Bewertung
Philipp Stölzl

Medicus, Der

"Ich möchte beim größten Medicus lernen, den die Welt je gesehen hat."

Foto: Copyright: 2014 Universal Pictures International All Rights Reserved
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Inhalt

Ende des 11. Jahrhunderts in England: Der junge Rob Cole (Tom Payne) verliert seine Mutter an die Seitenkrankheit und schließt sich dem Bader (Stellan Skarsgård) an, um den Menschen zu helfen. Als er hört, dass im persischen Isfahan echte Heilkunde betrieben und man als Medicus ausgebildet werden kann, begibt sich Cole auf eine lange Reise, um den Meister der Heilkunst Ibn Sina (Ben Kingsley) aufzusuchen. Dafür muss er sich als Jude ausgeben, denn Christen werden in Isfahan unter dem Shah (Olivier Martinez) nicht geduldet. Rob nimmt die lange Reise auf sich, um seinen Wissensdurst zu stillen. Endlich in Isfahan angekommen, geht ein neues Leben für ihn los, mit dem er nie gerechnet hätte, zumal er über eine außerordentliche Gabe verfügt.

Kritik

Mit "Der Medicus" hat man es mit einer deutschen Produktion zu tun, die auf dem gleichnamigen Weltbestseller von Noah Gordon beruht. Regisseur Philipp Stölzl hat mit "Goethe!" bereits ein glückliches Händchen dafür bewiesen, die zwei Medien Film und Buch gut miteinander verknüpfen zu können. Mit "Der Medicus" erreicht er erstmals auch das internationale Publikum – und das gar nicht mal so schlecht.

Zu allererst muss man betonen, dass dieser Film genauso gut aus der amerikanischen Filmfabrik hätte stammen können. Die Effekte sind wunderbar, die Kulisse atemberaubend und der Soundtrack und die Kameraführung sind in sich schlüssig. Visuell gesehen bildet "Der Medicus" die prächtigen Wüstenlandschaften, ein orientalisches Paradies in Persien und das altenglische Reich perfekt ab. Es ist ein Vergnügen, Robs lange Reise durch verschiedene Orten mitzuverfolgen und die grandiose Optik macht den Film epischer, als er auf den zweiten Blick tatsächlich ist.

"Der Medicus" spricht viele Themen an und bringt beinahe alle unter einen Hut. Die lange Reise von Rob nach Persien, das neue Leben im ismailschen Reich, der harte Kampf gegen die Pest, der Religionskrieg, Freundschaft und Liebe und vieles mehr. In den stolzen 150 Minuten kommen zwar einige Längen auf, besonders da manche Szeneneinstellungen zu lang sind und die Geschichte erst ab der Ankunft in Persien richtig spannend wird. Doch man hat sich viel Zeit genommen, die Charaktere vorzustellen und das Zusammenleben zwischen Muslimen und Juden Ende des 11. Jahrhunderts in Persien zu veranschaulichen. Was die Handlung angeht, passt das Wort interessant besser als spannend. Besonders der Handlungsstrang um die Wissenschaft und Medizin ist äußerst gelungen und realistisch dargestellt. "Der Medicus" schneidet auch den Konflikt zwischen Juden und Muslimen sowie die der radikalen Seldschuken und die Dynastie in Persien an. Gut gelungen ist, dass der Film weder wertet noch verurteilt, sondern so realistisch wie möglich bleibt.

Richtig packend wird es erst, als die Pest ausbricht und anschließend der Krieg zwischen um Isfahan ausbricht. Für mehr Spannung sorgt außerdem Robs außerordentliche Gabe, in die Seele des Menschen zu blicken und zu wissen, ob er überleben oder sterben wird. Seine Fähigkeit wird nicht in den Fokus gerückt und läuft eher wie selbstverständlich nebenher, was das ganze noch mystischer und geheimnisvoller macht. Der Brite Tom Payne verkörpert den wissbegierigen jungen Rob grandios und darf in seiner ersten Hauptrolle als sympathischer Held das Abenteuer führen. Ebenso überzeugend sind Ben Kingsley und Olivier Martinez in zwei großartigen und interessanten Rollen. Wann immer sie an einer Szene beteiligt sind, ist man vollkommen hingerissen von den Figuren und fühlt sich sofort in dieses Zeitalter katapultiert.

Leider nicht ganz so mitreißen kann die Liebesgeschichte zwischen Rob und Rebecca. Statt ihren Szenen hätte man lieber mehr von Rob und seinem Mentor Ibn Sina oder dem Shah gesehen. Emma Rigby ("Once Upon a Time in Wonderland") hat nicht die Chance und die nötige Tiefe aus dem Skript, um mit ihren männlichen Kollegen gleichzuziehen. Dafür können die Nebencharaktere Karim und Davout überzeugen, wobei vor allem Elyas M'Barek für den Humor sorgt. Stellan Skarsgård hat besonders zu Beginn seine Glanzmomente als Bader. Rundum sind die Figuren also beinahe allesamt liebenswürdig geworden, weshalb man gerne mit ihnen mitfiebert und über einige Längen in der Handlung gerne hinwegsieht.

Fazit

"Der Medicus" ist nicht ganz so episch, wie er es gerne wäre, aber aufgrund der sympathischen Charaktere, einer beeindruckenden Kulisse und vielen interessanten Themen schaut man gerne über einige Längen und Schwächen im Drehbuch hinweg.

Tanya Sarikaya - myFanbase
11.02.2014

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