DVD-Rezension: Ugly Betty, Staffel 1
Die Geschichte des hässlichen Entleins, das zum schönen Schwan wird, scheint so universal zu sein, dass Menschen auf der ganzen Welt sich mit ihr identifizieren können. Anders kann man sich den unglaublichen Erfolg der kolombianischen Seifenoper "Yo soy Betty, la fea" eigentlich nicht erklären, die weltweit bis dato 18 Remakes inspiriert hat, darunter auch den deutschen Ableger "Verliebt in Berlin". Kein Wunder also, dass der US-Sender ABC 2006 die amerikanische Version "Ugly Betty" ins Programm aufnahm – und damit voll ins Schwarze traf.
Inhalt
Die 22-jährige Betty Suarez (America Ferrera) ist liebenswert, intelligent, naiv – und hat überhaupt keinen Sinn für Mode. Dennoch – oder gerade deshalb – wird sie von dem Medienmogul Bradford Meade (Alan Dale) als Assistentin für seinen Sohn Daniel Meade (Eric Mabius) eingesetzt, dem Chefredakteur der Zeitschrift Mode, damit dieser anstatt einem attraktiven Dummchen eine kompetente Hilfe hat, mit der er nicht wieder eine Affäre anfängt. In dieser ihr völlig unbekannten Welt des Glamours und der Intrigen muss sich Betty nicht nur bei Daniel behaupten, sondern sich auch gegen Wilhelmina Slater (Vanessa Williams) durchsetzen, die mit allen Mitteln Daniels Posten ergattern will, und gegen ihre Kollegen Marc (Michael Urie) und Amanda (Becki Newton), die ihr das Leben zur Hölle machen. Unterstützung bekommt sie dabei von ihrer Familie, ihrem Vater Ignacio (Tony Plana), ihrer älteren Schwester Hilda (Ana Ortiz) und ihrem Neffen Justin (Mark Indelicato), die manchmal jedoch auch sehr anstrengend sein können.
Rezension
Zugegeben, auch ich gehörte anfangs zu den Skeptikern von "Ugly Betty" – schließlich ist allein die Tatsache, dass die Serie in der Tradition von Seifenopern wie "Verliebt in Berlin" steht, für jeden Fan einigermaßen anspruchsvoller Unterhaltung Grund genug, erst gar nicht einzuschalten. Doch mit einem Vergleich zur deutschen Version der Story tut man "Ugly Betty" komplett Unrecht. Silvio Horta hat mit "Ugly Betty" nämlich eine Comedy geschaffen, die nicht nur das Genre der Seifenoper herrlich parodiert, sondern auch wunderbar selbstironisch ist und sich zu keinem Zeitpunkt zu ernst nimmt.
Betty Suarez ist dabei eine absolut großartig gezeichnete und vor allem auch von America Ferrera perfekt verkörperte Protagonistin, die man als Zuschauer mit ihrer Liebenswürdigkeit, Aufrichtigkeit und sagenhaften Schlusseligkeit sofort ins Herz schließt. Sie ist die gute Seele in einer Welt der Oberflächlichkeit, Machtgier und Botoxbehandlungen, gleichzeitig aber auch nicht selten die Anlaufstelle Nummer 1 für die Autoren, wenn es um knallharten Slapstick geht. Betty wird in die unglaublichsten Outfits gesteckt, läuft gegen Türen und gerät auch sonst in alle möglichen peinlichen Situationen. Diese Komik dient letztlich jedoch nur als Ausdruck dafür, wie schwer es Betty in dieser absurden Modewelt hat, in der sie sich zurechtfinden muss. Daher bewundert man sie immer wieder dafür, wie sie trotz sämtlichen Rückschlägen und Demütigungen nicht aufgibt und sich so Stück für Stück weiterentwickelt und emanzipiert.
In "Ugly Betty" findet man eigentlich keinen Charakter, der nicht irgendwie überzeichnet ist, dennoch verkommen die Figuren zu keiner Zeit zu Karikaturen. Daniel Meade, der notorische Womanizer, verbirgt hinter seiner coolen Fassade den Wunsch, endlich aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten; seine Erzfeindin Wilhelmina, definitiv eine der besten Antagonistinnen der letzten Jahre und von Vanessa Williams stets herausragend porträtiert, geht für ihre Träume zwar über Leichen, doch auch bei ihr blitzt manchmal ein wenig Menschlichkeit durch; Bettys Familie scheint auf den ersten Blick der klischeehafte Inbegriff einer lateinamerikanischen Familienbande zu sein, doch Ignacio, Hilda und vor allem der kleine Justin sind vielschichtiger, als man zunächst vermuten mag. Selbst die beiden hinterlistigen Mode-Mitarbeiter Marc und Amanda – das absolute Dreamteam der Serie – haben mehr zu bieten als nur Bettys Gegenspieler zu sein und sorgen konstant für unglaublich witzige Szenen.
Und so macht es einen Heidenspaß, den verschiedenen Charakteren dabei zuzusehen, wie sie in teilweise abstruse Storylines verwickelt werden, die in ihrer Verrücktheit manchmal nicht mehr zu überbieten sind, aber gerade deshalb so gut als Parodien auf die Modewelt funktionieren. Intrigen über Intrigen spielen sich bei Mode ab, Leute werden gegeneinander ausgespielt, totgeglaubte Familienmitglieder erscheinen plötzlich wieder, und dazwischen gibt es immer wieder herrlichen Zynismus und aufrichtige Charaktermomente. Gerade die aufblühende Freundschaft zwischen Betty und Daniel und die emotionalen Familienmomente bei den Suarez bieten viel Gefühl und damit einen gelungenen Ausgleich zum hohen Comedyanteil der Serie.
Die DVD zur ersten Staffel bietet dem Zuschauer einen interessanten Einblick hinter die Kulissen der Serie. Eine kurze Doku zur Entstehungsgeschichte ("Becoming Ugly") zeigt sehr schön, wie die toll die Dynamik zwischen Cast und Crew funktioniert, zwei weitere Clips ("Grün ist das neue Schwarz" und "A la Mode") verdeutlichen, wie kompliziert und vielschichtig die Zusammenarbeit ist, um die Serie zu dem zu machen, was sie ist. Doch neben den 13 Deleted Scenes sind es vor allem die "Ugly Bloopers", die sehenswert sind – auch wenn der Clip mit den Patzern gerne noch länger hätte sein können.
Technische Details
FSK: 12
Laufzeit: 946 Min. (23 Folgen)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Französisch, Englisch, Niederländisch
Fazit
Man sollte sich nicht von der Tatsache fehlleiten lassen, dass der Story von "Ugly Betty" dieselbe Seifenoper zugrunde liegt wie "Verliebt in Berlin". Denn "Ugly Betty" hat 2007 nicht umsonst zwei Golden Globes für die Beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie und für die Beste Comedyserie gewonnen. Die erste Staffel von "Ugly Betty" ist unglaublich witzig und charmant, hat viel Herz und wartet mit einer Reihe von Charakteren auf, die alle auf ihre Art liebenswert sind.
Maria Gruber - myFanbase
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