Bewertung
Michael F. Sears

Liebe gewinnt

"Why am I doing this?"

Foto: Copyright: 2012 – Tiberius Film
© 2012 – Tiberius Film

Inhalt

Conor Sullivan (Kellan Lutz) ist ein Hitzkopf und leidenschaftlicher Lacrosse-Spieler. Aufgrund seines für das Militär arbeitenden Vaters muss die Familie oft umziehen und so beginnt für Conor erneut das Leben an einer neuen Schule, in der er sich auch in dem dort ansässigen Lacrosse-Team neu beweisen muss. Der Trainer des Teams David Milligan (William Mapother) zeigt sich anfangs wenig begeistert von dem überheblich wirkenden neuen Spieler, auch deswegen, weil dieser beginnt, mit seiner Tochter Brooklyn (Ashley Greene) anzubändeln. Als Conors Vater (Chris Potter) im Krieg sein Leben verliert, gerät Conors Leben langsam völlig aus der Bahn. Um ihn noch zu retten und den richtigen Weg zu weisen, entschließt sich seine Mutter dazu, ihren Sohn in ein Lacrosse-Trainingslager in der Wildnis zu schicken, wo er unter der Leitung eines alten Kameraden seines Vaters seine Wut und Trauer überwinden soll.

Kritik

Die Sportart des Lacrosse findet selten Einzug in die filmische Welt und so ist es generell schon einmal eine nette Abwechslung, wenn in einer US-amerikanischen Filmproduktion mal nicht die Sportarten Baskeltball, Baseball oder Football im Zentrum stehen, sondern eine Randsportart, wie die des Lacrosse. Leider ist diese Teamsportart, die auf die amerikanischen Ureinwohner zurückgeht, eingebettet in eine gänzlich misslungene Teenie-Schmonzette, die sich mit voller Wucht in jedes sich ihr bietende Klischee wirft und dabei nebenbei noch eine penetrante Glorifizierung des US-amerikanischen Militärs aufweist, die den Film schließ komplett ins Abseits befördert.

Die für den deutschen Titel dieses Films Verantwortlichen hatten bei der Auswahl wohl einen kreativen Komplettaussetzer, anders ist der ungeheuer einfallslose und von Kitsch durchtränkte Titel "Liebe gewinnt" nicht zu erklären. Das Cover und dieser Titel suggerieren dem Zuschauer eine klassische Teenie-Romanze. Diese Erwartungen werden dann auch größtenteils erfüllt, wobei "klassische" eher mit "standardisierte" oder "komplett einfallslose" ersetzt werden müsste, bietet der Film in der Zeichnung der ersten großen Liebe doch nichts, was man nicht anderswo schon besser gesehen hätte.

Da kommt der coole und leicht rebellische neue Sportstar in die neue Schule, gerät gleich in eine Auseinandersetzung mit seinem Coach und einem Mitspieler und verliebt sich zusätzlich noch in die Tochter des Coachs. Dieser, wie soll es anders sein, verbietet seiner Tochter natürlich sofort den Umgang mit diesem wilden Jungen. Was sich in Teen-Romanzen-Klassikern wie "Nur mit Dir" in eine leidenschaftliche und zutiefst bewegenden Romanze verwandelt, wird hier lustlos und uninspiriert heruntergespult. Nie versteht man als Zuschauer auch nur ansatzweise, was die beiden jungen Leute aneinander finden und nie sprüht auch nur ein Funke leidenschaftlicher Energie: Diese Liebesbeziehung wird stetig nur behauptet, fühlen kann man diese als Zuschauer aber in keiner Sekunde.

Auch dem eigentlich zentralen Plot des Films mangelt es an emotionaler Sprengkraft: Zu Anfang stirbt der Vater des Hauptcharakters im Irakkrieg, was dem Film die Möglichkeit gegeben hätte, etwas über Trauerbewältigung und die grauenhaften Mechanismen des Krieges zu erzählen. Doch hier passiert nichts, außer ein paar schon fast unfreiwillig komisch wirkende Wutausbruchszenen und einer ständigen Verneigung vor den großen Taten des Militärs. Auf einen kritischen Umgang wartet man hier vergebens und so ertrinkt der Film nicht nur in Belanglosigkeit, sondern erstickt gleichzeitig auch an einem anstrengenden, undifferenzierten Pathos und platten Kriegsweisheiten.

Das Thema der Trauerbewältigung, die Grausamkeit des Krieges, die Kraft der ersten wahren Liebe, alles Themen, die einen zum Mitfühlen animieren könnten, werden gnadenlos verschenkt und jegliche aufgekommene Emotionalität wirkt nur behauptet und verpufft so schnell, wie sie aufgetaucht ist. Auch als Sportfilm ist dieser Film leider nur eine Aneinanderreihung von Klischees und peinlich-gefühlsduseligen Momenten und bleibt gänzlich überraschungsfrei.

Das aber wohl größte Problem dieses Films ist der Hauptdarsteller selbst. "Twilight"-Darsteller Kellan Lutz spielt mit einer Unbeholfenheit und Ausdruckslosigkeit, durch die er den Film schlussendlich komplett gegen die Wand fährt. Lutz ist mit der Darstellung eines in seiner Trauer gefangenen Teenagers heillos überfordert und so wirkt sein ganzes Spiel komplett aufgesetzt und an manchen Stellen sogar unfreiwillig komisch. Auch seine "Twilight"-Kollegin Ashley Green bleibt komplett farblos und schafft es in keiner Sekunde, gegen die Formelhaftigkeit ihrer Figur anzuspielen. Warum diese beiden Darsteller überhaupt besetzt wurden, liegt indes auf der Hand: Hier wurde versucht, auf den "Twilight"-Zug aufzuspringen und einen Film rund um diese beiden Darsteller zu inszenieren, um damit die hartgesottenen Fans der Vampir-Saga anzusprechen.

Fazit

Hier gewinnt niemand: Nicht die Liebe, nicht die Darsteller, nicht die formelhafte und ohne Überraschungen heruntergespulte Story und auch nicht der Zuschauer. Dieser Film ist ein filmisches Produkt gänzlich ohne Herz und Emotion, dem selbst die anvisierte Zielgruppe der "Twilight"-Fans fern bleiben sollten.

Moritz Stock - myFanbase
24.10.2012

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