Verräter - Review Staffel 1

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Eher zufällig bin ich in dieser Woche auf die neue britische Serie "Verräter" gestoßen, die in Großbritannien im Februar 2019 bei Channel 4 unter dem Titel "Traitors" ihre Premiere feierte. Ob die Serie in die Fußstapfen anderer historischer Serien wie "Downton Abbey" oder "The Crown" treten kann?

Die Grundprämisse der Serie ist sehr spannend. Eine junge Frau namens Feef Symonds (Emma Appleton) wird während der letzten Kriegsmonate zur Spionin ausgebildet, doch dann endet der Zweite Weltkrieg und von ihrem Talent scheint erstmal kein Gebrauch mehr zu sein. Auch die Amerikaner vom Office of Strategic Services, die während des Krieges eng mit den Briten zusammengearbeitet haben, sollen sich nun zurückziehen. Das gefällt jedoch dem Londoner Abteilungsleiter Rowe (Michael Stuhlbarg) überhaupt nicht, da er glaubt, dass sowjetische Spione in die britische Regierung eingeschleust wurden. Ihm fehlen jedoch die Beweise. Sein Kollege Peter McCormick (Matt Lauria), der an der Ausbildung von Feef beteiligt war und eine kurze Affäre mit ihr hatte, schlägt deshalb kurzerhand vor, sie als amerikanische Spionin im britischen Regierungssitz Whitehall zu platzieren.

Besonders spannend wird das Ganze, da Feef erstmal in der falschen Abteilung landet und sich einen Weg in den Beraterstab der Regierungsmitglieder bahnen muss. Dabei nutzt sie ihre Frauenrolle aus und sucht den Kontakt zu Priscilla Garrick (Keeley Hawes). Parallel kommt bei der ersten Wahl nach dem Krieg die Labour-Partei an die Macht, was das Gefühl bestärkt, dass die Russen irgendwie ihre Finger im Spiel gehabt haben müssen. Gibt es also Spione in Regierungskreisen und wenn ja, wer ist es? Das Interesse ist dank dieser Thematik sofort geweckt.

Dazu kommt, dass der Cast eine sehr gute Mischung hat. Man bringt mit Emma Appleton sowohl frische Gesichter, vertraut bei Keeley Hawes und Michael Stuhlbarg aber auch auf Erfahrung. Besonders Hawes' Rolle der Priscilla Garrick ist wunderbar vielschichtig. Während Feef eher jung, naiv und abenteuerlustig daherkommt, bringt Priscilla eine große Erfahrung und Abgebrühtheit mit. Sie hat hart dafür gekämpft, dort zu stehen, wo sie jetzt ist und hat dabei darauf verzichtet, ihre weiblichen Reize einzusetzen, um ernstgenommen zu werden. Man bekommt aber auch ihre emotionalen Seiten präsentiert, weshalb man gut nachvollziehen kann, weshalb sie alles dafür tut, sich und ihre Liebsten zu schützen.

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Insgesamt ist die Serie, obwohl sie Mitte der 40er Jahre spielt hochaktuell. Während sich die Weltmächte nach dem Zweiten Weltkrieg neu platzieren müssen, befindet man sich bereits in den ersten Zügen des Kalten Kriegs. Während auf der einen Seite Ideologien wie Kapitalismus und Kommunismus aufeinanderprallen, sind es auf der anderen Seite kalkulierte Machtspielchen um den Einfluss in den Regierungen Europas und im Nahen Osten. Wenn man von Themen wie Wahlmanipulationen seitens der Kommunisten hört, zieht man unweigerlich die Parallelen zu heutigen Wahlen in den USA oder Europa und fragt sich, ob die heutigen Geheimdienste genau wie in der Serie in die Irre geführt oder gegeneinander ausgespielt werden. Dazu kommen Themen wie die Rolle der Frau in von Männern dominierten Kreisen der Regierung, der Beraterstäbe oder der Geheimdienste und die Behandlung der Schwarzen, die zwar für die Amerikaner gut genug waren, um im Krieg gegen den Feind zu kämpfen, sich dann aber in jeder Situation dem offenen Rassismus ihrer weißen Mitbürger gegenüber stellen müssen.

Dennoch hat mir die Umsetzung nicht komplett gefallen. Man wird relativ schnell in die Geschichte geworfen und bekommt sogleich die wichtigsten Standpunkte und Interessen der Hauptfiguren präsentiert, wodurch man sich recht gut orientieren kann. Auch das Miträtseln, wer die Spione sind oder welche Ziele sie verfolgen, macht Spaß, doch als das nach nur vier der sechs Episoden größtenteils aufgeklärt ist, überschlagen sich die Ereignisse derart, dass man irgendwie den Faden verliert. Es wirkt, als wolle man in der zweiten Staffelhälfte die Action aufholen, die man in den ersten Folgen ausgelassen hat. Feef gerät von einer unmöglichen Situation in die nächste, rettet aber immer irgendwie ihren Kragen. Dass sie mit ihrem Verhalten vom Regen in die Traufe kommt, ist eine Sache, aber dass sie trotz ihres naiven und riskanten Verhaltens, wodurch sie immer mehr die Kontrolle über ihr Leben verliert, aber trotzdem heile aus der Sache rauskommt, wurde mir irgendwie zu unglaubwürdig. Mir würde es also reichen, wenn es bei dieser einen Staffel bleibt, das Ende der letzten Folge könnte jedoch andeuten, dass es noch weitergehen könnte.

Fazit

"Verräter" ist zwar eine historische Serie, die jedoch brandaktuelle Themen aufgreift. Die Spannungen zwischen den USA und Russland, wobei Europa als Spielball zu dienen scheint, Frauenrechte oder Rassismus gegenüber Schwarzen sind auch heute noch viel diskutiert und ein großes Problem. Die Serie widmet sich diesen Themen in einer anderen Zeit und mit einer spannenden Handlung direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Dennoch wird es gerade gegen Ende der Staffel in meinen Augen etwas zu turbulent.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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