Blu-ray-Rezension: His Dark Materials, Staffel 2

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Die erste Staffel von "His Dark Materials" hat bereits bewiesen, dass sich die HBO-Serienadaption der Romanvorlage von Philip Pullmann eng verpflichtet sieht, weswegen es nicht wirklich überraschend ist, dass die zweite Staffel nun auch den zweiten veröffentlichten Roman aus der Trilogie, "Das Magische Messer" (Original: "The Subtle Knife"), eng adaptieren wird. Jedoch war die Produktion an Staffel 2 stark von der Corona-Pandemie beeinflusst, so dass es diese nur auf sieben der angekündigten acht Episoden bringt. Jedoch ist inhaltlich nur eine Stand-alone Episode weggefallen, die sich mit Lord Asriel (James McAvoy) beschäftigen sollte. Somit ist am eigentlichen Staffelgeschehen nichts weggefallen, was angesichts der Voraussetzungen eine wahrlich frohe Kunde ist. Ob nun Staffel 2 auch zu begeistern weiß?

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Inhalt

Foto: Dafne Keen, His Dark Materials - Copyright: 2020 Bad Wolf Ltd
Dafne Keen, His Dark Materials
© 2020 Bad Wolf Ltd

Es geht nahtlos weiter mit der Geschichte von Lyra (Dafne Keen), die Lord Asriel durch eine Öffnung in eine andere Welt folgt, nämlich Cittàgaze. Dort trifft sie auf Will (Amir Wilson) und erfährt, dass ihre Schicksale davon abhängen, ihn wieder mit seinem Vater (Andrew Scott) zusammenzuführen. Ihr Weg wird erschwert durch einen Krieg zwischen dem ruchlosen Magisterium und den Hexenclans, die sicherstellen wollen, dass Lyra eine Prophezeiung erfüllt. Aber es droht auch Gefahr durch Lyras Mutter Marisa Coulter (Ruth Wilson), die ihre Tochter unbedingt finden will und ganz eigene Pläne zu haben scheint.

Rezension

Foto: Kit Connor, His Dark Materials - Copyright: 2020 Bad Wolf Ltd
Kit Connor, His Dark Materials
© 2020 Bad Wolf Ltd

Der Untertitel für Staffel 2, "Neue Welten warten", verrät bereits deutlich, dass die Veränderungen für die Zuschauer*innen doch sehr deutlich ausfallen. Zwar hat schon die erste Staffel parallel in der Welt von Lyra und den Dæmonen sowie der Welt, wie wir sie kennen, stattgefunden, aber dennoch war der Hauptfokus auf der Welt, die ohne Frage mit vielen Fantasy-Elementen ausgestattet ist. Diese Welt nimmt jedoch diesmal einen deutlich geringeren Anteil ein, weil sich die zentrale Handlung vor allem in Cittàgazze abspielt, die rein optisch einem mediterranen Ort an der Küste nachempfunden ist, die mit den sogenannten Geistern, die alle Erwachsenen heimsuchen, aber auch eine ganz eigene Gefahr zu bieten hat, die dort den zurückgebliebenen Kindern und Jugendlichen eine ganz eigene Gesellschaft aufdrängt. Damit haben wir nun also drei Welten, die optisch und atmosphärisch nicht unterschiedlicher sein könnten. Auch wenn ich nur loben kann, mit wie vielen Details die unterschiedlichen Visualisierungen auf die Beine gestellt wurden, so habe ich Lyras Welt doch ein wenig vermisst diesmal. Diese haben wir eigentlich nur noch über das Magisterium präsentiert bekommen und dort haben wir es mit den Antagonisten schlechthin zu tun, die diese magische Ader nicht so bedienen können, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber die Prämisse dieser Staffel war es eben, zu neuen Welten aufzubrechen und dann muss man wohl damit leben…

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Die Sehnsucht nach der Welt, die im Stil des Viktorianischen Zeitalters inszeniert wurde, wird auch dadurch bedingt, dass viele damit verbundene Elemente verschwinden oder zu kurz kommen. Das Kapitel mit den Gyptern ist abgeschlossen. Iorek (gesprochen von Joe Tandberg) hat nur noch einen kleinen Auftritt, obwohl seine Beziehung zu Lyra eines der Highlights aus Staffel 1 war, und wir lernen auch deutlich weniger neue Dæmonen kennen, obwohl diese für mich nun mal das Herzstück des inhaltlichen Stoffs sind. Umgekehrt muss man aber sagen, dass dafür von einzelnen Paarungen die Beziehungen zwischen Mensch und Dæmon tiefer ergründet wird. Da sticht natürlich vor allem Mrs. Coulter mit ihrem Affen heraus, denn die beiden könnten kein ambivalenteres Verhältnis zueinander haben. Er hängt bedingungslos an seiner Seelenpartnerin, aber für sie ist der Affe oft eine Verkörperung von dem, was sie an sich selbst nicht leiden kann, weswegen sie ihn auch schon mal hart bestraft. Genau das Gegenteil stellen natürlich Lyra und Pan (gesprochen von Kit Connor) dar, denn diese beiden sind eine Einheit, bei der nichts dazwischen passt. Dennoch verändert sich auch zwischen ihnen einiges, denn zum einen nähert sich Lyra langsam, aber sicher dem Alter, wo Pan irgendwann seine Tiergestalt nicht mehr wechseln kann, weil ihre Persönlichkeit manifestiert sein wird. Zum anderen kommt mit Will eine dritte Person ohne Dæmon hinzu, die aber genau von diesem Wesen unheimlich fasziniert ist und sich in dieser Beziehung arrangieren muss. Das sorgt für viele interessante Gespräche zwischen Lyra und Pan, die sicherlich auch noch vom Schicksal Rogers (Lewin Lloyd) tief erschüttert sind, weil ihnen jemand Vertrautes entrissen worden ist. Langsam können sie sich wieder einer neuen Freundschaft öffnen und das mitzuerleben ist ohne Frage anrührend.

Foto: Simone Kirby, His Dark Materials - Copyright: 2020 Bad Wolf Ltd
Simone Kirby, His Dark Materials
© 2020 Bad Wolf Ltd

Aber all das, was nicht mehr ist, wird durch Neues ersetzt. In der Welt, die unserer nachempfunden ist, lernen wir die Wissenschaftlerin Dr. Mary Malone (Simone Kirby) kennen, die sich an ihrem Lehrstuhl mit der Dunklen Materie beschäftigt. Zwar war schon in Staffel 1 klar, dass die Fantasy-Elemente nur ein Platzhalter für Aspekte sind, die durchaus die reale Welt betreffen, aber hier wird gerade dieser wissenschaftliche Aspekt zu Staub, wie es Lyra begrifflich gelernt hat, der uns aber als Dunkle Materie bekannt ist, sehr stark betont. Das hat meinen persönlichen Geschmack nicht unbedingt getroffen, da mir gewisse Wissenschaftsthemen schlichtweg zu komplex sind. Dennoch ist Dr. Malone an sich ein wirklicher Gewinn für "His Dark Materials". Sie ist mit ihrem herzensguten, neugierigen und loyalen Wesen ein gewisser Ausgleich zu Mrs. Coulter, da sie tatsächlich bedingungslos eine Mutterfigur darstellen könnte. Dementsprechend entsteht zwischen ihr und Lyra auch direkt eine Verbindung, bei der es auf Anhieb klick macht. Weiterhin haben wir die Hexen, die nun in größerer Vielfalt auftauchen, wie beispielsweise durch Ruta Skadi (Jade Anouka), die einen weiteren Clan neben Serafina Pekkala (Ruta Gedmintas) anführt. Insgesamt haben die Hexen aber definitiv nicht die Präsenz auf dem Bildschirm, die restlos mitreißt. Dafür müssen wir schon auf jemand altbekanntes schauen, nämlich Lee Scoresby, dessen Darstellung durch Lin-Manuel Miranda mir in der ersten Staffel zu modern war. Aber offenbar war es nur Gewöhnungssache, denn in der zweiten Staffel nun kann ihm ein gewisser Heldenstatus nicht mehr abgesprochen werden. Da er so dominant in seinem Wesen ist, ist Neuling Colonel John Parry mit den Alias Dr. Stanislaus Grumman und Jopari (Scott) doch überraschend blass. Er war eine große Unbekannte in Staffel 1 und ist vom mysteriösen Faktor her ein wenig der Ersatz für Lord Asriel, aber der Funke will nicht recht überspringen.

Foto: Ruth Wilson & Lin-Manuel Miranda, His Dark Materials - Copyright: 2020 Bad Wolf Ltd
Ruth Wilson & Lin-Manuel Miranda, His Dark Materials
© 2020 Bad Wolf Ltd

Jetzt habe ich schon vieles angesprochen, bei dem deutlich geworden sein dürfte, dass die zweite Staffel viele Veränderungen mit sich bringt. Einiges klappt gut, anderes lässt Figuren und Inhalte aus Staffel 1 vermissen, aber für sich gesehen bleibt es weiterhin eine überzeugende Roman-Adaption, wo ich nur festhalten kann, dass tatsächlich genau das richtige Maß gefunden wurde, um der komplexen Welt von Pullman auf den Punkt gerecht zu werden. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ohne Vorwissen weiterhin vieles komplex für das Verständnis bleibt, aber die Serie schafft den Spagat durchaus gut, sich nicht in zu vielen Details zu verlieren und stattdessen ein gleichmäßiges antreibendes Tempo anzubieten, bei dem immer etwas passiert. Ob nun wirklich durch etwas, was man als Action abhaken kann oder durch wichtige Charaktermomente, es ist alles dabei. Für die Adaption muss sich weder Pullman selbst noch HBO schämen, denn die Verehrung für die Vorlage ist deutlich zu merken. Deswegen gehe ich auch sehr optimistisch in die finale Staffel, denn bei der bisherigen Leistung dürfte auch das abschließende Kapitel ein würdiges Festhalten für die TV-Bildschirme erfahren.

Die Serie "His Dark Materials" ansehen:

Specials

Foto: His Dark Materials - Copyright: 2020 Bad Wolf Ltd
His Dark Materials
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  • Heldenhafter Gauner: Die Legende von Lee Scoresby
  • His Dark Materials: Dæmonen
  • His Dark Materials: Panzerbären
  • His Dark Materials: Portale und das Multiversum
  • His Dark Materials: Hexen
  • His Dark Materials: Dæmonen und Bären werden lebendig
  • His Dark Materials: Cittàgaze
  • His Dark Materials: Welten prallen aufeinander
  • Die mächtige Mrs. Coulter
  • Lyra
  • Das Magische Messer



Die Liste der Specials ist wie schon bei der ersten Staffel sehr lang. Diesmal steht aber jeder Beitrag inhaltlich auf eigenen Beinen. Dafür sind es aber stets sehr kurze Clips. Die ersten Specials stellen eine Art Glossar dar, die vor allen den Zuschauer*innen ohne Kenntnis der Buchvorlage helfen dürften, da die einzelnen Begrifflichkeiten aus der Serienwelt noch einmal detailliert und dennoch knapp auf erklärt werden. Anschließend erfolgen Beiträge, die sich vor allem der technischen Visualisierung der Welt widmen. Einzig die Beiträge über Mrs. Coulter sowie Lyra erinnern sehr an die Specials der ersten Staffelbox. Ansonsten ist wieder eine abwechslungsreiche Sammlung an Specials zusammengestellt worden, die das Verständnis definitiv noch einmal erleichtern und gleichzeitig interessante Hintergrundfakten preisgeben.

Technische Details

Erscheinungstermin: 8. Juli 2021
FSK: 16
Laufzeit: ca. 343 Minuten
Bildformat: 16:9 – 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch, Französisch (beide Dolby Digital 5.1), Englisch (DTS-HD Master)
Untertitel: Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch
Untertitel für Hörgeschädigte: Deutsch, Englisch

Fazit

Es zeigt sich auch in der zweiten Staffel von "His Dark Materials" wieder, dass es eine richtig gute Entscheidung war, bei HBO eine Serienadaption der Romantrilogie von Philip Pullman unterzubringen. Denn die Schmach der Kinoverfilmung "Der Goldene Kompass" war schon mit Staffel 1 eigentlich vergessen, aber das wurde nun noch einmal zementiert. Zwar treten in der zweiten Staffel viele inhaltliche Veränderungen ein – neue Welten, neue Figuren, somit Abschied vom Alten – aber der fiktionalen Welt wird damit mit jeder Faser gerecht. Auch wenn es für mich persönlich inhaltlich so nicht mehr das Optimum war, war es erneut eine durchgängig gute Unterhaltung, die man schnell wegschauen kann. Die finale Staffel 3 darf so gerne kommen.

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Lena Donth - myFanbase

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