Still Up - Review Staffel 1

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Manchmal brauche ich etwas länger, damit Serien auf meiner Watchlist landen und meistens sind es dann tatsächlich Zeitgründe oder weil mir die Inhaltsangabe nicht so zugesagt hat. Bei "Still Up" war es tatsächlich, dass es sich um eine britische Serie handelt. Den Briten sagt man ja gerne mal nach, dass sie einen schrägen Humor haben und den hatte auch die preisgekrönte Serie "Fleabag", die ich aus sehr ähnlichen Gründen aufgeschoben habe. Hier war es Antonia Thomas, die ich bereits in "The Good Doctor" mochte und die Inhaltsangabe gab dann auch noch sein Ausschlaggebendes dazu. Aber beseitigt diese Serie tatsächlich die Schlaflosigkeit oder wird sie eher noch befeuert?

Foto: Craig Roberts & Antonia Thomas, Still Up - Copyright: Apple
Craig Roberts & Antonia Thomas, Still Up
© Apple

Schlaflosigkeit ist ein weitverbreitetes Problem und nicht umsonst werden in Werbespots immer wieder Mittelchen vorgestellt, die beim Einschlafen helfen sollen. Ich halte nichts davon, obwohl ich selbst auch nicht gerade selten unter Einschlafproblemen leide. Jetzt haben wir mit "Still Up" eine Serie von Apple TV+, die es alleine schon mit dem Titel auf den Punkt bringt: Noch immer wach. Im Zentrum stehen die Illustratorin und alleinerziehende Mutter Lisa (Thomas) und der Single und Journalist Danny (Craig Roberts). Die beiden haben auf den ersten Blick nur eines gemeinsam: Ihre Schlaflosigkeit, aber sonst sind sie grundverschieden. Das liegt wohl auch daran, dass Danny noch eine Sozialphobie hat und seit mehreren Jahren nicht mehr seine Wohnung verlassen hat. Beim Schauen hatte ich aber das Gefühl, dass er diese erst entwickelt hat und es ein Schlüsselereignis gebraucht hat, aber darauf komme ich später noch genauer und ich möchte erst einmal bei Danny bleiben. Wie gesagt verlässt er aufgrund einer Sozialphobie seine Wohnung nicht mehr. Der Mensch braucht aber soziale Kontakte, in welcher Form das auch immer sein mag. Und quasi sind wir dann auch schon bei der Verbindung zwischen Lisa und Danny, da sie vor allem über Chats, Apps und Telefonieren kommunizieren und das natürlich, wenn andere schlafen. Dadurch hat man auch das Gefühl, dass es nicht viele Schauplätze gibt und sich das meiste eigentlich in ihren jeweiligen vier Wänden abspielt. Ich möchte hier gar nicht groß darauf zu sprechen kommen, dass es sehr an die Lockdownzeit erinnert, weil ich es gar nicht so empfunden habe. Wenn man nämlich auch mal zu Beginn der jeweiligen Episoden auf die eingeblendete Zeit achtet, dass diese meistens gegen 22:40 Uhr oder später ist, dann dürfte klar sein, weshalb sich die Serie fast nur in den vier Wänden abspielt.

Bei Danny wird es durch seine Sozialphobie eben noch deutlicher und auch das finde ich nicht schlimm, da man innerhalb dieser acht Episoden mitbekommt, dass bei ihm etwas aufbricht, etwas, was ihm durch seine Exfreundin Chloe (Daisy Head) genommen wurde: Die Freiheit, die Wohnung verlassen zu können. Danny wächst nämlich im Verlauf der Staffel über sich hinaus und das tut er, weil ihm Lisa wichtig ist. Jetzt ist "Still Up" auch schon mehrfach als RomCom bezeichnet worden und besonders in der ersten und letzten Episode fällt auf, dass man sehr damit spielt und daraufhin arbeitet, dass man auch als Zuschauer*in den Eindruck bekommt, zwischen den beiden haben sich Gefühle entwickelt und sie würden prima zusammenpassen. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich erst bei der letzten Episode diesen Eindruck für mich selbst entwickelt habe. Ich bin nämlich der Ansicht, zwischen Männern und Frauen muss es nicht immer zu einer Liebesbeziehung kommen, nur weil man sich alles anvertrauen und sagen kann, wie es nun mal bei den beiden der Fall ist. Vielleicht liegt es auch daran, weil man gleich in der ersten Episode in ein Gespräch von Lisa und Danny involviert wird und man erst einmal keine Ahnung hat, was eigentlich Sache ist.

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Es wird zwar klar, dass die beiden sich schon länger kennen, aber wie lange das ist und wodurch das ist, das erfährt man tatsächlich erst in der letzten Episode der Staffel. Praktisch wird die Serie also rückwärts erzählt, was ich nicht schlecht finde, da sie so zum Mitdenken anregt. Jetzt kommen wir nämlich bzgl. Danny wieder zu meiner Anfangsaussage, dass seine Sozialphobie ein Schlüsselergebnis gehabt haben muss, um überhaupt ausgelöst zu werden und wenn man das Staffelfinale gesehen hat, wird das meiner Meinung auch ziemlich klar, ebenso, weswegen Lisa und Danny noch immer Kontakt haben. Und vielleicht gerade, weil Lisa Danny anders erlebt hat, haben sie noch immer intensiven und engen Kontakt. Wenn man dann auch mal bedenkt, dass sie eigentlich nur in den Nacht- und frühen Morgenstunden kommunizieren, ist es doch praktisch, dass es Chats, Apps und überhaupt das Internet gibt. Ich hatte auch den Eindruck beim Schauen, die Freundschaft zwischen den beiden ist vor allem durch das Schreiben vertrauter geworden. Besonders Danny ist gar nicht so ängstlich, ihr auch intime Dinge zu erzählen, was man wunderbar in der ersten Episode erleben kann und bei den man sich in manchen Sekunden dann doch etwas fremdschämen könnte oder auch im weiteren Verlauf einen kleinen Ekelmoment entwickelt. Aber das ist dann wohl wirklich auf den schrägen britischen Humor zurückzuführen, der vielleicht nicht Jedermanns Sache ist.

Foto: Craig Roberts & Antonia Thomas, Still Up - Copyright: Apple
Craig Roberts & Antonia Thomas, Still Up
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Kommen wir jetzt mal auf Lisa zu sprechen. Sie leidet zwar auch unter Schlaflosigkeit, für die ich für mich persönlich keine Erklärung gefunden habe, die aber sozial nochmal anders aufgestellt ist als Danny. Sie erleben wir nämlich tatsächlich auch in anderen Locations, wie zuerst einmal in der Apotheke, wo man auch den britischen Humor bemerkt, über den ich aber tatsächlich grinsen musste, weil man bemerkt hat, dass sie um keinen Preis auffallen will, eigentlich gar nicht dort zu arbeiten. Erschreckt hat mich letztlich die Auflösung in der Apotheke und was auch nochmal unterstrichen hat, wie gefährlich man manchmal lebt. Wie gesagt hat Lisa dann schon mehr Sozialleben und eine feste Beziehung mit Veggie (Blake Harrison), wobei man das auch nicht unbedingt als feste Beziehung bezeichnen kann und eigentlich schon bei seinem ersten Auftreten bemerkt man, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es in die Brüche geht und wenn man hier wirklich von einer RomCom sprechen kann, dann hat man auch hier einige Momente gestreut, die daraufhin hindeuten, dass die Freundschaft von Lisa und Danny eben doch mehr ist und sie damit aufkeimende Sachen kaputt machen. Wir haben da nämlich noch Amy (Lois Chimimba), die eigentlich prima zu Danny gepasst hat und auch gut mit ihm umgegangen ist, auch wenn ihr erstes Date so gesehen der Anfang vom Ende gewesen wäre. Ein Ende haben die beiden aber dennoch gefunden, was ich aber schade fand. Selbst wenn im Finale alles daraufhin hindeutet, dass Lisa und Danny sich eigentlich gefunden haben und sich nur noch gegenseitig ihre Gefühle gestehen müssen, sehe ich "Still Up" noch immer nicht als 'klassische' RomCom. Für mich ist es vielmehr eine Serie über zwei Menschen die sich als wirklich verdammt enge Freunde gefunden haben, was aber nur selten andere verstehen und wodurch andere romantische Beziehungen schon mal zu Bruch gehen.

Ein bisschen zu kurz kommen hier die Nebencharaktere, wie der Katzenmann (Rich Fulcher), wobei ich das bei ihm nicht schlimm finde und es von seinem immer mal wieder Auftauchen in eher unpassenden Momenten eben doch passt und er mich von seiner Art her an Howard Morris (Michael Cyril Creighton) aus "Only Murders in the Building" erinnert. Weitaus bedauerlicher finde ich es bei Adam, wie wenig er zu sehen war bzw. wie wenig man über ihn erfahren hat. Er ist nämlich nicht nur Dannys Nachbar, sondern auch wie ein enger Freund, der ihm immer hilft. Hier hätte ich mir mehr gewünscht und empfinde es eher als verschenktes Potenzial und in gewisser Weise könnte ich das auch bei Veggie schreiben. Bei ihm ist zwar für mich von Anfang an klar gewesen, dass er nur dafür da ist, um als 'Verlierer' zu enden. Ich hätte mir ein bisschen mehr Beleuchtung aus seiner Perspektive gewünscht. Aber naja.

Fazit

"Still Up" ist sicherlich keine klassische Comedyserie, was ich gar nicht schlimm fand. Vielmehr empfinde ich es als eine Serie darüber, wie man Vertrauen zu einem Menschen aufbaut, den man nur einmal gesehen hat und sonst immer nur schriftlichen Kontakt hat und man dadurch immer enger wird. Craig Roberts und Antonia Thomas haben ihre Parts gut und nachvollziehbar gespielt. Ich persönlich hätte nichts gegen eine zweite Staffel, da es noch immer Potenzial gibt, was man ausschöpfen kann.

Die Serie "Still Up" ansehen:

Daniela S. - myFanbase

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