Die enttäuschendsten Charaktere 2008/2009
Platz 2: Echo (Dollhouse)

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Eine Serie hat ein Problem, wenn ihr Fokus auf einer Hauptperson liegt, diese aber überhaupt nicht funktioniert. Genau dies ist Joss Whedon mit seiner neuen Show "Dollhouse" passiert. In deren Zentrum steht Echo, gespielt von Eliza Dushku, eine junge Frau, deren komplette Erinnerungen und somit auch ihre Persönlichkeit durch eine neue, geheime Technologie gelöscht wurden. Sie arbeitet für eine mysteriöse Organisation mit dem Namen Dollhouse (die Aktiven wie Echo werden leicht abschätzend als Dolls bezeichnet), dort werden ihr für jeden neuen Auftrag verschiedenste Persönlichkeiten und Fähigkeiten eingepflanzt, so dass man Woche für Woche eine Person mit neuen Eigenschaften kennen lernt.

Das Problem mit dem fehlenden Innenleben bei Puppen

Leider tritt bei "Dollhouse" der Fall ein, dass die Serie immer dann das in ihr schlummernde Potential offenbart und sich an die Grenze zu einer guten Serie begibt, wenn Echo in den Hintergrund tritt, oder noch besser, gar nicht erscheint. Das liegt zum einen an der Darstellung von Eliza Dushku, die den Anforderungen, die die Rolle mit sich bringt, nicht gewachsen ist. Sie schafft es so gut wie nie, die verschiedenen Facetten von Echo glaubhaft darzustellen, meist liefert sie hölzerne Klischees ab. Nur wenn Echo in die Rolle einer toughen, kämpferischen Eigenbrötlerin schlüpft, sagen wir so jemanden wie Faith ("Buffy - Im Bann der Dämonen"), kann Dushku überzeugen. Aber Eliza Dushkus beschränkte schauspielerische Fähigkeiten sind noch nicht einmal das Schlimmste an Echo. Leider gelingt es den Autoren nicht, den Zuschauer für ihre Person zu interessieren. In ihrem Rohzustand, also dann wenn sie völlig ohne Persönlichkeit ist, starrt sie einfach nur beseelt ins Leere und murmelt bedeutungsschwangere Phrasen. In ihren Rollen ist sie austauschbar und voller Klischees. Selbst als man versucht, über das langsame Aufdecken ihrer Vergangenheit eine Brücke zu ihrem wahren Charakter herzustellen, wird die Figur nicht greifbarer. Dafür ist die Erklärung ihrer freiwilligen Rekrutierung ins Dollhouse zu unspektakulär: Sie war eine radikale Tierschützerin namens Caroline, die über ihren Nachforschungen betreffend diverser Tierversuche die Machenschaften der Firma aufdeckte, die auch hinter dem Dollhouse steckt. Über den gewaltsamen Tod ihres damaligen Liebhabers erklärt man ihre Verzweiflung, sich auf das zweifelhafte Angebot der Dollhouse-Leiterin Adelle DeWitt einzulassen, freiwillig all ihre Erinnerungen löschen zu lassen, und im Gegenzug nach fünf Jahren mit viel Geld in der Tasche frei zu sein.

Der zweite Schwerpunkt, der Echos Entwicklung im Laufe der ersten Staffel ausmacht ist das Auftauchen diverser Erinnerungsfetzen bei ihr, sowohl aus ihrer Vergangenheit, als auch der Phasen, in denen sie die verschiedenen anderen Persönlichkeiten verkörperte, an die sie sich aber eigentlich nicht erinnern dürfte. Doch leider wurde dieser recht interessante, viel versprechende Pfad bisher nur vage angedeutet und mit in die zweite Staffel genommen, so dass man noch nicht weiß, ob er das Licht am Ende des Tunnels ist oder das Zeichen des endgültigen Scheiterns der Charakterzeichnung Echos.

Jetzt könnte man natürlich sagen, dass es an der Rolle an sich liegt, das man keine Beziehung zum Charakter aufbauen kann, denn schließlich gibt es bei dieser Art von nicht vorhandenen Persönlichkeiten nichts wirklich Greifbares für den Zuschauer. Die Nebenrolle der Sierra beweist aber, dass das Konzept sehr wohl funktionieren kann. Im Gegensatz zur Protagonistin erreicht Sierra den Zuschauer und bewegt ihn. Dass Echo aber der Star im Dollhouse ist, die Aktive, die von den meisten Kunden gewünscht wird, die mit den an sie gestellten Herausforderungen am besten zurecht kommt, und die ohne ihr Dazutun Männer wie Paul Ballard und sogar den charismatischen, mysteriösen Alpha um den Finger wickelt und in ihren Bann zieht, ist nicht nachvollziehbar.

Bleibt nur zu hoffen, dass Joss Whedon, der Schöpfer solcher überragender Hauptcharaktere wie Buffy Summers und Malcolm Reynolds ("Firefly"), bekannt für sein Faible starker, vielschichtiger und vor allem glaubwürdiger Frauenrollen, für Echo einen großen Masterplan in der Schublade hat, der uns alle Lügen straft und in ein paar Jahren die Schamesröte ins Gesicht treibt, wenn wir an unsere Skepsis und Kritik erinnert werden. Ich lasse mich dann gerne eines Besseren belehren.

Cindy Scholz - myFanbase

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