Bewertung
Graham, Lauren

Einmal Gilmore Girl, immer Gilmore Girl

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Inhalt

Nach ihrem Debütroman "Lieber jetzt als irgendwann" (Originaltitel: "Someday, Someday, Maybe"), der bereits einige Anspielungen auf ihre eigene Biographie hatte, veröffentlicht Lauren Graham mit "Einmal Gilmore Girl, immer Gilmore Girl" eine richtige Autobiographie. In ihrem Buch blickt Lauren Graham auf ihr Leben zurück, greift die prägendsten Momente ihrer Karriere auf, lässt dabei Peinlichkeiten und verwirrende Begegnungen nicht außen vor, und widmet sich schließlich der wichtigsten Rolle ihrer Laufbahn: Lorelai Gilmore.

Kritik

Gut ein Jahr ist es her, dass die heißersehnte Fortsetzung von "Gilmore Girls" auf Netflix zur Verfügung gestellt wurde. Etwas zeitgleich veröffentlichte Lauren Graham in den USA ihre Autobiographie "Talking As Fast As I Can", in der sie den Lesern Einblicke in ihre Zeit am Set gibt – sowohl bei der Originalserie als auch beim Revival – und wie sie überhaupt zur Schauspielerei gekommen ist. Dieses Jahr erschien bei Fischer Taschenbuch dann auch die deutsche Ausgabe des Buches, das – wohl um mehr Fans der Serie als potentielle Leser anzulocken – die "Gilmore Girls" direkt mit in den Titel aufnimmt.

Doch Lauren Grahams Autobiographie ist mehr als nur die Wiedergabe ihrer Zeit bei den "Gilmore Girls". Zwar gibt es immer wieder Anspielungen auf Laurens Rolle, die ihre Karriere so sehr geprägt hat und bei der man merkt, dass sie für Lauren eine große Bedeutung hatte und immer noch hat, doch was wäre eine Autobiographie, wenn man nicht etwas weiter ausholt. Mit sehr viel Witz und Charme erzählt Lauren von ihrer Kindheit, ihrer Zeit in Japan und wie sie eine Klasse überspringen durfte, weil sie in der ersten Klasse unterfordert war. Man hat ihre Stimme förmlich im Ohr, während man die Seiten liest, und auch wenn ich das Original nicht kenne, geht für mich in der deutschen Übersetzung nichts an Witz und Charme verloren. Stellenweise habe ich Tränen gelacht – bei ihren Erzählungen von ihrem Vater oder der ein oder anderen Theaterinszenierung – und war dazu geneigt ganze Passagen noch mal zu lesen, weil so lustig waren. Auf der anderen Seite gibt es Kapitel, in denen sie mich richtig gerührt hat und in denen ich mit den Tränen zu kämpfen hatte – sei es in Gedenken an Edward Herrmann oder bei ihrer Begeisterung für das Revival und ihr Zusammenkommen mit dem Cast.

Lauren Graham gibt in ihrem Buch auch wichtige Tipps, worauf man achten sollte, wenn man in Hollywood überleben will – und wenn man sie kennt, weiß man, dass man diese Tipps nicht allzu ernst nehmen sollte. Sie erzählt von ihrer Freundschaft mit Ellen DeGeneres, ihrer Partnerschaft mit Peter Krause und natürlich ihrer gemeinsamen Serie "Parenthood", die ebenfalls sechs Staffeln lang ein wichtiger Bestandteil von Laurens Leben war und deren Produktion sie noch mal auf eine ganz andere Art und Weise als "Gilmore Girls" genießen konnte. Und sie erzählt vom Schreiben, ihrer zweiten großen Leidenschaft neben der Schauspielerei, und wie sie mit ihren Schreibblockaden und Deadlines zu kämpfen hat. Dabei vergisst sie nie, den Menschen zu danken, die sie im richtigen Moment unterstützt haben.

Doch kommen wir zu Lorelai Gilmore, der Rolle, weshalb wohl viele Leser dieses Buch in die Hand nehmen. Lorelai Gilmore wäre nicht die Figur geworden, hätte Lauren Graham sie nicht gespielt. Natürlich haben Amy Sherman-Palladino und ihr Autorenteam die Texte für diesen Charakter geschrieben, aber ich könnte mir niemand besseren vorstellen, der diese Rolle hätte verkörpern könnte. Doch um ein Haar hätte Lauren diese Rolle nicht spielen können und wir erfahren in ihrem Buch, wie es zu der Zeit zuging, als die "Gilmore Girls" zum Leben erweckt wurden. Und wir kommen als Leser in den Genuss, Lauren dabei zu begleiten, wie sie die sieben Staffeln der Serie im Schnelldurchlauf schaut und ihre prägendsten Erinnerungen wiedergibt. Viel schöner ist jedoch ihr Tagebuch, das sie am Set des Revivals geschrieben hat, denn genau wie wir uns als Fans der Serie über die Wiederbelebung der geliebten Figuren aus Stars Hollow gefreut haben, erzählt Lauren einfühlsam und voller Freude, wie sich das Wiedersehen hinter den Kulissen angefühlt hat. Für mich war es dabei übrigens sehr tröstend, dass auch Lauren das Finale der Serie und die berühmten letzten vier Worte eher wie einen Cliffhanger empfunden hat, als wie den lange ersehnten Schlussakt der Serie. Ob da bei ihr auch die Hoffnung mitschwingt, dass Lorelai Gilmore vielleicht noch mal zurückkehrt?

Fazit

"Einmal Gilmore Girl, immer Gilmore Girl", das gilt für Lauren Graham wohl tatsächlich. Für jeden Fan der Serie ist es lesenswert, wie sie sich im Umgang mit dieser Rolle gefühlt hat und wie es für sie war, nach so vielen Jahren wieder in ihre Schuhe zu schlüpfen. Doch Lauren Grahams Autobiographie ist mehr als das. Als Fan der Schauspielerin – und nicht nur ihrer Rolle – kommt man in den Genuss mehr darüber zu erfahren, wie Lauren Graham aufgewachsen ist, wie sie tickt und welche Ratschläge und Weisheiten sie als Old Lady Jackson zu geben hat.

Catherine Bühnsack - myFanbase
25.10.2017

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