Bewertung
Andrés Muschietti

Mama

"Victoria! Come! Mama!"

Foto: Copyright: 2013 Universal Pictures
© 2013 Universal Pictures

Inhalt

In einer abgelegenen Waldhütte versucht der in den Ruin getriebene Familienvater Jeffrey (Nikolaj Coster-Waldau) seinen beiden Töchtern das Leben zu nehmen. Etwas Überirdisches tötet ihn und versorgt die Kinder fünf Jahre lang, bis sie von Jeffreys Bruder Lucas (ebenfalls Nikolaj Coster-Waldau) gefunden werden. Er übernimmt das Sorgerecht für sie, was seiner freiheitsliebenden Freundin Annabel (Jessica Chastain) nicht gefällt. Trotzdem unterstützt sie ihn, doch Eingewöhnung der Kinder in das soziale Umfeld gestaltet sich als äußerst schwierig. Sie scheinen besessen von einer Gestalt zu sein, die sie Mama nennen und bald machen auch Lucas und Annabel Bekanntschaft mit ihr. Denn Mama ist eifersüchtig...

Kritik

Der spanisch-kanadische Horrorfilm "Mama" überraschte dieses Jahr mit ordentlichen Besucherzahlen und Kritiken. Das mit 15 Millionen Dollar realisierte Projekt, basierend auf dem gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2008, spielte am ersten Wochenende knapp das doppelte seiner Produktionskosten ein. Das Erfolgsgeheimnis ist simpel als auch effektiv. Überzeugende Darsteller, ein spannender Plot und möglichst viel Abstand zur Standardmachart von Horrorfilmen machen "Mama" zu einem kurzweiligen Gruselvergnügen.

Die Geschichte steigt sofort mitten ins Geschehen ein und bietet nach der kleinen, aber mehr als gruseligen Einleitung die Grundlage für eine spannende Storyline. Die ersten zwei Drittel des Films begeistern und lassen den Zuschauer lange im Dunkeln tappen. Die klassischen Gruselelemente wie Schranktüren, plötzlich auftauchende Gestalten und Geräusche werden gelungen in Szene gesetzt und sorgen für viele Gruselmomente. Eine richtig unheimliche Atmosphäre kommt zur Geltung, wenn sich der Gurselfaktor auf das Ungezeigte fokussiert. In der zweiten Storyline kommt man durch Dr. Dreyfuss dem Mysterium immer mehr auf die Schliche und setzt die Puzzleteile zusammen. Die Stärke des Films ist die ausgeglichene Balance zwischen den Horrormomenten und einfühlsamen Szenen.

Ohne die hervorragenden Kinderdarstellerinnen Megan Charpentier und Isabelle Nélisse wäre der Film wohl nur halb so effektiv geworden. Dank ihrer unheimlichen Vorgeschichte, dem bedrückenden Ausdruck in ihren Gesichtern und ihrem verstörten Verhalten sorgen Victoria und Lilly für die gruseligsten Szenen. Und doch schließt man sie ins Herz, vor allem durch die Rolle der Annabel. Es gelingt der Figur, einen Zugang zu den Schwestern zu gewinnen und das anbahnende Mutter-Tochter Verhältnis ist schön und glaubwürdig inszeniert. Es sind die kleinen und ruhigen Momente, in denen Annabel wächst und lernt, Verantwortung zu übernehmen und die Kinder aus der Reserve zu locken. Jessica Chastain wirkt auf den ersten Blick völlig deplaziert in ihrer Rolle als tätowierte Rockerin, doch im Verlauf des Films bringt sie die emotionalsten Momente und lässt aus dem Horrorfilm stellenweise ein berührendes Familiendrama werden. "Game of Thrones"–Star Nikolaj Coster-Waldau überzeugt in seiner Doppelrolle als verzweifelter Vater und sorgsamer Onkel gleichermaßen.

Im letzten Drittel fällt die Spannung ab, als man einen vollen Blick auf die mysteriöse Titelgeberin erhaschen kann. Mama wirkt zu effektüberladen und in ihrer vollen Gestalt nur halb so schockierend wie zu Beginn. Die CGI-Effekte hätten durchaus besser sein können und nehmen der Gestalt viel an Überzeugungskraft. Das Ende lässt einen dann doch schockiert zurück. Die Sympathien, die für die Charaktere durchweg aufgebaut wurden, kommen hier zum Einsatz und so kann man über die schwache Auflösung und die enttäuschende Enthüllung von Mama hinwegsehen.

Fazit

Der Film weiß durch eine hohe Spannungskurve und eine einfühlsam erzählte Geschichte zu überzeugen. "Mama" ist ein solider Horrorfilm, dem gegen Ende zwar die Puste ausgeht, dafür aber mit starken Momenten auftrumpft.

Tanya Sarikaya - myFanbase
05.11.2013

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