Deine letzte Stunde - Review des Piloten

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Da Netflix in der Vergangenheit große Erfolge mit seinen spanischen Serien feiern konnte, war ich auf den Neustart "Deine letzte Stunde" sofort gespannt. Der Trailer versprach Spannung, ein dunkles Geheimnis, verbotene Anziehung und eine gefährliche Bedrohung. All dies wurde im Staffelauftakt der Miniserie schnell aufgegriffen und bereits die ersten Szenen zeigten die düstere Grundstimmung.

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"Deine letzte Stunde" erzählt die Geschichte von zwei Frauen und während man zu Beginn noch kurz denken mag, dass die beiden nebeneinander her leben, erkennt man bald, dass wir es mit zwei verschiedenen Zeitebenen zu tun haben. Zuerst lernen wir die Lehrerin Viruca (Bárbara Lennie) kennen, die ein Geheimnis hütet, eine zerrüttete Ehe hinter sich hat, vielleicht eine Affäre mit einem ihrer Schüler einging und schlussendlich ihr Leben lies. Ihren Platz an der Schule nimmt bald darauf Raquel (Inma Cuesta) ein, die den Tod ihrer Mutter noch nicht verwunden hat, deren Ehe ebenfalls auf wackeligen Beinen steht und die nach dem Tod von Viruca deren Unterricht übernimmt.

Foto: Bárbara Lennie, Deine letzte Stunde (El Desorden que Dejas) - Copyright: 2020 Netflix, Inc.
Bárbara Lennie, Deine letzte Stunde (El Desorden que Dejas)
© 2020 Netflix, Inc.

Die beiden Frauen ähneln sich in Erscheinung und doch sind sie recht verschieden. Während von Viruca etwas bedrückendes, hoffnungsloses ausgeht, wirkt Raquel sanfter aber dennoch zielstrebig. Das wird ganz besonders bei ihrem Umgang mit Iago (Arón Piper) deutlich. Bei Iago handelt es sich um einen Schüler, den etwas mit Viruca verbindet. Die Vermutung liegt nahe, dass die beiden eine Affäre miteinander hatten, die nicht gut endete, was Iago schwer zu schaffen macht. Während Viruca ihm gegenüber vollkommen verunsichert erscheint, lässt Raquel sich von Iagos direkter Art nicht einschüchtern, was ihr hoch anzurechnen ist. Iago selbst ist nach dieser ersten Episode schwer einzuschätzen. Die Figur erinnert stark an Arón Pipers Figur aus "Élite", denn auch in dieser Serie spielte er einen jungen Erwachsenen, der emotional nur sehr langsam zugänglich wurde. Während man zu Viruca und Raquel ganz gut einen Draht findet, fällt dies bei Iago um einiges schwerer. Vielleicht habe ich ja ein vollkommen falsches Weltbild, oder das Leben als Schüler ist in Spanien einfach gang anders, aber Iagos offensichtlich feindselige, aufgeblasene und gewaltbereite Art wirken ziemlich abschreckend.

Das Gesamtbild der Serie erinnert auch sonst stark an seine spanischen Netflix-Vorgänger "Haus des Geldes" und "Élite". Die Figuren werden schnell laut, lassen ihren Emotionen freien Lauf, geraten leicht in Rage und sind sehr offensiv, wenn es um die Themen Sex und Gewalt geht. Einerseits wirkt "Deine letzte Stunde" daher so, als würde man an diesem Markenzeichen festhalten, andererseits finde ich es etwas schade, dass man diese markanten Eigenschaften jedes Mal wieder zeigen muss und es dabei versäumt, ein wenig zu variieren und einen ganz eigenen Stil für die Serie zu erfinden.

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Foto: Roque Ruiz, Arón Piper & Isabel Garrido, Deine letzte Stunde (El Desorden que Dejas) - Copyright: Jaime Olmedo
Roque Ruiz, Arón Piper & Isabel Garrido, Deine letzte Stunde (El Desorden que Dejas)
© Jaime Olmedo

Abgesehen von diesem Kritikpunkt war die Pilotfolge recht gut gelungen. Die Spannung war die gesamte Zeit über vorhanden und man konnte deutlich spüren, dass Viruca wie ein Magnet für negative Emotionen wirkt. Neben ihrer Beziehung mit Iago und der raschen Erkenntnis, dass die ganze Schule über Virucas Affäre Bescheid weiß, brachten auch die fordernden Nachrichten an Viruca ein mulmiges Gefühl mit sich. Es gibt somit einige Faktoren, die in den Tod von Viruca mit reinspielen und die Frage drängte sich zum Ende hin immer mehr auf: war es wirklich Selbstmord? Dieses große Geheimnis gilt es in den nächsten sieben Episoden aufzuklären und ich bin durchaus gespannt, wie sich der Weg dorthin gestalten wird.

Fazit

Stilistisch erinnert "Deine letzte Stunde" stark an vorangegangene spanische Netflix-Serien, was ein wenig bedauerlich ist. Die aufmüpfigen, gewaltbereiten und sehr freizügigen Jugendlichen werden hier übertrieben klischeehaft in Szene gesetzt. Dennoch ist der Ton der Serie eindringlich und weckt die Neugierde an den Todesumständen von Viruca. Ich hoffe sehr, dass man im Verlauf der restlichen Staffel einen gelungenen Thriller erzählen wird, bei dem es nicht nur darauf ankommt, die Schüler von ihrer provokativsten Seite zu zeigen.

Marie Müller - myFanbase

Die Serie "El desorden que dejas" ansehen:

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