dass sich Sam überhaupt in irgendeiner Weise überfordert fühlt, ist ein Wesenszug, der so unerwartet ist, dass ich schon bei seinem Anruf dachte, dass es einfach nicht besser kommen kann. Doch es wurde besser. An der Kasse des Drugstores taufen die Brüder das Kind einen so herrlichen Namen, dass ich auch hier lachen musste. Generell war jede Szene mit den beiden und Bobby John ein Kracher. Ob ein einfacher Furz im Auto oder das Windelnwechseln. Sehr schön. Aber im Grunde war es eigentlich nur Witz, er fördert keinesfalls die Story und macht sie leider auch nicht spannender. So entsteht eine einzige Lustig-Folge, wie sie mir in der 5. Staffel schon häufig sauer aufgestoßen ist.

Weiteres Negatives

Es gibt auch noch weiteres Negatives anzusprechen. Es ist nicht das erneute Auftreten eines Formwandlers. Nein, die sind mir sogar mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Wenn sich ihre Haut abschält und in der Sonne brutzelt, ist das doch immer wieder ein wundervoller Ekelfaktor. Oder die anscheinend krummen Spielchen Samuels. Diese sind bisher noch sehr förderlich, um Spannung aufzubauen. Es ist etwas ganz Banales, eine Tatsache, die mich an Sams Gehirnfunktionen zweifeln lässt. Warum rennt er zu seinem Opa, wo doch Bobby in meinen Augen die bessere Wahl gewesen wäre? Natürlich, man muss das Rätsel um die Campbells aufrecht erhalten, doch an dieser Stelle handelten weder Sam noch Dean so, wie ich es erwartet hätte. Sehr schade, schon wieder.

Fazit

In meinen Augen war dies eine solide bis schwache Episode, die mir zuweilen ein Lächeln (ab und an gar einen Lacher) aufs Gesicht gezaubert, gleichzeitig aber nicht vor lauter Witz die Story vollkommen aus den Augen verloren hat, nur um das zwielichtige Spiel der Campbells deutlich zu machen. Und natürlich ergänzt mit der Anwesenheit zweier niedlicher Babys. Nie ist mir die Entscheidung über eine Punktzahl so leicht gefallen. Besser als der Staffelauftakt, aber bei weitem nicht so gut wie früher. Doch es geht bergauf.

Minuspunkte gibt es für erwähntes Verhalten von Sam und Dean, die etwas armselige Darstellung der von den Formwandlern getöteten Menschen (ein wenig mehr Blut wäre echt toll gewesen) und für die eigenartige Vorstellung des Formwandlers im Schutzbunker. Er hebelt einfach die Türe auf. Schon ein wenig lächerlich, ist er ja nicht Hulk.

Pluspunkte gibt es allerdings für die hervorragenden Dialoge zwischen Dean und Sam, für die Leistung, ein Mysterium um die Campbells aufzubauen und es spannend zu gestalten, für Samuels Unvermögen mit einem PC umzugehen und für das schönste Wiegenlied, das je ein Winchester einem Kind vorgesummt hat.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

Die Serie "Supernatural" ansehen:


Vorherige Review:
#6.01 Normalität als Exil
Alle ReviewsNächste Review:
#6.03 Der dritte Mann

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Supernatural" über die Folge #6.02 Zwei Jäger und ein Baby diskutieren.