Bewertung
David Cronenberg

Cosmopolis

"A rat became the unit of currency."

Foto: Copyright: Falcom Media GmbH
© Falcom Media GmbH

Inhalt

Eric Packer (Robert Pattinson), Millionär und Vermögensverwalter, ist mit seiner weißen Stretchlimousine auf dem Weg zum Frisör, welchen er schon seit seiner Kindheit kennt. Während der Fahrt steht New York kurz vor dem Zusammenbruch. Der Präsident der Vereinigten Staaten ist in der Stadt, weshalb sämtliche Straßen aus Sicherheitsgründen gesperrt werden und sich somit auch die Fahrt zum Frisör für Packer verzögert. Auf dem Weg zu seinem Ziel philosophiert er über diverse Themen, vergnügt sich mit Frauen, lässt sich seine "asymmetrische" Prostata untersuchen und informiert sich über die Börsenkurse. Als Packer schließlich seinen Haarschnitt verpasst bekommt, droht auch sein Leben außer Kontrolle zu geraten.

Kritik

Zu allererst muss ich zu meiner eigenen Verblüffung sagen, dass ich noch nie einen Film gesehen habe, während welchem so viele Leute den Saal bereits nach wenigen Minuten wieder verlassen haben. Meiner Ansicht nach muss man "Cosmopolis" jedoch selbst angeschaut haben, um sich eine eigene Meinung zu bilden.

Der Film basiert ursprünglich auf dem gleichnamigen Roman von Don DeLillo, welcher 2003 erschien. Seine Sprache ist sehr direkt, präzise und philosophisch, was sich auch in den Dialogen widerspiegelt. Diese zeichnen sich vor allem durch teils absurde Gespräche, wie beispielsweise die Unterhaltungen zwischen Packer und seiner Ehefrau oder dem Hausarzt, und schwarzem Humor aus. Einer dieser skurillen Konversationen, welche mir persönlich sehr gut gefallen hat, war zum Beispiel, als Packers Frau ihm vorgeworfen hat, er würde nach Sex riechen. Dieser entgegnete daraufhin, dass er lediglich nach dem Verlangen nach Sex rieche.

Der Regisseur Cronenberg hat diese Dialoge beinahe eins zu eins in seinen Film mitgenommen und so kann der Zuschauer auch Packers Abkoppelung von der Gesellschaft besser verfolgen. Allerdings kann man an diesem Punkt auch einwenden, dass es eben diese Dialoge sind, die es dem Zuschauer schwer machen, dem Geschehen zu folgen, da die Konversationen oft zu philosophisch und komplex sind. Es fordert doch eine hohe Konzentration, den Gesprächen zur Gänze folgen zu können, doch vielleicht ist gerade diese Komplexität der Dialoge vom Regisseur absichtlich gewollt.

Der Hauptteil des Films spielt einzig und alleine in Packers weißer Stretchlimousine, wodurch man einen guten Einblick in die Welt von Eric Packer bekommt. Die Limousine ist eine Abgrenzung von der Gesellschaft, von dem Geschehen in der Welt und so auch Packers Zufluchtsort, ja schon fast sein Zuhause. Da das Fahrzeug sicher gegen Angriffe und schalldicht ist, nimmt man von innen kaum etwas von dem wahr, was draußen in der Stadt passiert. So bemerkt Packer beispielsweise auch nur am Rande, dass seine Limousine von Demonstranten demoliert wird. Während der zahlreichen Szenen, welche innerhalb der Limousine spielen, wird der Zuschauer so komplett von dem Innenleben eingenommen, dass all die Bewegungen draußen unwichtig erscheinen.

In "Cosmopolis" überwiegen ganz klar die vom Autor DeLillo erschaffenen Dialoge, welche erst durch die Umsetzung des Hauptdarstellers richtig zur Geltung kommen können. Robert Pattinson hat genau die Perfektion, welche für die Figur des Eric Packers passend ist. Mit Arroganz, Gefühlskälte und Stolz präsentiert er einen Charakter, der dem Zuschauer höchstwahrscheinlich unsympathisch ist, aber in irgendeiner Art und Weise auch leid tut, da dieser Mann in seinem Inneren eigentlich leer ist und kurz vor seinem eigenen Ruin steht.

Besonders eindrucksvoll und voller Spannung waren schließlich die letzten Minuten des Filmes, in denen Packer mit seinem Gegenspieler diskutiert, jeder eine Waffe in seiner Hand und stets auf der Lauer. Bis zuletzt ist dem Zuschauer nicht klar, was in der nächsten Sekunde passieren wird. Auch ohne Gewalt und viel Schießerei kann Cronenberg eine spürbare Spannung erschaffen, welche bis zur letzten Sekunde anhält, und auch noch während des Abspanns in der Luft liegt.

Fazit

Alles in allem ist Cronenbergs Film "Cosmopolis" einer jener Filme, die man selbst gesehen haben muss. Filminteressierte sollten sich diesen Streifen auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn man das ein oder andere Mal einen verstohlenen Blick auf die Uhr richtet, denn "Cosmopolis" ist keiner dieser klassischen Hollywood-Blockbuster. Mainstream-Kinogängern ist dieser Film jedoch nicht zu empfehlen, sonst würden sie vermutlich auch nach den ersten Minuten den Saal wieder fluchtartig verlassen.

Melanie E. - myFanbase
19.08.2012

Diskussion zu diesem Film