Bewertung
Numa Perrier

The Perfect Find

Foto: Gabrielle Union & Keith Powers, The Perfect Find - Copyright: 2023 Netflix, Inc.; Alyssa Longchamp/Netflix
Gabrielle Union & Keith Powers, The Perfect Find
© 2023 Netflix, Inc.; Alyssa Longchamp/Netflix

Inhalt

Nach einer öffentlichen Trennung und ebenso öffentlichem Jobverlust wagt Jenna (Gabrielle Union) den Neuanfang in New York und wagt sich sogar zur Modemogulin Darcy (Gina Torres), die sich seit jeher als Konkurrentin gegenüberstanden. Jenna bekommt bei ihrem Magazin aber den Job als Moderedakteurin, bis sie feststellt, dass ihr kleines Abenteuer am Vorabend ausgerechnet mit Darcys Sohn Eric (Keith Powers) war. Sie muss daher entscheiden, was ihr wichtiger ist, während sie mit Karriere, Altersunterschied und eigenen Plänen großen Herausforderungen gegenübersteht.

Kritik

Zuletzt hatte Netflix im Bereich klassische RomComs nicht mehr so viele neue Filme anzubieten, aber der Sommer hat gerade angefangen, da scheint man sich auf den Streamingdienst dann doch wieder verlassen zu können. Die warme Zeit läutet "The Perfect Find" ein, der auch gleich aus einem zweiten Grund heraus sehr passend um die Ecke kommt. Die meisten Serien haben sich in die Sommerpause verabschiedet (während die Streamingdienste mit einigen Produktionen immer noch durchziehen) und der andauernde Autorenstreik lässt erahnen, dass es sehr, sehr lange bis zu neuen Staffeln der Lieblingsserien dauern dürfte. Dementsprechend bin ich nicht böse drum Gesichter wie Torres oder auch Aisha Hinds in diesem Film zu sehen, da sie sonst wöchentlich mich zu begeistern wissen. So kann man sie kurzweilig etwas weniger vermissen. Aber auch so hat der Film einen sehr sympathischen Cast zusammengestellt. Jenna und Eric haben jeweils ihren Freundeskreis, die sehr eingespielt miteinander wirken und dann eben noch Darcy, die etwas isoliert agiert, die aber durch ihre Darstellerin Torres natürlich dennoch eine Stahlkraft hat, der man sich nicht entziehen kann.

Der Film geht dann auch richtig gut los. Der Vorspann klärt auf clevere Art und Weise auf, was in Jennas Leben zuletzt passiert ist und so erfahren wir von ihrer Beziehung zu Brian (D.B. Woodside). Nach vermeintlichen glücklichen zehn Jahren ist die Beziehung in die Brüche gegangen und Jenna hat zusätzlich auch noch den Job verloren. Eine bis dato völlig im Leben florierende Frau steht vor dem Nichts und wird wieder in den Schoß ihrer Eltern geführt, wobei Mutter Monica (Janet Hubert) keinen Hehl daraus macht, dass der Auszug lieber heute statt morgen stattfinden würde. Nach diesem flotten Einstieg haben wir einen guten Eindruck von Jenna. Die stark an Mode und alten klassischen Filmen interessierte Frau kann chic genauso wie leger und so wirkt auch ihre Persönlichkeit. Sie kann bissig, aber sie kann auch weich. Sie kann auch nachdenklich, sie kann aber auch mit dem Kopf durch die Wand. Sich impulsiv verleiten zu lassen, das gehört auch zu ihr und das spielt auch in eine Schlüsselszene des Films hinein. Jenna lernt auf einer Party einen unbekannten jungen Mann kennen. Man merkt ihr sofort an, dass sie sich geschmeichelt fühlt, dass dieser überaus attraktive junge Mann (und dann noch so viel jünger) Interesse an ihr hat, weswegen sie sich trotz der Gedanken in ihrem Kopf spontan auf ein wildes Geknutsche einlässt. Man kann wirklich sagen, dass dieser Film solche Szenen sehr innig laufen lässt, was aber gut passt, denn Union und Powers haben wirklich eine grandiose Chemie. Selbst wenn man sich in dieser Szene kurz die Augen reibt, weil man denkt, das ist doch jetzt ein Traum, so schnell wie es geht, es hat einfach was.

Nach diesem Wow-Moment ist es zwar klischeehaft, aber nicht weniger lustig, dass Eric nicht nur ausgerechnet Jennas neuer Kollege ist, sondern auch noch Darcys Sohn, die in ihrem Umgang mit ihm ganz deutlich macht, sie als Schwiegermutter, da geht man besser laufen. Während Eric diese Enthüllung sehr humorvoll nimmt und für ihn vielleicht sogar noch der Reiz steigt, ist es für Jenna ein Alptraum und sie setzt einen neuen Umgangston, der eher feindlich ist. Hier beginnt also der Klassiker 'from enemies to lovers'. Auch hier hat die Chemie der beiden Hauptdarsteller gut miteinander funktioniert, denn die Wortgefechte waren lustig, aber sie hatten eben auch den Unterton, dass sie alles lieber gemeinsam im Bett fortsetzen würde. In diese sehr gute Stimmung hinein stellt sich der Film dann aber selbst ein Bein und ich verstehe im Grunde auch immer noch nicht so genau, was eigentlich passiert ist. In dem Moment, wo Jenna und Eric zunächst im Geheimen ihre Beziehung wagen, verliert der Film etwas Besonderes und wird austauschbarer. Die Chemie existierte natürlich immer noch, dennoch wurden die beiden mir als Paar belangloser. Das mag vor allem daran liegen, dass die Konflikte irgendwann nicht mehr auf den Punkt ausgearbeitet werden. Es ist klar, dass der Altersunterschied eine große Rolle spielt und dass sie auch schon sehr unterschiedliche Erfahrungen und dann auch noch Lebensplanungen haben. Ein eigentlich wirklich großer Konfliktpunkt, mit dem man so viel hätte machen können. Doch bis auf ein paar Andeutungen, dass Eric sich nicht als Vater sieht und dass Jenna ihre Karriere keinesfalls nochmal in den Sand setzen will, und nach ein paar Eifersuchtsattacken hatte ich nicht den Eindruck, dass wirklich miteinander geredet wurde. Das wurde dann besonders deutlich, als Darcy die Wahrheit herausgefunden hat und es einen größeren Streit gibt. Statt danach aber nochmal ein Gespräch zu wagen, haben Jenna und Eric einen unbekannten Zeitraum lang Funkstille, nur um dann beim nächsten Treffen sich anzustrahlen, wo man sich fragt, wie passt das alles zusammen?

Ganz am Ende habe ich auch gemerkt, dass ich mir nicht wirklich sicher war, ob der Film eine tiefere Botschaft hatte. Selbst wenn RomComs jetzt nicht unbedingt verpflichtet sind, tiefgründig eine Thematik anzupacken, einen klaren roten Faden erkennt man dennoch oft genug. Bei "The Perfect Find" hat sich der aber immer mehr aufgelöst, auch weil eben dieser Altersunterschied mal Thema war, dann wieder verloren ging und so ging es auch mit der Priorisierung von privatem Glück vs. Karriere. Schade war auch, dass die eingangs erwähnten Freundesgruppen nicht mehr positioniert wurden. Sie waren überall anwesend und loyal, ja gut, aber wie haben sie die Beziehung gesehen, welche Probleme haben sie vielleicht vermutet? Das klarste Problembewusstsein hatte dann natürlich Darcy. Auch wenn sie jetzt keine Sympathieträgerin ist und auch in eine Ecke gedrängt wurde, so hat Darcy wenigstens einen sehr starken Moment, der aber auch nötig war, weil es eben Gina Torres ist, deren Potenzial man niemals liegen lassen darf. Insgesamt aber leider ein inhaltliches Korsett, das immer weniger fest gestrafft war, so dass der Interessenpegel wirklich kontinuierlich abnahm.

Fazit

"The Perfect Find" hätte ich gerne als perfekten Fund für den Sommer genommen. Aber nach einem echt starken Start hat sich der Film leider etwas verloren. Dennoch: man kann ihn gut weggucken und man bekommt einige beliebte Serienstars mal in ganz anderen Rollen zu sehen. Auch das kann ein Bonus sein.

Zum Netflix-Special auf myFanbase

Lena Donth - myFanbase
25.06.2023

Diskussion zu diesem Film