Bewertung
Julian Schnabel

Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit

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Inhalt

Der erfolglose Maler Vincent van Gogh (Willem Dafoe) reist auf der Suche nach Inspiration durchs Land. Er zeichnet mit Vorliebe die Natur und lässt sich schließlich in Arles in Südfrankreich nieder. Dort setzt er seine Arbeit fort, von seinem Mitmenschen werden van Goghs Werke jedoch als schlichtweg hässlich abgetan. Dennoch bestreitet van Gogh weiterhin sein Dasein als Künstler, auch wenn er sich damit seinen Lebensunterhalt nicht finanzieren kann. Unterstützung erhält er von seinem Bruder Theo (Rupert Friend), an den Vincent im Gegenzug seine Gemälde schickt.

Van Gogh hat den Traum, in Arles ein gemeinsames Atelier für Künstler zu schaffen, doch lediglich Paul Gauguin (Oscar Isaac) folgt der Einladung. Gauguin kritisiert van Goghs Malerei und ist der Meinung, dass jener lediglich zu kopieren weiß. Trotz der Kritik hält van Gogh daran fest, Landschaften zu mal. Das Zusammenleben der beiden Künstler geht nicht lange gut, weshalb Gauguin die Stadt bald wieder verlässt. Für den eigenbrötlerischen van Gogh bricht eine Welt zusammen und in seinem Kummer schneidet er sich sein linkes Ohr ab. Sein Verhalten stößt bei seinen Mitmenschen auf Unverständnis und nachdem van Gogh zum wiederholten Mal mit ihnen aneinandergeraten ist, erklärt er sich schließlich freiwillig zur Einweisung in eine psychiatrische Anstalt bereit.

Nachdem van Gogh dort eine Großzahl von Bildern gemalt hat, verlässt er die Anstalt bald wieder und begibt sich bei Auvers in die Betreuung von Dr. Gachet. Es folgen weitere Monate, in denen van Gogh sehr kreativ ist, schließlich findet sein Leben durch einen Schuss in den Bauch jedoch ein Ende.

Kritik

Es braucht nur wenige Momente, dem Zuschauer den Gemütszustand Vincent van Goghs zu verdeutlichen. Mit nur einem Blick in Willem Dafoes Gesicht weiß man, dass Van Gogh ein zutiefst unverstandener Mensch ist, dem nicht viel Glück widerfahren ist. In seinen Augen spiegelt sich die Traurigkeit darüber wider, dass van Gogh von seinen Mitmenschen nicht verstanden wird, gleichzeitig wissen seine Augen aber auch zu Leuchten, wenn van Goghs Blick über die wunderschöne Natur Südfrankreichs schweift. Durch das Malen kann van Gogh sich in seine eigene Welt zurückziehen, in der er keinen Wert darauf legen muss, was die anderen von ihm oder seinen Bildern halten. Hält er jedoch inne und lässt seine Werke von anderen begutachten, wird er sofort wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Dort landet er jedes Mal wieder recht hart. Er kann nicht verstehen, weshalb nur er in seinen Bildern etwas Schönes findet, während sie für den Rest der Welt nichts mit Kunst zu tun haben.

Wenn van Gogh durch die Landschaft streift, hat es einen sehr beruhigenden Einfluss auf den Zuschauer, dass man die Landschaftsbilder so entspannt auf sich wirken lassen kann. Man sieht die schönen Farben aus den Augen van Goghs und durch die zarte Musik im Hintergrund haben diese Szenen eine wunderbar entschleunigende Wirkung.

Zwar ist es spannend, van Gogh auf seinem Lebensweg zu begleiten, der Film macht es einem jedoch manchmal schwer. Mit der Kameraführung, die aus van Goghs Perspektive etwas anstrengend ist oder den Momenten, in denen van Gogh nicht ganz klar im Kopf ist, habe ich mich etwas schwergetan. Ebenfalls nicht ganz passend wirkt die Besetzung durch van Gogh mit Willem Dafoe. Als Schauspieler leistet Dafoe in diesem Film wunderbare Arbeit, doch wenn man bedenkt, dass van Gogh keine 40 Jahre als war, als er starb, so sieht man in Dafoe dann doch einen wesentlich älteren Van Gogh. Dadurch entsteht der Eindruck, dass Van Gogh Jahrzehnte lang ein missverstandener Künstler war. Er fing allerdings erst im Alter von 27 Jahren an, sich der Malerei zu widmen und verbrachte somit weit weniger Zeit als erfolgloser Künstler, als es den Eindruck erweckt. Auch dass man genaustens darauf achtet, dem Zuschauer nicht Van Goghs teilweise abgeschnittenes Ohr zu zeigen, fand ich etwas sonderbar.

Das Ableben van Goghs wird hier auf eine Weise geschildert, über die erst seit kurzem spekuliert wird. Wie der Film selbst am Ende betont, sprach van Gogh in seinen letzten Atemzügen nicht darüber, wie es zu dem Schuss kam, weshalb ich es verwunderlich finde, dass man sich für dieses Ende entschieden hat.

Fazit

Die schillernden Farben auf Vincent van Goghs Werken hinterlassen beim Zuschauer einen tiefen Eindruck. Dennoch ist das Gesamtbild des Filmes nicht ganz rund, es ist wahrscheinlich genau so unperfekt, wie es van Gogh selbst war: als Maler fantastisch, als Mensch schwierig - als Film unterhaltsam, als Biographie fragwürdig.

Marie Florschütz - myFanbase
13.02.2019

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