Bewertung
Baz Luhrmann

Der große Gatsby

"A single green light, minute and faraway, that might have been the end of a dock."

Foto: Copyright: 2012 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten.
© 2012 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

Der erfolglose Schriftsteller Nick Carraway (Tobey Maguire) zieht nach Long Island, New York City, um in den “Roaring Twenties“ am Boom der New Yorker Börse teilzuhaben. Leisten kann er sich jedoch nur ein kleines Häuschen im neureichen Viertel West Egg, umringt von den großen Villen der High Society. Aber das Leben im New York der Goldenen Zwanziger ist auch für den Jungunternehmer alles andere als alltäglich:

Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio), sagenumwobene Figur des Nachtlebens und Nicks direkter Nachbar, verwandelt an jedem Wochenende seine Villa in ein pulsierendes Zentrum rauschender Partys. Die Feierenden sind dabei jedoch weniger an ihrem Gastgeber, als vielmehr an kostenfreiem Alkohol und musikalischer Ekstase interessiert. Mehr noch, niemand scheint Mr. Gatsby tatsächlich persönlich zu kennen, denn zu “Gatsbys Partys“ wird man nicht eingeladen - man geht einfach hin. Umso sonderbarer, dass ausgerechnet Neuankömmling Nick eine Einladung vom Hausherren höchstpersönlich erhält. Seine Eintrittskarte in eine Welt voller Glamour, Intrigen und Legenden, in die er selbst enger verwoben ist als jemals gedacht.

Kritik

"Der große Gatsby", bekanntestes Werk von F. Scott Fitzgerald, gilt bis heute als eines der bedeutsamsten Werke amerikanischer Literatur. Neben dem einzigartigen Portrait der Goldenen Zwanziger in Amerika, die von schillernder Ekstase und Verschwendungssucht geprägt waren, schaffte Fitzgerald mit seinem Roman eine einzigartige Perspektive auf den großen amerikanischen Traum, das Erbe einer ganzen Nation. Jay Gatsby, die sagenumwobene Figura, ein Gangster, ein Kriegsheld oder doch ein reicher Erbe, hält die New Yorker Welt in Atem. Durch die Augen des Nick Carraway gewinnt der Zuschauer einen besonderen Einblick in Gatsbys wahre Welt, hinter dem glamourösen Schein der Fassade.

"Gatsby" war schon Thema zahlreicher Verfilmungen, Hörbücher und Bühnenaufführungen, Verweise auf die Geschichte des reichen New Yorkers und seines Schicksals finden sich vielfach in moderner Literatur. Es gehört also viel Mut des Regisseurs Baz Luhrmann zur Neuauflage des symbolträchtigen Werkes – nicht zuletzt aufgrund der einzigartigen Geschichtsperspektive, die das Werk eröffnet. Bekannt durch seine Vorliebe für Adaptionen klassischer Stoffe auf nie dagewesene und bisweilen sehr überraschende Art und Weise, präsentierte Luhrmann bereits mit seiner Version von "Romeo und Julia" im L.A. des 21. Jahrhunderts ein waghalsiges Projekt. Gatsby wirkt dagegen fast schon zurückhaltend, bedenkt man das Ort und Zeit sowie zahlreiche Handlungselemente sich sehr eng am Original bewegen.

Dennoch gelingt es Luhrmann, für Aufmerksamkeit zu sorgen - mit einer Produktion so teuer und extravagant - jede Sekunde aus Gatsbys Leben in ein wahres Fest für die Sinne verwandelnd. Besonders in der ersten Hälfte des Films räumt man jenen ausladenden, zahlreiche Statisten und große Sets involvierenden Szenen viel Raum ein. Ein guter Schritt, denn nichts entspricht dem Zeitgeist, der Mentalität der amerikanischen Zwanzigerjahre mehr als die rausch - und triebhafte Feierei der Reichen. Mit jener Freiheit und Ungezwungenheit der Darstellung, immer wieder verknüpft mit Fitzgeralds wunderbaren Worten, schafft man hier ein herrlich authentisches Zeitportrait, das den Zuschauer ganz und gar in seinen Bann zieht.

Aber im "Gatsby" steckt noch weit mehr: Die Geschichte und das Schicksal eines einzigartigen Mannes, der niemals die Hoffnung aufgegeben hatte, doch noch seinen Traum zu leben. Diese Geschichte rund um Ehre, Liebe, Angst und Sehnsucht, so viel intimer inszeniert in der zweiten Filmhälfte, wird vor allem getragen von wunderbaren Schauspielern wie Carey Mulligan oder Ex-Spider-Man-Darsteller Tobey Maguire. Besonders zu erwähnen ist jedoch Leonardo DiCaprio, Mr. Gatsby höchstpersönlich, wie gewohnt in anmutiger Haltung und mit einzigartiger darstellerischer Intensität. Eine Rolle, wie speziell für ihn gemacht.

Letztendlich ist "Der große Gatsby" in der Inszenierung von Baz Luhrmann also ein Film, den man unbedingt gesehen haben sollte. Wenn möglich auch auf der großen Leinwand, denn nur hier können die Bilder ihre volle Brillanz und Aussagekraft entfalten. Muss man am Ende dennoch das Haar in der so klaren Suppe suchen, ist es wohl eben jenes Streben nach einer - auf Hochglanz polierten - Filmwelt, die in manchen Momenten fast zu irreal erscheint. Jedoch entschärft sich selbst diese Kritik im Kontext der Geschichte, ist Gatsbys Schicksal doch gleichzeitig das Schicksal eines Mannes, der in einer Traumwelt zu leben scheint. Und Träume dürfen genau so aussehen.

Fazit

Es ist angerichtet! Ein Film wie aus einer anderen Welt. Schön und effizient, mit einer Prise Magie.

Vinona Wicht - myFanbase
28.05.2013

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