Bewertung
Álvaro de Armiñán

Open Graves

Der Einsatz ist dein Leben.

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Inhalt

In Spanien gelangt der amerikanische Austauschstudent Jason (Mike Vogel) in den Besitz eines mysteriösen Spiels aus dem 15. Jahrhundert und probiert dieses mit Freunden auf einer Party aus. Es soll dem Gewinner dessen größten Wunsch erfüllen. Nach einigen Spielzügen sind nur noch Jason und die Surferin Erica (Eliza Dushku) im Rennen, doch bevor sie den Sieger ausmachen können, erfahren sie vom Tod eines Mitspielers, der so gestorben ist, wie es ihm das Spiel prophezeit hat. Jason und Erica begreifen, dass alle, die aus dem Spiel ausgeschieden sind, in Lebensgefahr schweben – und dass sie beide zu Ende spielen müssen.

Kritik

Viele Filmfans werden sich sicher noch an die Fantasykomödie "Jumanji" aus dem Jahr 1995 erinnern, in der zwei Erwachsene und zwei Kinder ein geheimnisvolles Würfelspiel durchspielen müssen, das Dschungelgefahren und Naturkatastrophen heraufbeschwört. Ebenso dürften Horrorfans vertraut mit den "Final Destination"-Filmen sein, in denen Jugendliche vom Tod verfolgt werden und durch kuriose, brutale Unfälle ums Leben kommen. "Open Graves" will eine Mischung aus diesen beiden erfolgreichen Kinoformaten sein und handelt von einem Würfelspiel, das seine jungen Teilnehmer in der Reihenfolge ihres Ausscheidens killt. Die Rechnung "Jumanji" plus "Final Destination" gleich "Open Graves" geht aber leider nicht auf. Der Film enttäuscht von der ersten bis zur letzten Minute.

Ins Laufen gebracht wird die Handlung durch die typisch-amerikanische Vorstellung vom bösen, unzivilisierten Ausland. Der US-Boy Jason geht auf einem spanischen Markt nur mal ein paar Schritte von seinen Freunden weg und schon findet er sich in einem dunklen Spukladen voller Schrumpfköpfe und Voodoo-Zeugs wieder. Dort wird ihm dann das unheimliche Spiel namens "Mamba" angedreht. Solche Klischees durchziehen den Film fast durchgängig. Jason ist ein Charakter nach Schema F, der genauso gut in jedem anderen Film auftauchen könnte, sei es in einer Komödie, einem Drama, einem Krimi oder einem Musical. Er ist der All-American-Boy, ein netter, naturverbundener, gutaussehender Junge, den alle mögen. Geradezu schmerzhaft schablonenhaft ist der Ermittler Izar (Gary Piquer) dargestellt, der als ausgebrannter Cop einfach nur überzogen und unerträglich rüberkommt. Der einzige Charakter mit Potential, die surfende Gothic-Expertin Erica, kommt viel zu kurz und bleibt in erster Linie darauf beschränkt, Jasons Love-Interest zu sein.

Daneben weist das Drehbuch auch noch jede Menge Stumpfsinnigkeiten auf, über die man selbst mit viel gutem Willen nicht hinwegsehen kann. So ist "Mamba", dieses spanische Brettspiel aus der Zeit der spanischen Inquisition, das auf eine spanische Hexe zurückgeht, samt und sonder in Englisch verfasst. Nur der letzte Satz auf den Spielkarten ist immer eine lateinische Phrase. Ay Caramba, das muss man sich mal durch den Kopf gehen lassen. Ein uraltes, spanisches Spiel, das auf Englisch geschrieben ist – und kein Mensch wundert sich darüber! Auch in der Gegenwart sprechen die spanischen Charaktere in diesem Film immer Englisch (und in der Synchronisation Deutsch), selbst wenn gerade kein Amerikaner in der Nähe ist. Die einzige Italienerin dagegen erinnert sich an ihre Muttersprache und telefoniert auf Italienisch, ironischerweise mit ihrer Mutter. Wenn diese Szene weggelassen worden wäre, hätte die völlige Missachtung anderer Sprachen wenigstens noch als konsequentes Stilmittel durchgehen können, so aber fällt auf, wie albern es ist, dass die Spanier nicht Spanisch miteinander sprechen.

Wenn es an der Logik hapert und auch die Klischees munter sprießen, dann wollen wir doch wenigstens etwas Befriedigung für die dunkle Seite in uns, die es morbide und gemein mag, doch auch das bleibt uns weitestgehend versagt. Zwar gibt es in diesem Film immer wieder Momente, die im Zuschauer die wohlig-schaurige Erwartung wecken, gleich einen fiesen Tod zu sehen, doch am Ende sind die Sterbensarten nicht nur ziemlich langweilig und unspektakulär, sondern auch noch mit unterdurchschnittlichen Effekten umgesetzt. Offensichtlich am Computer entstandene Schlangen schocken selbst die größten Reptilien-Hasser nicht. Mit "Final Destination" kann "Open Graves" auf keinen Fall mithalten.

Fazit

Bei "Open Graves" gibt es für den Zuschauer wirklich nichts zu gewinnen. Da machen ein paar Runden "Mensch ärgere dich nicht" mehr Spass.

Maret Hosemann - myFanbase
28.11.2010

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