Bewertung
Butch Walker

I Liked It Better When You Had No Heart

Country ist wieder cool, aber hauptsächlich ist diese coole Country-Musik eine Frauendomäne. Shania Twain, Taylor Swift, LeAnn Rimes und die Dixie Chicks haben es fest in Griff, Menschen zu verzaubern, die sonst nichts mit Country am Hut haben. Butch Walker (zusammen mit der Band The Black Widows) setzt jetzt zum Gegenangriff an – und das macht er, ohne nur ein einziges Mal poppig zu klingen.

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Butch Walker wird von der Szene geliebt, hauptsächlich, weil er mit P!nk oder Panic! At The Disco gemeinsame Sache macht. Wer aber erwartet, auf "I Liked It Better When You Had No Heart" etwas zu finden, das an eben diese schillernden Popgestalten erinnert, der irrt. Sein siebtes Album ist durchwegs seinen Country-Wurzeln treu geblieben.

"Trash Day", der Beginn eines sehr guten Albums, klingt so durch und durch nach Nashville, dass es erstaunlich ist, wie sehr er das Leben in Kalifornien (vor allem L. A., in dem Butch auch wohnt) anklagen kann. Großartig! Wahrscheinlich wurde dieses Lied auch deswegen als erste Single ausgewählt. Nachfolgend ist "Pretty Melody" und der Titel ist Programm – es hat eine wirklich schöne Melodie. Das Rad erfindet er mit diesen Lyrics sicherlich nicht neu, aber es lädt zum Schwelgen ein.

"Don't You Think Someone Should Take You Home" stimmt nicht nur textlich und gesanglich – die Gitarren sind beruhigend und niederschmetternd zugleich. Es ist ein wenig, wie wenn man die Eagles hört: Am besten, man tut es auf der nächtlichen Autobahn, wenn niemand da ist, außer einem selbst und die Geigen, die Bläser - und Butch Walker.

"Stripped Down Version" nimmt einen mit, es ist klangvoll, doch Butchs Singsang bleibt irgendwie nicht hängen. Viele Songs dieses Albums müssen an einem wachsen, soviel ist zu diesem Zeitpunkt klar – was aber auch nichts Schlechtes ist, denn wer braucht schon blöde Ohrwürmer, die nichtssagend sind? Erst das genaue Zuhören bringt einem den Song näher. Das nachfolgende "Canadian Ten" erinnert schon fast an christlichen Rock.

"Temporary Title" beginnt mit akustischer Gitarre und endet in einem gefallenden Klangteppich. "She Likes Hairbands" ist die Art von Song, die Jon Bon Jovi momentan in seiner Country-Phase schreiben würde – und somit das poppigste und schönste Stück des Albums. Dafür sorgen der catchy Text, das "Wuhu" und der Chor. Und dennoch ist es Butch Walker pur – er erzählt über Frauen, über das Leben, über Begebenheiten (und eben solche, wie "a hundred dirty things I wanna do to you" unterscheiden ihn dann doch wieder von Mr. Bon Jovi).

"House Of Cards" ist schnell und mitreißend. Es klingt ein bisschen, als wurde es aufgenommen, bevor "Pop" und "Mainstream" erfunden wurden. Genau dieses Oldiehafte überzeugt. "They Don't Know What We Know" ist simple gehalten, wirklich traurig wird es aber nicht. Schade eigentlich, denn eine Priese Melancholie hätte noch gefehlt! Wenigstens packt er in "Days/Months/Years" die Country-Gitarrensoli so richtig aus. Das entschädigt für einiges und mausert sich zum Highlight der Platte, die durchaus gute Stimmung verbreiten kann – wenn sie will.

Fazit

Wer erwartet, mit dieser CD einen Garanten für Ansehen auf dem Schulhof zu kaufen, liegt wohl falsch. Aber wem die CD gefällt, obwohl sie etwas völlig anderes zum Gängigen darstellt, hat einen guten, guten Freund gewonnen. Auf viele einsame Nächte – egal, ob eine lange Party vorausgegangen ist.

Anspieltipps

She Likes Hair Bands

Pretty Melody

Trash Day

Artistpage

ButchWalker.com

Tracks

1.Trash Day
2.Pretty Melody
3.Don't You Think Someone Should Take You Home
4.Stripped Down Version
5.Canadian Ten
6.Temporary Title
7.She Likes Hair Bands
8.House of Cards
9.They Don't Know What We Know
10.Days/Months/Years
11.Be Good Until Then

Simone Bauer - myFanbase
14.06.2010

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