Bewertung
Dean Devlin

Geostorm

"Ich muss hier niemanden daran erinnern, wie viele Menschen durch Klimakatastrophen gestorben sind!"

Foto: Copyright: 2017 Warner Bros. Entertainment Inc., Skydance Productions, LLC and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.
© 2017 Warner Bros. Entertainment Inc., Skydance Productions, LLC and RatPac-Dune Entertainment LLC. All Rights Reserved.

Inhalt

Die Welt steht erneut vor dem Niedergang! Um dem Klimawandel und den damit einhergehenden Naturkatastrophen entgegenzuwirken, erfanden Wissenschaftler ein Satellitensystem namens 'Dutch Boy', das die Erde wie ein Netz umspannt und das Wetter kontrolliert. Doch inzwischen kommt es vermehrt zu Fehlfunktionen mit zunächst desolaten Folgen für die Bevölkerung in Afghanistan und Hong Kong. Um weitere Katastrophen zu verhindern, bittet man den 'Dutch Boy'-Konstrukteur Jake Lawson (Gerard Butler) um Hilfe. Dieser ist allerdings überhaupt nicht erpicht darauf, wieder einen Fuß ins Weltall zu setzten. Schließlich muss er dafür seine Tochter Hannah (Talitha Bateman) verlassen. Das man ihn vor drei Jahren wegen politischer Differenzen feuerte, hat er darüber hinaus nicht vergessen. Seitdem ist sein Bruder Max (Jim Sturgess) der Leiter des 'Dutch Boy'-Projektes. Max wiederum versucht seine verbotene Liebesbeziehung mit der beim Secret Service angestellten Sarah Wilson (Abbie Cornish) in eheliche Bahnen zu lenken. Doch vorerst muss er gemeinsam mit Jake die Welt vor dem befürchteten Geostorm retten und einsehen, dass der große Bruder hin und wieder Recht hat.

Kritik

Katstrophenfilme sind nicht immer ein Vergnügen und Geschmackssache. Schon bei Jon Amiels "The Core – Der innere Kern" und Roland Emmerichs "2012" hagelte es Kritik. Davon blieb "Geostorm" nach dem Kinostart vergangenen Herbst, inklusive mäßiger Einspielergebnisse, nicht verschont. Das Problem offenbart sich zumeist in der Fülle eines exorbitanten Personals stereotypen Charakters und einem unlogisch konstruierten Wettlauf gegen die Zeit. Der Mainstream-Kino-Blockbuster à la "Armageddon" lebt ohnehin von charismatischen Darstellern, Humor und Action. Wenn unser Planet unbedingt von einer fiktiven Apokalypse heimgesucht werden muss, dann bitte in einem Feuerwerk aus Emotionen, zündendem Wortwitz und beeindruckenden Bildern!

Dieses Kunststück glückt Regisseur/Drehbuchautor Dean Devlin in seinem Kinodebüt leider nur begrenzt. Dabei schlägt der "Independence Day"-Produzent gekonnt zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er zwei Befürchtungen der Gegenwart miteinander verquickt – der Klimawandel trifft auf eine Cyber-Attacke desaströsen Ausmaßes. Um die Folgen des Klimawandels aufzuhalten, erfanden Wissenschaftler in "Geostorm" einfach ein wetterkontrollierendes Satellitensystem namens 'Dutch Boy', das plötzlich als Klimawaffe missbraucht wird und unzählige Städte dem Erdboden gleichmachen soll. Beängstigend! Kreativ zeigen sich die Autoren in der Namensfindung des 'Dutch Boy'-Projektes, inspiriert von Mary Mapes Dodges Kinderbuchklassiker "Hans Brinker, or The Silver Skates". Laut einer Legende in Dodges' Geschichte rettete ein holländischer Junge eine Stadt vor der Überflutung, indem er einen im Staudamm entstandenen Riss (eine ganze Nacht lang) mit seinem Daumen zuhielt.

In "Geostorm" reicht ein Daumen natürlich nicht aus, um die Katastrophe zu verhindern. Immerhin haben die Macher selbst unzählige Schlupflöcher im fiktiven Schutzwall deponiert, damit es für den Zuschauer spannend bleibt. Teils gelingt das sogar. Die Naturkatastrophe wird nämlich um einen Politthriller erweitert, der mitunter falsche Spuren in den Reihen der Verdächtigen legt. Druck macht zudem der Countdown zum titelgebenden Geostorm – simultane, katastrophale Wettererscheinungen auf dem gesamten Erdball lösen in der Summe weitere Kettenreaktionen aus. Leider tritt dann ein, was einem bei diversen Blockbustern die Lust raubt: Die Motivation der Widersacher wird enthüllt und blitzartig bricht das Kartenhaus in sich zusammen, sodass die komplette Story abstrus erscheint. Hinzu kommen die eingangs erwähnten Probleme mit denen auch "Geostorm" weitreichend infiziert wurde.

Gerard Butler ist als erprobter Action-Held ("Olympus Has Fallen") eigentlich die perfekte Besetzung für den 'Dutch Boy'-Konstrukteur Jake Lawson. Anfangs ist es schon bemerkenswert, wenn er einem verstaubten Politiker die Stirn bietet und an dessen (wohl nicht existente) Humanität appelliert. Gelungene Kritik! Jake hat erwartungsgemäß das Nachsehen und darf erst Jahre später als Ursachenermittler auf die inzwischen entfremdete Raumstation zurückkehren. Doch ebenso wie seine Filmtochter Hannah, die, am Anfang wie am Ende des Films, aus dem Off den Ist-Zustand dokumentiert, bleibt Butler in seiner schablonenhaft angelegten Performance austauschbar. Der brüderliche Disput zwischen ihm und Jim Sturgess ("Upside Down") verhilft der Geschichte zwar zu einem der wenigen zwischenmenschlichen Interaktionen, erschöpft sich aber in den wiederkehrenden "Ich benötige deine Befugnis nicht!"-Dialogen.

Frauenpower wird mit Alexandra Maria Lara ("Rush – Alles für den Sieg"), Abbie Cornish ("Three Billboards outside Ebbing, Missouri") und Zazie Beetz ("Atlanta") geboten. Alle drei bekleiden durchaus starke Positionen, kratzen charakterlich aber ebenfalls an der Oberfläche. Empathie für die einzelnen Figuren entwickeln zu können, ist unter diesen Umständen nur bedingt möglich. In unwetterartige Situationen geraten (mit wenigen Ausnahmen) ohnehin nur für den Zuschauer unbekannte Figuren, nennen wir sie Statisten, die das Klischee erfüllen. Beste Beispiele: Eine attraktive Frau flieht im Bikini vor einer frostigen Welle und gewiss darf der um sein Leben hechelnde Hund nicht fehlen. Fans dieses Genres dürften sich zumindest an den visuellen Effekten erfreuen. An Naturgewalten bietet "Geostorm" immerhin einiges fürs Auge auf. Felsartige Schneebrocken fallen vom Himmel, Menschen werden am Strand von Rio de Janeiro von einem eisigen Tsunami verfolgt und Hong Kong erlebt ein Erdbeben der höchst explosiven Art. Wobei Filme wie "Gravity" und "Passengers" die atmosphärische Weite des Kosmos um einiges eindrucksvoller einzufangen wussten. Geschmackssache!

Fazit

Wer mit nicht allzu hohen Erwartungen an "Geostorm" herangeht, könnte seine Filmfreude mit Dean Devlins Kinodebüt erleben. Der "Independence Day"-Produzent setzt keine neuen Maßstäbe und bedient sich großzügig üblicher Genreklischees. Nichtsdestotrotz unterhält "Geostorm" - bis zu einem gewissen Grad - mit einer Fusion aus Katastrophenfilm und Politthriller. Alles in allem ein Mainstream-Blockbuster mit sonnigen wie trüben Aussichten.

Technische Details

Bildformat: 16:9 (2.40:1)
Audio (Tonformat): Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Dänisch, Finnisch, Norwegisch, Spanisch, Schwedisch, Niederländisch, Französisch
Untertitel für Hörgeschädigte: Deutsch, Englisch
DVD-Zusatzmaterial: Auf der Suche nach Antworten: Regisseur Dean Devlin berichtet, wie "Geostorm" entstanden ist.

Doreen B. - myFanbase
28.04.2018

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