Gen V - Review #1.01-#1.03

Gut drei Jahre hat es nun gedauert, bis Prime Video das "The Boys"-Spin-Off "Gen V" nach der ersten Ankündigung an den Start schicken konnte. Es ist wahrlich nicht so, als würden die neuen Staffeln der Mutterserie immer auf die Bildschirme fliegen, aber weitere Castveränderungen nach der ersten Verkündigung und ähnliche Kleinigkeiten haben den Prozess noch einmal verlängert. Sicherlich wollte man zusätzlich die erste Staffel des Neulings strategisch günstig platzieren, um die Wartezeit auf Staffel 4 von "The Boys" etwas kürzer erscheinen zu lassen. Doch das ist immer auch ein Wagnis, denn die Mutterserie ist eben auch schon so kultig, dass die Erwartungen immens sind. Demnach ist klar, jede*r wird wohl bei "Gen V" reinschauen, aber wird diese neue Serie auch den Vergleich für sich günstig überstehen?
Ich persönlich bin nicht mit der Erwartung an die ersten drei Episoden zum Auftakt herangegangen, dass ich eine Kopie brauche. Sogar im Gegenteil: Ja, es soll natürlich ein Serienuniversum voll von Easter Eggs und Gastauftritten von bekannten Figuren sein. Ja, es soll bitte die derbe und schonungslose Erzählweise beibehalten werden. Aber nein, wenn ich jüngere Figuren ins Zentrum stelle, dann muss es sich auch jünger anfühlen. Dann muss es wirklich wie am College sein. Zwar gibt es mehr High School-Serien als College-Serien, aber "Greek", die späteren Staffeln von "Dawson's Creek", "How to Get Away with Murder" oder auch neuere Beispiele wie "The Sex Lives of College Girls" und "Grown-ish" zeigen, wie groß die Spannbreite in diesem Genre doch sein kann. Ich finde, dass sich "Gen V" da wirklich gut eingefunden hat. Gerade in der allerersten Episode werden der Campus und die verschiedenen Studienmöglichkeiten dort gut erklärt. Der Campus wird auch immer wieder in Szene gesetzt, dazu die angrenzende Sportarena für Vorführungen sämtlicher Art und natürlich die Schlafsäle. Und schon kommt eine gewisse Stimmung auf. Weiterhin finde ich, dass die Hauptfiguren, die die Collegestudent*innen darstellen, auch wirklich jünger wirken. Sie sind keine Jugendlichen mehr, das Thema Sex und Verliebtsein muss nicht noch unbeholfen süß angegangen werden, sondern sie machen einfach. Natürlich haben sie auch schon ihre Geschichten, die sie tief geprägt haben, dabei speziell die Momente, wo sie das erste Mal ihre Kräfte bemerkt haben, aber sie sind noch beeinflussbar. Sie befinden sich noch in einem Reifungsprozess, wo der eigene Platz in der Welt noch wahrlich nicht gefunden ist und wo sie ihre Identität erst noch wirklich finden müssen. Das sorgt für einige schwankenden Launen, ständig neue Allianzen und generell viel Bewegung, aber genau das passt für mich auf das Alter, weswegen ich es erstmal sehr authentisch finde.
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Die ersten drei Episoden geben einen guten Eindruck von dem, was die Serie wohl auch erzählen will. Zwar fand ich den Auftakt schon gut genug, so dass man nicht unbedingt auf direkt drei Folgen hätte setzen müssen, aber so setzt sich insgesamt mehr der Eindruck durch, dass eben die jüngeren Figuren noch idealistischer ausgerichtet sind und deswegen wirklich glauben, dass sie als Supes und vor allem mit dem Endziel der Seven etwas bewirken können. Hier hat der Realitätscheck noch nicht so eingesetzt, wie es wir dann knallhart in der Mutterserie erleben. Deswegen zeigt sich eher, dass es darum geht, behutsame Beziehungen aufzubauen, die dennoch immer auch nah am Konkurrenzdenken sind und dann eben gemeinsam dem 'Bösen' auf die Spur zu kommen. Deswegen drängte sich bei mir auch der Gedanke Mystery auf, denn man kauft dem Personenkreis aus Marie (Jaz Sinclair), Andre (Chance Perdomo), Emma (Lizze Broadway), Cate (Maddie Phillips), Jordan (London Thor & Derek Luh) sowie Luke (Patrick Schwarzenegger) ab, dass sie gemeinsam aufdecken wollen, was für geheime Dinge am Campus ablaufen. Das erscheint mir auf jeden Fall als passendes Oberthema für diese erste Staffel und natürlich wird es noch zig Nebenthemen geben, die aber vor allem die Figuren individuell betreffen, wie ebenfalls schon deutlich durch die drei Auftaktepisoden unterstrichen wurde.
Oben hatte ich schon den vorab getätigten Wunsch angesprochen, dass die grundlegende Stilistik von "The Boys" auf jeden Fall ein Muss sein sollte. Das wird ebenfalls erfüllt. Alleine in diesen drei Episoden ist wieder so viel passiert, wo Entsetzen, Ekel und Lachen eng beieinander liegen, dass ich diesen Job definitiv als abgehakt bezeichnen möchte. Dazu ist es wirklich gut gelungen, die beiden Welten miteinander zu mischen. In der Vergangenheit prägt "The Boys" das neue Spin-Off gleichermaßen wie in der Gegenwart. Zurückliegend haben wir eben Maries Familie, die der Ernennung von A-Train (Jessie T. Usher) bei den Seven, feiert, weil da nun ein Superheld ist, der wie sie ist. Wenn man dann später an den Serienverlauf der Mutterserie zu dieser Figur denkt, dann ist das wirklich sehr doppeldeutig. Dazu setzt "Gen V" eben genau in der inhaltlichen Pause an, die "The Boys" nach Staffel 3 hinterlassen hat, indem eben angedeutet wird, dass nach dem Ausscheiden von Starlight gerade ein Platz frei ist. Ausgiebigere Gastauftritte von Ashley Barrett (Colby Minifie) beispielsweise tun dann ihr Übriges. Man sieht also deutlich, dass eine Verschmelzung da ist, aber dennoch würde ich von den ersten drei Episoden jetzt erstmal nicht ableiten, dass es ein Muss sein wird, "Gen V" zu sehen, aber den Eindruck könnten die übrigen fünf Episoden natürlich noch wandeln. Umgekehrt würde ich aber doch definitiv sagen, dass "The Boys" und entsprechende Grundkenntnisse zu Compound V etc. sehr hilfreich sind. Das große Mysterium rund um den Wald scheint aber eigenständig zu sein, so dass es vielleicht eben doch funktioniert. Dennoch gehe ich fest davon aus, dass die beiden Serien sich einfach perfekt ergänzen und daher beide wichtig sind.
Kommen wir noch einmal etwas konkreter zu den Figuren. Marie scheint bislang das Herz der Serie zu sein. Sie ist die, die durch ihre wirklich erschreckende Familiengeschichte am längsten fernab der Realität in einem Institut gelebt hat. Natürlich weiß sie, was Vought und was die Seven bedeuten, aber dennoch ist sie in vielem doch außen vor, weswegen sie sich natürlich als passender Anker anbietet, speziell die Geschehnisse an der Godolkin University zu erkunden. Zudem merkt man auch die Ambivalenz bei ihrer Figur, die sicherlich vielversprechend sein wird. Deswegen erinnert sich mich auch ein wenig an Starlight. Sie hat ein liebes Gesicht und deswegen wird sie auch schnell als Marketingstreich erkannt, aber sie ist nicht komplett beeinflussbar. Sie kann ihre naiven Momente haben, siehe mit Indira Shetty (Shelley Conn), aber sie kann eben auch lernen. Ihre sich langsam entwickelnde Freundschaft mit Emma, da musste ich sofort an "Wednesday" mit der gleichnamigen Protagonistin und Enid als Zimmernachbarinnen denken. Es ist eine recht ähnliche Dynamik. Emma ist quirlig und offen, Marie macht erstmal dicht, aber sie brauchen sich aus unterschiedlichen Gründen. Ich finde die beiden auch gut gepaart, weil sie eben beide eine verletzliche Seite haben, was auch das Muster aus der Mutterserie fortführt, dass Kräfte zu haben, nicht immer nur ein Zuckerschlecken ist. Aber das wird generell bei all den jungen Erwachsenen angedeutet. Dass ihre Kräfte einen Preis haben, das wird mit sehr aktuellen Themen verbunden, siehe Jordan als nicht-binärer Charakter, wo das mit der physischen Wandlung zwischen weiblich und männlich wirklich spannend gelöst ist. Aber auch Cate, die mir wirklich sehr mächtig erscheint, wenn sie natürlich auch körperliche Nähe braucht, hat etwas Anziehendes, weil sie zwischen leicht arrogant und mitfühlend eine Palette bedient, wo man sie vielleicht final noch gar nicht richtig einordnen kann.
Einzig Andre hat mich noch nicht richtig gepackt bekommen. Ich kenne Perdomo schon aus "Chilling Adventures of Sabrina" und ich war wirklich gespannt auf ihn in einer neuen Serienhauptrolle. Doch an ihm liegt es nicht, dass ich noch nicht überzeugt bin. Es ist eher das Drehbuch, das sich in Bezug auf ihn noch so zurückhaltend verhält. Er ist dominant auf dem Bildschirm, aber noch nicht so richtig zu packen. Ihn im Einklang mit seinen Kräften passiert nahezu kaum und dazu geht es vor allem viel um die Vater-Sohn-Beziehung, weil der ehemals so erfolgreiche Polarity (Sean Partrick Thomas) ihn ordentlich unter Druck setzt. Das erweckt insgesamt den Eindruck, dass Andre seine Eigenschaften als Supe am meisten abstoßend findet und die Seven eben nicht als Endziel hat. Aber ich könnte mich auch völlig verrannt haben, denn seine Bemühungen um Sam (Asa Germann) sind durchaus ehrlich gemeint. Auch seine Freundschaft zu Luke aka Golden Boy ist wirklich innig (gewesen), gleichzeitig hat er Emma wegen ihrer Fähigkeiten nicht zufällig angesprochen. Dementsprechend könnte er am Ende vielleicht am meisten überraschen. Golden Boy zu opfern, ja, das ist mal eine Hausnummer, ist aber auch der Grund, warum Episode 1 schon ein Ausrufezeichen setzt. Zumal Luke eben auch durch Rückblenden erhalten bleibt und vielleicht ist Sam dann auch wirklich der spannendere Charakter, wobei es bei ihm wirklich noch das Meiste zu entdecken gibt, weil er bislang eben die Figur eingesperrt im Keller war. Ansonsten haben wir eben die erwachsenen Figuren und spätestens dort kann man ganz typisch niemandem über den Weg trauen. Aber eben gerade dieser Kontrast zwischen alt und jung scheint reizvoll, also warten wir ab.
Fazit
Ich bin jedenfalls auf diese volle erste Staffel mega gespannt. Ich habe alles bekommen, was ich mir erhofft habe. Eine Serie, die wie "The Boys" wirkt, aber definitiv das Potenzial und das Mysterium hat, ganz eigene Fußstapfen in den Sand zu treten.
Die Serie "Gen V" ansehen:
Lena Donth – myFanbase
Kommentare
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr


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28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr