Bewertung
Jake Schreier

Margos Spuren

"Margo always loved mysteries. And in everything that came afterward, I could never stop thinking that maybe she loved mysteries so much that she became one."

Foto: Copyright: 2015 Twentieth Century Fox
© 2015 Twentieth Century Fox

Inhalt

Das Leben des jungen Quentin (Nat Wolff) ändert sich von einem Augenblick auf den nächsten schlagartig, als er seine neue Nachbarin Margo (Cara Delevingne) erblickt und sich gleich in das unternehmungslustige Mädchen verliebt. Die beiden Nachbarn werden Freunde, driften aber mit den Jahren immer mehr auseinander, als Quentin es nicht gelingt, mit der überschäumenden Energie und Lebensfreude seines heimlichen Schwarms mitzuhalten.

Im letzten Jahr der High School tritt Margo plötzlich aber doch noch einmal in das Leben von Quentin, als sie eines nachts durch sein Zimmer klettert und ihn bittet, ihr bei einem persönlichen Rachefeldzug zu helfen. Quentin und Margo verbringen eine magische Nacht miteinander, am nächsten Tag ist Margo aber plötzlich spurlos verschwunden und hinterlässt nichts als kryptische Spuren, denen Quentin zu folgen beginnt und die ihn und seine Freunde auf einen Roadtrip quer durchs Land schicken.

Kritik

Die Verfilmung des Bestsellers "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" des Erfolgsautors John Green war einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2014 und sorgte für ein Meer aus Tränen in den zahlreichen überfüllten Kinosälen rund um den Erdball. Dies führte dazu, dass sofort an der Produktion weiterer John-Green-Romanverfilmungen gearbeitet wurde. Die nun zweite Verfilmung "Margos Spuren" ist Greens insgesamt dritte Romanarbeit und wer sich auf ein weiteres tränenreiches Jugenddrama einstellt, ist hier an der falschen Adresse, ist dieses Coming-of-Age-Drama doch weitaus fluffiger, heiterer und weniger melodramatisch überhöht.

Der Anfang des Films suggeriert eine Schwerpunktsetzung auf eine klassische jugendliche Liebesgeschichte, was aber kaum der Fall ist, ist diese doch eine andere: Es geht hier um die Zelebrierung der Bedeutsamkeit von freundschaftlichem Zusammenhalt und der Auseinandersetzung mit den klassischen Themen eines jeden großen Coming-of-Age-Dramas: den Kampf um die Entwicklung einer eigenen Identität und die Schwierigkeiten einer persönlichen Selbstverortung im Leben. Regisseur Jake Schrader findet auf Basis des Drehbuchs von Scott Neustadter und Michael H. Weber schließlich einen ganz eigenen, frischen Ansatz, um die großen Themen von Greens Roman auf die Leinwand zu bringen.

Die Stärke von Greens Romanen war schon immer die Fähigkeit des Autors, seinen jugendlichen Protagonisten eine ganz eigene und vor allem authentische Stimme zu verleihen, mit der sich die zumeist jugendlichen Leser sofort identifizieren können und die nichts abgehobenes oder artifizielles an sich hat. Dies ist auch die Stärke dieses Films: Die zentralen Hauptfiguren in Person des zurückhaltenden und auf Sicherheit spielenden Quentin und seiner besten Freunde, dem klugen und überlegt handelnden Radar und dem ständig Sprüche klopfende Ben, wirken wie echte Menschen und nicht wie reine Kopfgeburten und Drehbuchkonstrukte. Auch entwickelt sich jeder Charakter in diesem Film zu einer mehrdimensionalen Figur, eine alleinige Konzentrierung auf die zentrale Hauptfigur findet hier in keiner Sekunde statt, jede Person wird gleichermaßen ernst genommen und bekommt angemessen viel Raum, um sich zu entfalten. Die Authentizität der Figuren hängt auch mit den Entscheidungen der Castingcrew zusammen, die hier großes geleistet hat. Nat Wolff meistert sich nach seinen tollen Performances in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" und ganz besonders Gia Coppolas "Palo Alto" zu einem durch und durch vielschichtig-sympathischen Darsteller, von dem man in Zukunft sicherlich noch viel hören wird. Aber auch die Performances von den eher unbekannten Jungdarstellern Austin Abrams und Justice Smith müssen gesondert hervorgehoben werden, überzeugen sie doch auch durch eine besonders ausgeprägte Echtheit.

Wenn die drei Freunde in einer der schönsten Momente dieses teilweise schreiend komischen, gleichermaßen aber auch rührenden Films den Titelsong der populären Anime-Serie "Pokémon" anstimmen, strahlt die Magie dieser Freundschaft direkt auf den Zuschauer über. Lange ist es einem Film nicht mehr so gut gelungen, echte Freundschaft wahrhaftig und ungefiltert fühlbar zu machen. So hat der Film zwar auch allerhand romantische Momente zu bieten und erzählt vor allem zwei kleine sehr süße Liebesgeschichten und eben auch die Geschichte der ominösen Margo Roth Spiegelman, in der es dann zwar auch um Liebe geht, aber bei der es sich explizit eben um keine reine und klassische Liebesgeschichte handelt. Es soll hier nicht zu viel verraten werden in Bezug auf das Mysterium Margo, trotzdem sollte hervorgehoben werden, dass die schlussendlich transportiere Botschaft, in der es vorsichtig formuliert um übersteigerte Projektionen und den Wunsch nach einer lebensverändernden Persönlichkeit geht, die einen aus den eng umgrenzten Feldern des eigenen Lebens herauszieht, doch weit über die Darstellung einer bloßen Jugendliebe hinausgeht.

Wie die deutsche Fassung "Margos Spuren" schon suggeriert, geht es in dem Film auch weniger direkt um die Figur der Margo, die als Person gar nicht so viele Szenen hat, sondern eher um die Spuren, die sie im Leben der Hauptfigur Quentin hinterlässt. Die Wahl der Darstellerin, die diese mysteriöse und schwer greifbare Figur spielen soll, war dann sicherlich eine besonders schwierige Angelegenheit und mit dem britischen Model Cara Delevingne, die hier in ihrer ersten großen Kinohauptrolle zu sehen ist, hat man viel richtig gemacht. Delevingne verfügt über eine ganz besondere Ausstrahlung, die den Drang nach Abenteuern und der Erfüllung persönlicher Träume einerseits, dann aber auch das Verständnis andererseits deutlich macht, warum Quentin nach nur einer intensiven Nacht mit diesem Mädchen bereit ist, sie durchs Land zu verfolgen. Ob Delevingne sich schlussendlich als Schauspielerin wirklich behauptet, muss die Zukunft zeigen; mit der Rolle der Margo hat sie aber zumindest schon mal einen guten Anfang gemacht.

Fazit

Kaum ein Film hat im Jahr 2014 die Massen in den Lichtspielhäusern so sehr bewegt wie die John-Green-Verfilmung "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", weshalb die Erwartungen an die zweite Green-Verfilmung sehr hoch einzuschätzen sind. Mit "Margos Spuren" kommt nun ein wesentlich humoristisch befreiterer, leichterer, aber trotzdem zutiefst anrührender Film in die Kinos, der zwar auch nicht gänzlich frei von kleineren Schwächen ist, einen aber trotzdem auf eine wunderbare Reise mit erfrischend authentischen Charakteren nimmt, mit denen man gerne noch so viel mehr Zeit verbracht hätte. Es ist schön zu sehen, dass Filme dieser Art immer noch die Gabe haben, eine besondere Magie auszustrahlen und einen schlussendlich sogar glücklich zu machen.

Zum großen "Margos Spuren"-Gewinnspiel auf myFanbase

Moritz Stock - myFanbase
09.07.2015

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