Bewertung
Alan J. Pakula

Sophies Entscheidung

"Between the innocent, the romantic, the sensual, and the unthinkable, there are still some things we have yet to imagine."

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Inhalt

USA, ungefähr zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Der junge Schriftsteller Stingo (Peter MacNicol) zieht aus seiner Heimat im Süden nach New York. In seiner neuen Bleibe, einem Apartmenthaus in Brooklyn, lernt er schnell das Pärchen Sophie (Meryl Streep) und Nathan (Kevin Kline) kennen und freundet sich mit ihnen an. Sophie ist eine Überlebende des KZ in Auschwitz – ihr einziger Halt im Leben scheint Nathan zu sein. Denn obwohl dieser manchmal seine "Phasen" hat, in denen er sie beispielsweise grundlos des Fremdgehens beschuldigt, bleibt sie treu bei ihm.

Wie sich herausstellt, ist Nathan psychisch krank, doch bis auf Stingo und Nathans Bruder weiß keiner davon. Mit der Zeit vertraut Sophie Stingo immer mehr und beginnt, ihm in Rückblenden von ihrem früheren Leben in Polen und auch den Entscheidungen, die sie treffen musste, um zu überleben, zu erzählen. Selbst als Nathan mal wieder einen seiner Schübe hat und Stingo und Sophie androht, sie zu erschießen, kann sie nicht so einfach von ihm ablassen.

Kritik

Was kann man zu diesem Film schreiben, das nicht platt und zu einfach klingt? Eigentlich nichts. Ich kann nur versuchen, in Worte zu fassen, wie sehr mich dieser Film bewegt hat.

Die drei Darsteller brillieren in ihren Rollen, allen voran Meryl Streep. Wie sie die Figur der Sophie spielt, kann man kaum in Worte fassen. In dieser von Selbstvorwürfen zerfressenen Person, die in den USA ein ganz neues Leben anfangen musste, geht Meryl Streep richtig auf. Extra für diesen Film hat sie Polnisch und Deutsch gelernt – und dieser Aufwand hat sich eindeutig gelohnt. Mit welcher Hingabe sie die Rolle der einsamen Polin spielt, die das KZ zwar überlebt hat, doch aber irgendwie auch nicht, ist einzigartig. Für diesen Film brauchte es eine starke Mimin und mit Streep hat man da genau die richtige Wahl getroffen. Die beiden Schauspieler Kevin Kline als leicht psychopatischer Retter in der Not und Peter MacNicol als netter Schriftsteller von nebenan runden die Riege perfekt ab. Die drei harmonieren wunderbar miteinander.

Die Geschichte an sich ist sehr brisant. Erst nach und nach erfährt der Zuschauer mit Stingo von Sophies Vergangenheit. Wie sie mit ihren zwei Kindern in das Konzentrationslager von Auschwitz deportiert wurde, sie dann von ihnen getrennt und aufgrund ihrer guten Sprachkenntnisse als Sekretärin des Gauleiters Rudolf Hoess eingestellt und wieder entlassen wurde und schließlich in den USA Nathan kennen gelernt hatte. Die große Tragik, die in dieser Geschichte mitschwingt, ist sicher nur ein Überlebensbericht unter Vielen, aber eben der von Sophie, die nie etwas vom Verbleib ihrer beiden Kinder erfahren hat.

Auf der anderen Seite hat man die Handlung um die Beziehung mit dem leicht psychopatischen Nathan. Er und Sophie brauchen einander sehr und geben sich Halt. Sophie weiß, dass ihr Leben ohne Nathan gar keinen Sinn mehr hätte und hält so die zeitweiligen Wutausbrüche ihres Freundes aus. Er hingegen, ein amerikanischer Jude, fühlt sich allein schon durch den Rassenmord mit ihr verbunden und scheint wie besessen vom Nationalsozialismus; doch er liebt Sophie sehr. Anfangs wundert man sich noch, warum Sophie Nathan nicht einfach verlässt oder wieso dieser überhaupt ein dermaßen unausgeglichener Mensch zu sein scheint. Erst in der Mitte des Films wird Stingo durch Nathans Bruder erklärt, woher seine Stimmungsschwankungen rühren und danach kann man damit auch besser umgehen.

Der dritte Handlungsstrang zielt auf den jungen Schriftsteller Stingo ab. Bereits von Anfang an bewundert er Sophie – nicht nur ihrer Stärke wegen, sondern auch wegen ihrer unsagbaren Schönheit. Es dauert seine Zeit, bis sie ihm vertraut und die Geschichte ihrer Vergangenheit erzählt. Stingo hat sich bald in Sophie verliebt, bleibt aber doch ein Gentleman, begünstigt durch das eindeutige Desinteresse von ihrer Seite aus. Trotz allem bleibt er dem Pärchen bis zum Schluss verbunden – die vielleicht tragischste Geschichte seines Lebens.

Fazit

Wer diesen Film nicht gesehen hat, hat eindeutig etwas verpasst. Keine leichte Kost – aber absolut sehenswert.

Carolin F. - myFanbase
19.12.2008

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