Bewertung
Alfonso Cuarón

Gravity

"Houston, ich habe da ein ganz mieses Gefühl bei dieser Mission."

Foto: Copyright: 2012 Warner Bros. Entertainment Inc.
© 2012 Warner Bros. Entertainment Inc.

Inhalt

Der gewissenhaften Medizinerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) geht, während ihrer ersten NASA-Mission, ordentlich der Sauerstoff aus. Ist die Situation außerhalb des Spaceshuttles "Explorer" zunächst noch entspannt, während der routinierte Weltraumfahrer Matt Kowalski (George Clooney) munter aus dem Nähkästchen plaudert, ändert sich die Situation schlagartig. Wie die Bodenstation aus Houston mitteilt, wurde versehentlich ein russischer Satellit zerstört. Dessen Reste steuern nun unvermeidbar auf die Explorer zu. Stone und Kowalski bleibt kaum Zeit zum Handeln, da werden sie und Außenkollege Shariff (Paul Sharma) kugelartig von den Trümmerteilen getroffen.

Schließlich sind der ermutigende Astronaut und die überforderte Ärztin die einzigen Überlebenden der Katastrophe. Da der Kontakt zu Houston abgebrochen ist, sind beide auf sich allein gestellt, indes der Sauerstoffgehalt rapide sinkt. Der Plan: Mithilfe von Kowalskis schubbetriebenem Raumanzug wollen sie zur internationalen Raumstation ISS gelangen, wo eine Rettungskapsel wartet. Für Dr. Stone stellt dieser Ausnahmezustand allmählich nicht nur eine physische, sondern auch eine extrem psychische Herausforderung dar. Plötzlich ist da die Frage: Lohnt es sich überhaupt weiterzuleben?

Kritik

Sandra Bullock hat sich in Hollywood längst einen Namen gemacht. Vor allem in romantischen Komödien à la "Selbst ist die Braut" unterhält die sympathische Powerfrau mit Humor, Esprit und einer dennoch gewissen Ernsthaftigkeit. Dass sie eine meisterhafte Charakterdarstellerin ist, bewies sie nicht zuletzt in dem Sportlerdrama "Blind Side - Die große Chance". Für die grandiose Darstellung der unermüdlichen Leigh Anne Tuohy wurde sie 2010 berechtigt mit dem Oscar prämiert. Das könnte sich demnächst wiederholen. In dem mit 80 Millionen budgetierten Weltraumdrama "Gravity" läuft die gebürtige Amerikanerin mit deutschen Wurzeln schauspielerisch erneut zu Höchstleistungen auf.

George Clooney und Sandra Bullock verloren in den Weiten des Universums? Als vor einigen Monaten der erste Trailer zu "Gravity" veröffentlicht wurde, bekam man nur den Bruchteil einer Ahnung, wohin die Reise tatsächlich gehen könnte. Kaum im Kinosessel versunken, schaut man nun entsprechend überrascht und gleichermaßen beeindruckt auf die Leinwand, während Komponist Steven Price im Hintergrund (überwiegend) effektvoll musikalische Akzente setzt.

Wenn die eingangs eher unnahbare Dr. Ryan Stone und der charismatische Astronaut Matt Kowalski, in Begleitung der Raumstation "Explorer", unaufhaltsam dem Zuschauer entgegenschweben und kurz darauf von tödlichen Satellitentrümmern bombardiert werden, dann mutiert der Kinosessel plötzlich zum Spaceshuttle mit einer atem(be)raubenden 3D-Weltraumansicht. Von der ersten bis zur letzten Sekunde befindet man sich auf einer sternendurchfluteten Odyssee, bei der alles möglich scheint und mit keinem glücklichen Ausgang zu rechnen ist. Das Ziel: die Erde. Der Feind: das scheinbar unendliche Weltall, in dem ein von Menschen erschaffener Gegner (ein zerstörter Satellit) sein Unwesen treibt. Emotionen: pur. Von Angst, Wut bis hin zu Hoffnung ist alles vertreten.

Man kann es nicht anders sagen, aber mit "Gravity" ist Regisseur und Drehbuchautor Alfonso Cuarón ("Pans Labyrinth") ein bewegender Sci-Fi-Thriller geglückt, der nicht nur bildlich in die Tiefe geht, sondern auch schauspielerisch und technisch auf hohem Niveau agiert. Statt eines weiteren Sci-Fi-Blockbusters im Mainstreamformat wird der Zuschauer mit einem packenden, berührenden wie optisch herausragenden Schauspiel konfrontiert, das vor allem durch die facettenreiche Performance von Sandra Bullock atmet. In der Rolle der vom Schicksal geprellten Dr. Ryan Stone sind ihre größten Widersacher nicht nur knappe Sauerstoffvorräte und Weltraumschrott, sondern schmerzliche Erinnerungen, begleitet von einem Leben, das wie auf Schienen dahingleitet. Einblicke in ihre beängstigende Situation fangen mitreißende Kamerafahrten ein. Mal schwindelerregend um die eigene Achse drehend. Mal inner- und außerhalb des allmählich beengenden Raumanzuges. Dem wirkt George Clooney als routinierter Weltraumhase Matt Kowalski auflockernd entgegen - mit Schutzanzug, Charme und einem kühlen Kopf in den scheinbar aussichtslosesten Momenten.

In den letzten Filmminuten heizt "Gravity" dann noch einmal ordentlich ein und schießt damit vielleicht ein paar Meter über das Ziel hinaus, landet simultan aber mit einer bedeutungsvollen Metapher auf dem Boden der Realität, sodass sich die etwas überzeichnete Entwicklung durchaus verschmerzen lässt. Am Ende bleibt ein Gefühl, das man wohl nur als WOW bezeichnen kann. Mit "Gravity" demonstrieren Alfonso Cuarón und sein Sohn Jonás Cuarón (wirkte am Drehbuch mit) eindrucksvoll, dass man eine einfach gestrickte Geschichte ganz groß erzählen kann. Daumen hoch!

Fazit

In Alfonso Cuaróns dramatisch gezeichnetem Sci-Fi-Thriller "Gravity" trifft Schwerelosigkeit auf Schwermut. Insgesamt sorgt das für ein erstklassiges Kinoerlebnis der intensiven Art. Die brillante Darbietung von Sandra Bullock, unterlegt mittels perfekt gesetzter Spannungsmomente, garantiert ein unvergleichliches Kinoerlebnis mit reichlich Atemnot und einer überwältigenden 3D-Ansicht, die sich endlich einmal lohnt. Trotz mancher Übertreibung absolut sehenswert!

Doreen B. - myFanbase
11.10.2013

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