Bewertung
David Mackenzie

Stellas Versuchung

Passion. Possession.

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Inhalt

Zu Beginn der 1950er Jahre zieht Dr. Max Raphael (Hugh Bonneville) mit Ehefrau Stella (Natascha Richardson) und Sohn Charlie (Gus Lewis) aufs Land, wo er den Posten als stellvertretender Direktor einer psychiatrischen Anstalt übernimmt. Ihr neues Leben in Abgeschiedenheit langweilt die freiheitsliebende Arztgattin rasch, zumal Max die meiste Zeit mit Arbeiten beschäftigt und das Verhältnis zwischen den beiden ohnehin distanziert ist. Alles ändert sich mit einer folgenschweren Begegnung: Stella trifft auf Edgar Stark (Marton Csokas), Patient des undurchsichtigen Psychiaters Peter Cleave (Ian McKellen). Obwohl sie bald erfährt, dass der frühere Bildhauer in einem Eifersuchtsanfall seine Frau ermordete, lässt sich Stella auf eine intensive Affäre mit ihm ein, welche schon bald einen verhängnisvollen Lauf nimmt...

Kritik

Es beginnt mit einem Quickie im Garten und mündet letztendlich in einer Obsession. David Mackenzies Verfilmung des Romans von Patrick McGrath ist ein meisterlich inszeniertes Psychodrama über die zerstörerische Kraft verbotener Leidenschaft, in dessen Hauptrolle die 2009 im Alter von 45 Jahren verstorbene Natascha Richardson eine oscarwürdige Leistung vollbringt.

Das starke Spiel der Aktrice ermöglicht Empathie für die Protagonistin, sogar selbst dann noch, wenn diese im Liebeswahn wider jeden gesunden Menschenverstand und schockierend verantwortungslos agiert. Stella ist eine lebensnahe Figur, vielschichtig geschrieben und psychologisch ausgefeilt. Besonders zu Beginn des Films spürt man deutliches Mitgefühl mit dieser im Grunde genommen einsamen Person, die als Frau von Max dazu gezwungen ist, auf Gesellschaften nur eine dekorative Rolle einzunehmen. Aber Stella rebelliert und sei es durch das Tragen eines auffällig tief dekolletierten Kleides. Aufgrund der insgesamt unterkühlten Atmosphäre der Inszenierung kommt die erste sexuelle Begegnung von Stella und Edgar in ihrer Heftigkeit einem Vulkanausbruch gleich. Was folgt ist eine Reihe hochgradig erotischer Szenen, während Mackenzie die Spannungsschraube zugleich ordentlich anzieht. Von der düsteren Kraft der Geschichte, der stimmungsvollen Kameraführung sowie musikalischen Unterlegung gepackt, wartet der Zuschauer gebannt die weiteren Entwicklungen der Charaktere und Handlungsstränge ab. Dass er sich diese erahnen kann, tut der atmosphärischen Dichte kaum Abbruch.

Trotz Richardsons weit überdurchschnittlicher Darbietung verblasen die weiteren Schauspieler nicht neben ihr, sondern setzen eigene Akzente. Marton Csokas überzeugt in seiner Rolle durchweg, während Hugh Bonneville und vor allem "Der Herr der Ringe"-Star Ian McKellen brillieren. Letzterer gibt genussvoll den machthungrigen Intriganten, welcher an den fatalen Geschehnissen um ihn herum keineswegs unschuldig ist.

Fazit

"Stellas Versuchung" ist ein beeindruckendes, in der weiblichen Hauptrolle perfekt besetztes Psychodrama über die dunkle Seite der Leidenschaft. Düster, packend inszeniert und unbedingt sehenswert.

Maren Langos - myFanbase
04.04.2013

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