Der Morgen davor und das Leben danach - Reviews Staffel 1

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In unseren Kurzkritiken schildern unsere Autoren und Autorinnen ihren ersten Eindruck von einer Episode in Form einer kurzen Review. Nutzt die Gelegenheit, eure Meinung zu diesen Folgen kundzutun und mit uns über die Apple-Serie "Der Morgen davor und das Leben danach" zu diskutieren.

Episode #1.01 Absturz

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Maxwell Jenkins & Colin O'Brien, Der Morgen davor und das Leben danach
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Ich bin noch ganz mitgenommen von dieser Auftaktepisode. Aber im positiven Sinne, denn eigentlich konnte man ahnen, dass bei der Storyline (Flugzeugabsturz) und dem Team aus Cast (u.a. Connie Britton) und Crew (das Team um Jason Katims) was wirklich Intensives entstehen wird. Und so war es dann eben auch. Überzeugend fand ich vor allem die nichtlineare Erzählweise. Immer wieder wechselte man zwischen dem Tag vor dem Absturz, eine nicht ganz definierte Zeit davor und den Flug selbst. Da man zusätzlich unterschiedliche Parteien betrachtete, war es sehr viel Abwechslung und auch wenn das unübersichtlich klingt, so ist doch eine klare Erzähllinie vorhanden. Diese sorgt dafür, dass man zu allen Charakteren und Geschichten eine Verbindung aufbauen kann und in Teilen auch erahnt, wie diese Einzelteile dann miteinander verbunden sein könnten. So gehe ich davon aus, dass Lacey (Taylor Schilling) nach drei Fehlgeburten nun für den Sohn (Colin O'Brien) ihrer Schwester (Robin Tunney), den einzigen Überlebenden, verantwortlich sein wird und das ihrem Leben eine vielleicht trotz allem Leids hoffnungsvolle Richtung geben wird. Generell wird Verlust eines der bedeutendsten Gefühle der nächsten Episode sein, aber es muss eben auch irgendwie weitergehen. Und bei allen Hinterbliebenden gibt es genügend Baustellen, die nun einen neuen Kontext bekommen werden. Vieles ist dabei noch komplett in der Schwebe, wie beispielsweise die Ehe von DeeDee (Connie Britton), die nun als Witwe zurecht kommen muss und die von ihrer Tochter Zoe (Audrey Corsa) vermuteten Probleme irgendwie verarbeiten muss. Ich will gar nicht weiter spekulieren. Dieser Pilot hat einfach perfekt die Grundlage für die Serie gelegt, allen Geschichten ein emotionales Fundament gegeben und mit der intensiven Erzählweise Lust auf mehr gemacht. Intensiv war es übrigens vor allem auch deshalb, weil ich durch die Beschreibung schon wusste, dass es diesen Flugzeugabsturz gibt, und man quasi die ganze Zeit wusste, worauf alles hinaus läuft. Das hatte auch etwas Makaberes. Und dabei hätten alle Geschichten auch ohne Absturz genügend Potenzial gehabt. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie dieses Fundament dieses Pilots nun genutzt wird. Meine Erwartungen an "Der Morgen davor und das Leben danach" sind jedenfalls noch mal gestiegen.

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Episode #1.02 Essen

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Der Morgen davor und das Leben danach
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Wie erwartet ging es in dieser Episode erst mal um die Trauerbewältigung der Hinterbliebenen, zumindest derjenigen, die sich in einer oder diesen speziellen Selbsthilfegruppe zusammengefunden haben, (ich gehe davon aus, dass es weitere gibt bei der hohen Opferzahl). Die Monologe der Episode waren allesamt sehr intensiv und man fragte sich zwischenzeitlich, warum man sich das eigentlich antut, 50 Minuten lang mit den Tränen zu kämpfen. Aber gute Geschichten berühren eben intensiv und je nach eigenen Erfahrungen ist man eben mehr oder weniger involviert. Jedenfalls fand ich die unterschiedlichen Probleme allesamt sehr gut erzählt. DeeDee trifft es insofern am härtesten, weil sie stückchenweise erfahren muss, dass sie pleite ist, ihr Mann sie mehrfach belogen hat und ihr Leben nun also eine komplett andere Richtung bekommen muss. Bei Kojo (Idris Debrand) und Adriana (Anna Uzele) finde ich es gelungen, wie sie gegenseitig ihre Leben bereichern, weil sie einfach freundlich und emphatisch sind. Lacey wusste zu überzeugen, weil sie sich absolut verletzlich gegeben hat, aber nicht wie bei der Frage nach Adoption eine Mauer davor aufgebaut hat und passiv-aggressiv war, sondern wirklich lernwillig und lösungsorientiert das beste für Edward wollte. Edward bekommt als Überlebender natürlich die Medienaufmerksamkeit (wieder mal typisch abscheulich, wie Medien arbeiten), muss aber selbst erst mal damit klar kommen, dass er alles verloren hat. Die letzte Szene mit der Nachbarstochter Shay (Eva Ariel Binder) war wirklich intensiv, weil die alltäglichen Kleinigkeiten das sind, was man am meisten vermisst. Und Edward musste erst mal akzeptieren, dass sein Bruder wirklich auch tot ist. Allerdings fand ich die Begegnung im Supermarkt etwas befremdlich und nicht ganz nachvollziehbar. Das hätte ich lieber anders umgesetzt gesehen. Alles in allem bleibt man auch durch die Rückblicke sehr nah an den Charakteren dran, versteht all ihre Ausführungen sehr gut und leidet dadurch irgendwie auch ein Stück weit mit. Es ist einfach so nah dran an der Lebensrealität.

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Episode #1.03 Der Wutraum

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Auch in der dritten Episode bleibt es intensiv, denn die Hinterbliebenen wollen Schritte nach vorn tun und erleben dies als mehr oder weniger positiv. Bleiben wir erst mal bei den positiven Momenten. Adriana und Kojo mit seiner Nichte Becks (Khloe Bruno) machen wirklich Freude. Kojo ist so bedingungslos optimistisch und bringt Adriana dazu, für den Kongress zu kandidieren. Hierbei war eigentlich nur schade, dass man bei der erfolgreichen Unterschriftenaktion noch nicht gesehen hat, wie die Kollegin, die ebenfalls kandidiert und sich die Unterstützung von Adriana hat geben lassen, darauf reagiert, aber das wird unweigerlich demnächst kommen müssen. Ansonsten war das einfach eine durch und durch positive Storyline, bei der sich beide Parteien unterstützten und an ihrem Leben teilhaben ließen. Das hatte zwischen all den anderen Geschichten was sehr beruhigendes, auch wenn natürlich das Gespräch von Becks und Adriana, in welchem Becks erstmals von ihrer Mutter spricht, sehr rührend war. Da aber auch das ein positives Ereignis war, weil sich Becks öffnet, war das wohltuend. Eigentlich auch positiv waren Edward und Shay, die unerlaubt nach New York fahren, um der skurrilen Vodoo-Puppe auf den Grund zu gehen und vielleicht das seltsame Mädchen zu finden. Ich finde es gut, dass man diesen komischen Moment aus der letzten Episode nicht einfach stehen lässt, sondern eine Storyline daraus macht, weil sich so vielleicht auch irgendwann erklärt, was es damit auf sich hatte. Dass Edward dann aber an seinem Lieblingsfalafelstand so dermaßen aus dem Konzept gebracht wird, hatte Gänsehaut verursacht. Es muss aber auch heftig sien, wenn die ganze Welt weiß, was einem passiert ist, und der irgendwie vertraute Falafelstandbesitzer nichts weiß und mit ihm redet, als wenn seine Familien noch da wäre. Ich kann verstehen, dass Edward überfordert war und quasi mitspielte, das ihm aber den Rest gegeben hatte. Lacey war da zunächst als meckernde Tante auch keine Hilfe, hat aber noch die Kurve bekommen und ihn in den Kunst des Schleifens eingeführt. Das ging etwas schnell am Ende, war aber konsequent vorbereitet worden. Erwähnenswert ist hier noch, dass sich Shay und Edward wirklich anfreunden und das Geheimnis um Shays Vater ein interessanter Nebenschauplatz ist.

Etwas tragischer, wenn auch nicht ganz so emotional geht es bei DeeDee zu, die nach LA reist und dort die Spuren ihres Mannes verfolgt. Es stellt sich heraus, dass er offenbar keine Affäre zu einer Frau hatte, sondern sich in einem LGTBQ-Verein engagierte. Man wird das Gefühl nicht los, dass das größte Geheimnis ist, dass er schwul war. Eigentlich sind das eher gute Nachrichten, verbunden mit der finanziellen Sorge und der Lüge an sich ist das aber trotzdem schwer zu schlucken. Ich finde es schade, dass DeeDee ihre Tochter aus allem erst mal außen vor lässt. Stattdessen öffnet sie sich der zufällig auch nach LA fliegenden Linda (Amy Forsyth), die den Eltern ihres verstorbenen Freundes von ihrer Schwangerschaft erzählt und nicht erwartet hatte, dass die Eltern daraus eine Art Anspruch ableiten und ihr mehr helfen wollen, als ihr lieb ist. Überfordert von der Situation nimmt sie reißaus. Das ist nachvollziehbar, aber eigentlich vollkommen falsch. Das kann man durchaus besser kommunizieren, aber das gilt für die Eltern auch. Trotzdem sehe ich bei beiden Figuren von außen betrachtet andere Handlungsoptionen, weswegen ich dieses Mal emotional nicht so mitgenommen bin (aber vielleicht war das auch Selbstschutz). Interessant bleiben beide Geschichten weiterhin.

Episode #1.04 Kokon

Foto: Eva Ariel Binder & Colin O’Brien, Der Morgen davor und das Leben danach - Copyright: Apple
Eva Ariel Binder & Colin O’Brien, Der Morgen davor und das Leben danach
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Auch diese Episode hatte wieder einige bedrückende Momente. Die Beerdigung von Becks Mutter hatte durch den Schmetterlingssarg natürlich sehr berührt, weil in diesen Momenten dieses Gefühl, wie hart ein solcher Verlust für ein Kind sein muss, noch mal zusätzlich hochkommt. Als wenn Beerdigungen an sich nicht schon schwierig wären. Auch die Gespräche in der Selbsthilfegruppe waren intensiv und mal wieder hervorragend geschrieben und gespielt. Außerdem zog sich durch diese Episode die schwierige Situation, dass eine Person einen an die verstorbene Person erinnert, was vor allem bei Edward und Lacey natürlich heftig war. Es war also viel bedrückendes dabei und trotzdem auch einiges, was inhaltlich durchaus interessant war. Edwards erste Schultage mit wenig emphatischen Lehrer*innen, fiesen Mitschüler*innen und seinem Drang lieber cool als intelligent zu sein waren nachvollziehbar und trotzdem etwas zu dick aufgetragen. Wobei er als cooler Junge mit hochgekrempelten Kragen durchaus überzeugend war, aber leider nicht lange in dieser Rolle funktionierte. Adriana hat sich wieder mal herzlich um Becks gekümmert und ist Kojo sehr nah gekommen. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass die beiden zusammen kommen werden, so bin ich doch sehr froh, dass es nicht zum Kuss gekommen ist, immerhin ist die Trauerphase noch nicht wirklich abgeschlossen. Adriana scheint aber generell mit ihren Gefühlen durcheinander zu sein, denn auch der Reverend hat es ihr irgendwie angetan oder zumindest ihre Sehnsucht nach Zuneigung erfüllt. Eine Dreiecksbeziehung mit Neid und Missgunst brauche ich eigentlich nicht, weshalb ich hoffe, dass es nur dazu da ist, um Adrianas generelle Unsicherheit zu zeigen. Ansonsten hat DeeDee sehr große Fortschritte gemacht und viel über ihren Mann herausgefunden. Ich fand es sehr schade, dass Noelle so vage blieb und DeeDee nicht mehr geholfen hat. Devon und T waren da sicher hilfreicher, aber DeeDee fehlte teilweise noch der Abstand und richtig zu erkennen, dass ihr Mann ein toller Mensch war und ihr gegenüber wohl nur gelogen hat, um die perfekte Welt, die er ihr bieten wollte, nicht zu zerstören. Durch den Absturz ist das nun auf brutalst mögliche Weise trotzdem passiert, aber ich habe schon den Eindruck, dass DeeDee mit sich auch viel ausmachen muss und die finanziellen Schwierigkeiten nicht ihr größtes Problem ist.

Episode #1.05 Spuk

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Connie Britton, Der Morgen davor und das Leben danach
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Mit Episode 5 haben wir die erste Episode, die mich nicht ganz so ergriffen hat, was wohl an den Schwerpunkten der Episode lag und an ein paar Entscheidungen, die vielleicht nachvollziehbar aber tendenziell auch wenig durchdacht waren. Aber zunächst zu den Schwerpunkten. Amanda und der Bruder ihres Verlobten, Steve, einigen sich zunächst darauf, beide an den Treffen teilnehmen zu können, nähern sich dann aber sogar an und schlafen miteinander. Bei Amanda kann ich es noch verstehen, denn sie sieht ihren Verlobten in Steve und braucht das eventuell zur Trauerbewältigung. Bei Steve habe ich nur komplettes Unverständnis, zumal man seine Frau auch kennenlernen durfte. Mal von meinem Unverständnis abgesehen habe ich aber auch wenig Bezug zu den beiden. Eigentlich haben mich deren Szenen auch gar nicht interessiert. Anders ist das natürlich bei Adriana und Kojo, nur dass das in dieser Episode auch zu schmalzig war. Der Disput mit dem Reverend inklusive des subtilen Männlichkeitsgerangel sagt mir nicht zu und die politische Debatte war mir etwas zu vorhersehbar, auch wenn Adrianas Worte schon beeindruckend waren. DeeDee war auch mal wieder beim Treffen und konnte sich die letzten Tage/Wochen von der Seele reden, wie sie dann aber Linda ein Stück weit abserviert, war sehr wenig emphatisch. Immerhin hat sie bei ihrer Tochter Zoe noch mal die Kurve bekommen und ihren Reisewunsch akzeptiert. Ich verstehe, dass alles sehr viel für sie ist, aber sie darf ruhig auch noch ein bisschen an andere denken. Das hätte ich mir übrigens auch von Lacey gewünscht. In der für mich spannendsten Storyline rund um Edward entschließt sie einfach, Edward nicht mehr bei Shay schlafen zu lassen, weil ihr ein aus meiner Sicht vollkommen Unqualifizierter in der Selbsthilfegruppe sagt, sie müsse Grenzen setzen. Dass sie es nicht mal mit ihrem Mann John abspricht, ist eigentlich traurig. Zumal sie sich dann beschwert, dass er Edward wiederum sehr emphatisch zur Absturzstelle fahren will, damit dessen Albträume vergehen. Dass er es dann noch macht, um Fotos zu schicken, ist eine tolle Geste. John hat also deutlich gepunktet in dieser Episode. Edward hat sich derweil etwas mit Shay verkracht, weil diese in Jordans Jacke quasi Beweise dafür gefunden hat, dass Jordan ohne Edwards Wissen eine Freundin hat. Shay war hier auch etwas forsch und Edward daher zurecht etwas zurückweisend. Er ist aber natürlich auch neugierig und entscheidet selbst, den Indizien auf den Grund zu gehen. Dass war dann in Summe alles nicht mehr überraschend und trotzdem bin ich neugierig, was Mahira vielleicht noch zu erzählen hat. Und Shay und Edward werden ihre Konflikte hoffentlich weniger intensiv austragen, wobei das in dem Alter auch vollkommen normal ist.

Episode #1.06 Mein Held

Die Reviews zu dieser und den anderen Episoden folgen demnächst.

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#1.01 Absturz
#1.02 Essen
#1.03 Der Wutraum
#1.04 Kokon
#1.05 Spuk
#1.06 Mein Held
#1.07 Folklore
#1.08 Musik
#1.09 Papier schlägt Stein

Emil Groth - myFanbase

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