Bewertung
Richard Linklater

Fast Food Nation

Die Wahrheit ist schwer zu schlucken.

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Inhalt

Eine Gruppe von Mexikanern, darunter das junge Ehepaar Sylvia (Catalina Sandino Moreno) und Raul (Wilmer Valderrama), gelangt illegal in die USA und findet Arbeit in einer Fleischfabrik, die vor allem die Fast-Food-Kette Mickey's beliefert. Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal, was auch Don Anderson (Greg Kinnear), dem Chef der Marketing-Abteilung von Mickey's, zu Ohren kommt. Doch bei seinen Ermittlungen vor Ort wird ihm schnell klar, dass er machtlos ist. Derweil träumt die Highschool-Schülerin Amber (Ashley Johnson), die in einer Mickey's-Filiale arbeitet, von einem besseren Leben. Angeregt durch ihren Onkel Pete (Ethan Hawke) sucht sie die Konfrontation mit der Fleischfabrik – und ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Kritik

Welches amerikanische Symbol ist rund um den Erdball wohl bekannter? Die Werbefigur Uncle Sam, der zum US-Wappentier erkorene Weißkopfseeadler, oder aber das gelbe McDonald's M? Die Antwort lässt sich zumindest erahnen. Fast-Food-Restaurants sind ein Teil der amerikanischen Kultur und dazu noch ein absoluter Exportschlager. Welche große Stadt der freien Welt hat heutzutage keinen McDonald's oder Burger King? Moment, streicht das oder! Es muss natürlich heißen: Welche große Stadt der freien Welt hat heutzutage keinen McDonald's und Burger King?

Die Liebe der Amerikaner zu verzehrfertigen Burgern in Pappboxen, fettigen Fritten in Tüten und Getränken in Strohhalm-Bechern verdient durchaus eine satirische Auseinandersetzung, denn dass es hinter den Kulissen dieser umsatzstarken Industrie dunkle Seiten gibt, ist kein wirkliches Geheimnis. Der Film "Fast Food Nation", der auf dem Buch "Fast Food Gesellschaft. Fette Gewinne, faules System" von Eric Schlosser basiert, macht sich daran, das Geschäft mit dem schnellen Essen kritisch zu durchleuchten. Die fiktive Fast-Food-Kette Mickey's ist dabei natürlich ein enger Verwandter von McDonald's und Burger King und wird im Film als ein Konkurrent dieser beiden berühmten Imperien dargestellt. Die Handlung spielt auf drei verschiedenen Stufen der Fast-Food-Hierarchie: ganz unten auf der Ebene der illegalen Arbeiter, die in der Fleischfabrik die Drecksarbeit leisten, auf der mittleren Sprosse bei den jungen Leuten, die in den Filialen jobben, und schließlich an der Spitze der Leiter im Bereich Marketing.

Auf allen drei Stufen entdeckt der Zuschauer die Fehler und Schattenseiten des Systems. Die illegalen Arbeiter schuften unter schlechten, ausbeuterischen Bedingungen und sind gar nicht ausreichend ausgebildet, um sauberes, qualitativ hochwertiges Fleisch in die Burger zu bringen. Die Fabrik verdient an kalkulierten Versäumnissen. Die jungen Angestellten in den Filialen nehmen es mit der Hygiene ebenfalls nicht besonders genau. Sie sind angesichts der monotonen Arbeit, des geringen Ansehens ihrer Tätigkeit und der fehlenden Individualität - schließlich sind all diese Läden komplett gleich – ziemlich desillusioniert. An der Spitze verdient ein Mann wie Don Anderson unterdessen zwar gutes Geld, doch muss er dafür mitunter seine Ideale herunterschlucken.

All dies vermittelt der Film, ohne dass viel passiert. Spannungsmomente gibt es keine und die etwas deftigeren (Schlacht-)Szenen kommen erst am Schluss. Über weite Strecken ist "Fast Food Nation" vor allem eine Charakterstudie, die exemplarische Einzelschicksale innerhalb dieser Industrie vor Augen führt: die illegalen Arbeiter, die jugendlichen Verkäufer, der Marketing-Chef. Es gibt viele Szenen, in denen es vor allem um die Lebenssituation der Protagonisten und um ihre Arbeit geht. Das ist nie uninteressant, aber auch nicht unbedingt fesselnd. Um dem Film zusätzliche Würze zu verleihen (und vielleicht auch, um jene Zuschauer, die es nicht so mit Gesellschaftskritik haben, anzulocken), hat Regisseur Richard Linklater einige bekannte Namen an Bord geholt: Ethan Hawke als Ambers frei denkender Onkel, Bruce Willis als skrupelloser Geschäftsmann, Kris Kristofferson in der Rolle eines Ranchers sowie Popstar Avril Lavigne als Öko-Aktivistin.

Fazit

"Fast Food Nation" ist eine eher ruhige, nachdenkliche Gesellschaftssatire, die nicht unbedingt für Zuschauer geeignet ist, die es temporeich und spannend mögen.

Maret Hosemann - myFanbase
22.02.2011

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