Bewertung
Taylor Swift

The Life Of A Showgirl

In ihrer auf Netflix verfügbaren Dokumentation sprach Taylor Swift einst davon, dass sie vermutlich in ihrer Karriere nur noch Zeit hätte, bis sie 30 würde. Das große Popalbum, würde es ihr da noch gelingen, bis sie zu alt für ihre eigene Karriere ist?

Foto: Taylor Swift - The Life Of a Showgirl - Copyright: Universal Music International
Taylor Swift - The Life Of a Showgirl
© Universal Music International

Mit ihrer Altersprognose lag sie dabei ziemlich daneben. Mit 35 Jahren ist Taylor Swift auch Dank ihrer globusumspannenden "Eras"-Tour nicht nur der größte Star, den wir derzeit haben, sondern auch in die Annalen der Musikgeschichte eingegangen. Doch das ultimative Popalbum, nach dem gierte sie trotzdem noch, egal, wie viele Grammys ihre letzten Platten einheimsten. Dabei wandelte sich die Musikerin durch die Genres, meist begleitet von ihrem besten Freund Jack Antonoff. Sobald sie für ihren Tourstop in Stockholm aber schwedischen Boden unter den Füßen hatte, war der Weg klar: Zu Max Martin und Shellback ins Studio. Mit denen hat sie große Hits aufgenommen, unter anderem "Shake It Off" vom 2014er "1989".

Und so war "The Life Of A Showgirl" geboren. Während des europäischen Tourteils stand sie also im Studio. Aber sie wollte uns nicht nur das Leben abseits der Bühne zeigen, sondern auch das Leben auf eben jener. So endet das Album auch mit ihrer Schlussrede der "Eras"-Tour, die in "The Life Of A Showgirl" (featuring Sabrina Carpenter) gesampelt wird, in der sie ihre Tänzer*innen und Band beklatschen lässt.

Dass bei so einem Konzeptalbum großen Ikonen gehuldigt wird, ist klar. "Elizabeth Taylor" klingt wie das Musik gewordene "The Seven Husbands Of Evelyn Hugo". Und dabei scheint sich das "if I can't have him" aus "Down Bad" von "The Tortured Poets Department: The Anthology" gewandelt zu haben. Auf dem letzten Album noch mit gebrochenem Herz, geht es nun um einen anderen Mann, einen, den Taylor Swift einfach haben muss. Wer sie im Podcast ihres Verlobten und dessen Bruder, "New Heights", gehört hat, weiß auch, dass "The Fate Of Ophelia" sehr klar vom Kennenlernen eben jenen handelt.

Mit "Opalite" verlässt Taylor Swift sich dann auch nicht länger auf geniale Lyrics, sondern auch auf einen Beat, der es absolut bringt. Macht einer mal die Diskokugel an?

Um aber auf gar keinen Fall einen Song falsch zu interpretieren, liefert Taylor Swift ihre Erklärungen gleich selbst. Drei Tage lang feiert "The Life Of A Showgirl" mehrfach täglich Release Party in den Kinos weltweit. Ob sie etwas darüber sagt, dass "CANCELLED!" über Blake Lively geschrieben wurde, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht bestätigen. Die – ehemalige? – beste Freundin wollte sie immerhin in ihrem medienwirksamen Gerichtsprozess mit reinziehen. Ob der Song von Blake handelt, hin oder her – es ist ein verdammt guter Song, der wie die Soirée eines Disney-Villains klingt. Düster wie "Reputation" eben – bei diesem Album hatten Max Martin und Shellback auch ihre Finger im Spiel. In den Lyrics zeigt sie sich wieder sehr feministisch ("Did you make a joke only a man could?"), ebenso wie in "Father Figure" ("I can make deals with the devil because my dick's bigger"). Und natürlich in "Eldest Daughter", die älteste Tochter als Symbol der weiblichen Emanzipation – schon immer kein leichtes Los, noch weniger aber in der heutigen Gesellschaft, wie Taylor Swift treffend formuliert. Wenngleich sie sich in "Wi$h Li$t" dann doch besinnt - darauf, nur den Einen zu wollen und ganz viele Kinder. Es ist eben nicht nur ihr großes Popalbum sondern auch ihr großes Liebesalbum.

Ab der Hälfte des Albums kämpft Taylor Swift sich nämlich von den selbstauferlegten Regeln eines Konzeptalbums frei und präsentiert uns den oft mokierten "Breathy Pre-Chorus" in "Wi$h Li$t" und weist gleich nochmal auf "The Prophecy" ("The Tortured Poets Department") hin. Sie hat es geschafft, jemanden zu finden, ihren Seelenverwandten, für den sie das Universum angefleht hat.

Sie singt von der ersten Liebe über wabernde Drums ("Ruin the Friendship"), greift sehr konkret eine Kollegin mit ihrer Rockgitarre an ("I heard you call me 'Boring Barbie' when the coke's got you brave" - "Actually Romantic") und referenziert rhythmisch "I Think He Knows" ("Lover"). "Wood" ist dann ein weiterer Song, der in den Achtziger Jahren die Charts gestürmt hätte wie nichts. Und vielleicht ist eben auch das Teil des Konzeptalbums: Aufgepeitscht von der Bühne kommen, in Nostalgie ertrinken und dann doch glücklich werden.

Fazit

"The Life Of A Showgirl" ist ein schwereres Album als erwartet, auch dank der dichten Decken an Beats. Das große Popalbum ist es vielleicht gerade deswegen. Von Anleihen einer Lana del Rey geradewegs durch die Achtziger Jahre bis hin zu sehr typische Taylor-Swift-Moves zu Akustikgitarren ist ihr ein Rohdiamant gelungen, der durch vieles Hören und dazu Tanzen sicherlich geschliffen wird.

Anspieltipps

Opalite

Actually Romantic

CANCELLED!

Honey

Tracks

1.The Fate of Ophelia
2.Elizabeth Taylor
3.Opalite
4.Father Figure
5.Eldest Daughter
6.Ruin the Friendship
7.Actually Romantic
8.Wi$h Li$t
9.Wood
10.CANCELLED!
11.Honey
12.The Life of a Showgirlfeaturing Sabrina Carpenter

Simone Bauer - myFanbase
03.10.2025

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