Bewertung

Review: #6.01 Leichte Beute

Foto: Claire Danes, Homeland - Copyright: 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Claire Danes, Homeland
© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

"Homeland" startet in seine inzwischen sechste Staffel und wie nach jeder Pause war ich neugierig, was die Autoren wohl so vorbereitet haben. Allerdings startet die Staffel für mich ernüchternd. Es fehlt das Tempo, es fehlt Innovation und im Moment auch die Spannung. Für mich ist es der schwächste Staffelauftakt der Serie. Aber der Reihe nach.

"I'm not getting any better."

Ich bin mir nicht so richtig sicher, was ich davon halten soll, dass Quinn noch am Leben ist. Auf der einen Seite finde ich es gut, dass er als Figur überlebt. Auf der anderen Seite hat mich sein Zustand bereits in der letzten Staffel ziemlich genervt und ich habe ihm eigentlich Erlösung gewünscht. Nun ist Quinn in dieser ersten Episode so dermaßen präsent, dass mein Wunsch nach seiner Erlösung nun eher in den Wunsch nach meiner Erlösung umschwingt. Man hat Quinn nun schon mehr als genug leiden sehen und irgendwie dreht es sich immer wieder im Kreis, nur mit dem Versuch immer noch mal etwas krasser zu sein. Nun mag es für Carrie eventuell auch eine sehr wichtige emotionale Ebene geben, die Quinn zu einem unverzichtbaren Charakter macht. Es war durchaus intensiv, als Carrie deutlich gemacht wird, dass sie Quinn nicht mehr so oft besuchen solle. Irgendwie hätte es mich aber nicht gestört, wenn man alles, was man in dieser Episode erzählt hat, über die gesamte Staffel getreckt hätte. So war es mir viel zu viel Screentime. Wenn die Präsenz so weiter geht, wird es entweder weiter nerven oder aber ziemlich hanebüchen, weil man Quinn in diesem Zustand eigentlich gar nicht mehr sinnvoll agieren lassen kann. Wie immer aber gebe ich den Autoren gerne die Chance, mich in den nächsten Episoden davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee war, Quinn am Leben zu lassen und noch so intensiv in der Serie zu halten. Immerhin kann ich seiner schauspielerischen Leistung etwas Positives an dieser Episode abgewinnen.

"So let us come to the good stuff."

Auf der politischen Ebene ist man wieder mal ziemlich aktuell dabei. Da man bei Drehbeginn noch nicht wusste, wie die echte US-Wahl ausgehen wird, hat man sich eine Frau gesucht, die außenpolitisch offenbar eher dem Trump-Ansatz verfolgt. Das halten Saul und Dar Adal natürlich für gefährlich, weil sie eher die Strategie einer ständigen Präsenz im Nahen Osten gutheißen. Insofern werden sie hier wieder zusehen müssen, wie sie ihre Interessen an der Präsidentin vorbei schmuggeln oder aber sie positiv beeinflussen. Dass ein Motiv von Elizabeth Keane ihr im Irak gefallener Sohn sein könnte, dessen Tod sie auf das CIA und eventuell sogar persönlich auf Saul und Dar schieben möchte, verleiht dem Ansatz erst mal noch etwas mehr Tiefe und dadurch auch mehr Potenzial, zumal diese Information noch nicht durch die Presse ging. Saul und Dar werden also wieder ihre Beziehungen spielen lassen. Wie immer ist das aber auch eine Storyline, die sich erst richtig entfalten muss. In dieser Episode wurden also nur die Grundlagen gelegt, damit man den Status Quo kennt.

"Check this out."

Hobbyfilmer Sekou Bah stellt in dieser Staffel wohl das Zentrum aller Geschichten dar, wo sich alles andere hinbewegt oder mindestens drumherum dreht. Seine kritischen Worte und die investigative Art machen den Jugendlichen zu einem aus der Perspektive der Staatsicherheit gefährlichen Mann. Da er auch noch eine umfangreiche Datenbank auf dem Computer hat und seinen ausgewiesenen Vater in Nigeria besuchen wollte, sprechen die Fakten erst mal gegen ihn. Eventuell will man an ihm nun ein Exempel statuieren, wie gut und aufmerksam man im Land arbeitet. Für den Zuschauer bleibt natürlich erst mal der Eindruck, dass er unschuldig ist. Wahrscheinlich wird es auch eher darauf hinaus laufen, dass der mysteriöse Kontakt, der unbedingt mit Sekou sprechen wollte, die eigentliche Bedrohung darstellen könnte. Auch hier fehlt noch Input, damit die Geschichte richtig ins Laufen kommt.

"If it's not me, [...] let it be someone else."

Carrie arbeitet nun also als Anwältin in New York und ist alleinerziehend, wobei sie natürlich die Mittel hat, um sich eine Tagesmutter für Franny zu leisten. Der kurze Besuch von Otto, der mich positiv überrascht hatte, zeigt, wie unschlüssig Carrie sich eigentlich ist. Sie war Otto gleich recht abweisend gegenüber, weil sie in einer Beziehung mit ihm keine Erfüllung sieht. Als er aber erklärt, eine neue Partnerin zu haben, war da durchaus Eifersucht zu erkennen. Carrie beneidet wohl andere einfach darum, dass sie sich weiterentwickeln können. Denn eigentlich hätte sie sich für Otto freuen müssen. Ansonsten ist es erst mal etwas unspektakulär. Carrie verteidigt also muslimische Amerikaner und wird durch den nun aktuellen Fall wohl auch wieder auf Saul und Dar treffen und sicherlich automatisch wieder größere Brötchen backen. Bis hierhin hängt aber alles noch etwas lose in der Luft herum.

Fazit

Die erste Episode einer "Homeland"-Staffel muss immer erst mal alle Geschichten in Gang bringen und das neue Setting vorstellen. Trotzdem ist das in der Vergangenheit irgendwie immer besser gelungen. Dieses Mal bleib Vieles noch zu vage und es fehlte an Dynamik. Hauptgrund ist für mich die viele Screentime, die Quinn in Anspruch genommen hatte, was nur schauspielerisch eine Rechtfertigung findet. Hier weniger und an anderen Stellen dafür etwas mehr hätte vielleicht mehr gebracht. Ansonsten muss man noch abwarten, was in den nächsten Episoden passiert. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man da von der Serie auch noch Großes erwarten kann.

Emil Groth - myFanbase

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