Bewertung
Natalie Krinsky

The Broken Hearts Gallery

Foto: The Broken Hearts Gallery - Copyright: 2020 BHG Productions Inc. All Rights Reserved.
The Broken Hearts Gallery
© 2020 BHG Productions Inc. All Rights Reserved.

Inhalt

Was, wenn du dir von jeder Beziehung, die du je hattest, ein Souvenir aufbewahrt hättest? So hat es jedenfalls Lucy (Geraldine Viswanathan) gemacht, die sich in ihren 20ern befindet und als Assistentin in einer Kunstgalerie arbeitet. Als sich das Leben urplötzlich von ihrer Beziehung her und beruflich gegen sie wendet, findet Lucy schnell eine neue Inspiration in einem Pop-up-Lokal, das Nick (Dacre Montgomery) gehört. Dort beginnt sie die Ausstellung Broken Hearts Gallery, in der Menschen Gegenstände von ihren Verflossenen zurücklassen können. Die Idee wird schnell zum Hit, aber wird Lucy so je die Vergangenheit loslassen können?

Kritik

Das Jahr 2020 hat es mit Filmen nicht gut gemeint. Bis auf die ersten drei Monate haben es kaum welche in die Kinosäle weltweit geschafft. Stattdessen sind sie mehrfach nach hinten verschoben worden, um dann letztlich für 2021 eingeplant zu sein oder aber Streamingdienste haben sich die Rechte an ihnen gesichert, wie es beispielsweise bei "Enola Holmes" der Fall war. Aber die Konkurrenz war so gering wie lange nicht mehr, weswegen einzelne Filme eine viel größere Aufmerksamkeit erfahren haben, als es vermutlich mit allen angekündigten Blockbustern der Fall gewesen wäre. So ging es auch mit der Liebeskomödie "The Broken Hearts Gallery", die in den US-Medien überall präsent war und frenetisch gefeiert wurde. Nun ist sie auch im deutschen Raum auf DVD erschienen, Grund genug zu überprüfen, wie gut dieser Film tatsächlich ist.

Die US-amerikanische Autorin Colleen Hoover wird vermutlich auch hierzulande vielen ein Begriff sein, so macht sie sich doch seit einigen Jahren auch auf dem deutschen Buchmarkt einen Namen als Erzählerin von außergewöhnlichen Liebesgeschichten. An ihre Stilistik habe ich mich jedenfalls sofort bei "The Broken Hearts Gallery" erinnert gefühlt. Die Idee zu der Galerie, wo Gegenstände aus verflossenen Beziehungen ausgestellt werden können, fand ich sehr ungewöhnlich und einen interessanten Angang. So kennt man es doch aus zahlreichen Produktionen, in denen sich Ex-Partner gegenseitig Kisten mit Gegenständen vorbeibringen, die in den jeweiligen Wohnungen zurückgeblieben sind. Was nun also, wenn man diese Gegenstände einfach behält und nach einigen Jahren eine ganz schöne Sammlung hat? Da könnte man zunächst als Messie bezeichnet werden oder aber man ist jemand, der ganz schön viele Geschichten zu erzählen hat. Lustige, traurige, absurde, mitreißende oder wunderschöne. Der Film hat diese Bandbreite an Möglichkeiten wirklich schön aufgegriffen. Neben der Hauptgeschichte von Lucy gab es zwischendurch immer kleine Sequenzen mit persönlichen Geschichten, die eigentlich unterstrichen haben, dass jede Beziehung für etwas gut war, selbst wenn sie noch so schlecht geendet ist.

Dieser Eindruck der Grundidee und der damit verbundenen kleinen Geschichten ist auch dem Film im Ganzen vergönnt. In erster Linie ist "The Broken Hearts Gallery" sicherlich eine Komödie, aber dennoch nimmt sich der Film immer an den richtigen Stellen eine Auszeit, um in die Tiefe zu gehen. So war für mich die Erklärung, warum Lucy so an den Gegenständen ihrer Ex-Beziehungen hängt, völlig überraschend, hat mich aber auch tief berührt. Zudem sind auch zahlreiche Entwicklungen in dem Film außergewöhnlich. Auch wenn jeder je produzierte Film für sich einzigartig ist, so wie wir Menschen es auch sind, so hat man in Genres doch oft gewisse Schemas, die man im Geiste schon abspielt, wenn man dem Geschehen folgt. "The Broken Hearts Gallery" ist nun wahrlich nicht gänzlich neu, aber einige typische Momente sind bewusst anders und abweichend der Norm gestaltet worden. Sei es das erste Kennenlernen oder sei es die nötigen Liebesgeständnisse am Ende. Damit wird regelrecht gespielt und das Ergebnis wirkt einfach frisch und frech. Inhaltlich kommt es aufgrund des ständigen Bezugs zur Vergangenheit vielleicht eher nostalgisch daher, aber atmosphärisch ist es definitiv modern und man wünscht sich, dass so nun einige neue Liebeskomödien wirken werden.

"The Broken Hearts Gallery" hat aber auch ein großes Geschenk in Hauptdarstellerin Geraldine Viswanathan bekommen. Diese ist ein noch recht unbeschriebenes Blatt, aber ich könnte mir vorstellen, dass sich ihr nach diesem Film viele Türen öffnen werden. Mich hat Viswanathan jedenfalls sofort mitgerissen und ich feiere es, dass sie dabei als Lucy eine völlig natürliche Persönlichkeit darstellen darf. Sie ist weder zu dick noch zu dünn, sie ist weder wunderschön noch potthässlich, sondern sie ist einfach mittendrin und nichts an Äußerlichkeiten hat irgendeinen Einfluss auf sie. Dadurch ist sie mit eine der selbstbewusstesten Figuren, die ich je erlebt habe. Sie nimmt jedes Fettnäpfchen voller Grazie mit und auch wenn sie eine Niederlage einstecken muss, macht sie einfach weiter, weil sie mit sich völlig im Reinen ist. Diese energetische und positive Ausstrahlung hat jedenfalls sehr gut getan. Natürlich ist auch Dacre Montgomery als ihr Gegenpart nicht zu verachten. Er hatte jedoch bereits den Vorteil, durch "Stranger Things" einem breiten Publikum als Fiesling Billy Hargrove bekannt zu sein. Ich fand es aber großartig, ihn in einer völlig anderen Rolle zu erleben. Die Chemie seiner Rolle Nick mit Lucy war auch absolut grandios, aber ich würde dennoch Viswanathan als Star des Films stehen lassen. Die Chemie des Paares folgt aber gleich dahinter, denn es ist eben eine Liebeskomödie und da ist das Zusammenspiel der Hauptfiguren niemals zu unterschätzen.

Fazit

"The Broken Hearts Gallery" ist für mich im so filmarmen Jahr 2020 ein absolutes Highlight. Mir ist bewusst, dass dieser Film wahrscheinlich in einem regulären Jahr mit neuen Filmen an jedem Donnerstag völlig untergangen wäre. Das wäre eine Schande gewesen, denn die Liebeskomödie hat mit einer ungewöhnlichen Idee, tollen Darstellern, der Bandbreite an Emotionen und so vielem mehr das perfekte Paket zu bieten. Ich jedenfalls habe nichts zu mäkeln gefunden und habe dementsprechend jede einzelne Minute genossen. Daher gibt es von mir eine nachdrückliche Sehempfehlung!

Lena Donth - myFanbase
16.12.2020

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