Bewertung
David Slade

Hard Candy

Fremde Männer sollten nicht mit kleinen Mädchen sprechen.

Foto: Copyright: 2007 Universum Film GmbH
© 2007 Universum Film GmbH

Inhalt

Seit einigen Wochen chatten die 14-jährige Hayley (Ellen Page) und der 32-jährige Fotograf Jeff (Patrick Wilson) regelmäßig miteinander und vereinbaren schließlich ein Treffen. Jeff nimmt Hayley mit in seine Wohnung und beide trinken ein wenig. Plötzlich wird Jeff ohnmächtig. Als er wieder zu sich kommt, ist er an einen Stuhl gefesselt. Hayley will beweisen, dass Jeff ein gefährlicher Pädophiler ist, doch dieser beteuert seine Unschuld. Zwischen dem Mädchen und dem Fotografen entwickelt sich ein Psychodrama, das sich immer weiter zuspitzt.

Kritik

Viele Filme greifen tief in die Trickkiste, um möglichst kontrovers zu wirken und die Zuschauer sowohl zu fesseln als auch am Ende nachdenklich zurückzulassen. Der Film "Hard Candy" schafft genau dies mit den einfachsten Mitteln. Es gibt, bis auf kurze Auftritte von Sandra Oh als Nachbarin und Jennifer Holmes in der Rolle der Janelle, nur zwei Darsteller und über weite Strecken nur eine Kulisse. Auf Effekte und besondere Kameraeinstellungen wird fast vollständig verzichtet. Dass "Hard Candy" auf diesen simplen Wegen ein so kontroverser, fesselnder und erinnerungswürdiger Film werden konnte, ist den beiden Hauptdarstellern Ellen Page und Patrick Wilson, die eine grandiose Performance abliefern, und dem überzeugenden Drehbuch zu verdanken.

Im Psychokrieg zwischen der 14-jährigen Hayley und dem 32-jährigen Fotografen Jeff sind die Rollen nicht so klar verteilt, wie man meinen könnte. Hayley beschuldigt Jeff, ein pädophilier Triebtäter zu sein, doch als Zuschauer ist man sich nicht so sicher, ob diese Anschuldigung wirklich zutrifft. Jeff wirkt charmant, sieht gut aus und hat glaubwürdige Antworten zu bieten. Man befindet sich permanent in dem inneren Konflikt, ob er die Behandlung, die Hayley ihm angedeihen lässt, nun wirklich verdient hat oder nicht.

Hayley ist ihrerseits nun auch kein Unschuldslamm. Ihre Mischung aus Unerfahrenheit, Erotik, Jugend und sadistischer Raffinesse macht sie für den Zuschauer gleichermaßen zu einer schwer durchschaubaren Figur, der man nicht so einfach vertrauen kann und will. Der Zuschauer wird so gekonnt in das Psychoduell der beiden Protagonisten mit hineingezogen, denn er muss selbst für sich herausfinden, wem er glaubt und wem nicht, wen er leiden sehen will und wen nicht. Dabei ergibt sich viel schwarzer Humor, denn Hayleys Kommentare und hintergründige Fragen besitzen einigen Witz. Dennoch bleibt das Thema natürlich ein schwieriges und das Lachen bleibt einem zuweilen im Halse stecken.

Fazit

"Hard Candy" ist ein intensives, hervorragend gespieltes Psychodrama, das den Zuschauer mit hineinzieht und nicht so schnell wieder loslässt.

Maret Hosemann - myFanbase
11.04.2009

Diskussion zu diesem Film