Bewertung

Review: #6.01 Wie ausgewechselt

Foto: Tina Fey & Alec Baldwin, 30 Rock - Copyright: 2014 Universal Pictures; Ali Goldstein/NBC
Tina Fey & Alec Baldwin, 30 Rock
© 2014 Universal Pictures; Ali Goldstein/NBC

Mit vier Monaten Verspätung startet "30 Rock" in die nunmehr sechste Staffel. Um die Schwangerschaft von Tina Fey nicht in die Serie integrieren zu müssen und die Zuschauer vor mehr oder minder gelungenen Versuchen, ihren wachsenden Bauch kaschieren zu müssen, zu bewahren, beschloss man seitens des Senders, "30 Rock" erst 2012 wieder starten zu lassen. Dass dies auch dem kreativen Prozess der Serie ganz gut tun würde, zeigt der doch deutliche Qualitätssprung im Vergleich zum Ende der fünften Staffel. Denn in #6.01 Dance Like Nobodys Watching gab es eigentlich nicht sonderlich viel zu kritisieren.

"Look, according to Tracy, people are switching minds around here."

Etwas Entscheidendes hat sich dann doch geändert und es wirkt auf den ersten Blick fast ein wenig befremdlich: Liz Lemon wirkt auf den ersten und auch auf den zweiten Blick unerwarteterweise gut gelaunt und glücklich. Und nichts und niemand kann ihr anscheinend ihre gute Laune vermiesen, selbst wenn beinahe alle Mitarbeiter es auf die ein oder andere Weise (unabsichtlich) versuchen. Was ist mit ihr passiert? Nach und nach bemerken die Mitarbeiter, dass Liz wesentlich ausgeglichener wirkt, sich nicht mehr über jede nervige Kleinigkeit beschwert und die meiste Zeit sogar lächelt. Tracy ist der erste, dem die Sache nicht geheuer ist und so heftet er sich Liz an die Fersen. Sein kleiner Kommentar über eine potentiell verheimlichte Schwangerschaft seitens Liz Lemon verführt schon ein wenig zum Schmunzeln.

Die kleine falsche Fährte mit dem angeblichen Drogenmissbrauch von Liz war von Anfang an schon unglaubwürdig, selbst wenn ich nicht ganz verstehe, was es mit den kleinen Pillen auf sich hatte. Klar, wie sich schnell herausstellte handelte es sich bei den Tabletten um simple Schmerztabletten, doch warum besorgte Liz diese sich auf der Straße vor der Penn Station? Wenn sie Schmerzen in den Gelenken von dem vielen Tanzen gehabt hätte, ginge man da nicht in eine Apotheke, um sich Tabletten zu besorgen anstatt sich diese in einem Tütchen auf offener Straße zu verschaffen?

Aber egal. Liz Lemon ist glücklich und dahinter steckt, wer hätte es gedacht, ein Mann. Noch bleibt uns der mysteriöse Kerl, der Liz aus ihrem Jammertal geholt hat, im Verborgenen und man sieht nur die Kehrseite von ihm. Umso gespannter darf man auf die nächste Episode sein, vor allem da bei Jack nun die Katze aus dem Sack ist.

Reverend Gary says super-gay horses are one of the signs of the apocalypse.

Gewohnt überzogen geht es mal wieder bei Kenneth zu. Dessen Pfarrer hat ihm mitgeteilt, dass sie alle nur noch einen Tag auf Erden haben, ehe die Apokalypse die Menschheit ausschalten wird. Die übliche 2012-Panikmache, möchte man mittlerweile fast schon sagen. Dabei muss man feststellen, dass Kenneth relativ gelassen mit dem Ende allen Lebens auf der Erde umgeht. An seinem letzten Tag auf Erde kommt er zur Arbeit, verabschiedet sich gut gelaunt von seinen Kollegen und freut sich auf die Dinge, die vor ihm liegen.

Kenneth wird wieder einmal überspitzt naiv dargestellt und trotzdem nimmt man es den Autoren nicht sonderlich krumm. Zwar gibt es die ein oder andere leicht übertriebene Szene, doch eigentlich ist es richtig süß mitanzusehen, wie Kenneth seine imaginäre To-Do-Liste abarbeitet und dabei einen Bananen-Sticker von der Decke kratzt und alles daran setzt, Liz Lemon zum Lachen zu bringen. Und als am Ende die ganze Truppe – Kenneth, Pete, Lutz, Toofer und Frank am Strand stehen, verkleidet als Teufel und als Jesus, und dem Sonnenaufgang entgegen blicken – ist alle der Kitsch und die kindlichen Spielereien der Truppe vergessen.

"Are you telling me that money's more important than doing what's right? That I should keep on doing the show?" "I want mommy." "I want money too!"

Manch einer erinnert sich vielleicht noch daran, dass Avery Jessup am Ende der fünften Staffel von Kim Jong-Il in Nordkorea "entführt" und mit seinem Sohn Kim Jong-Un verheiratet wurde. Jetzt, da der diktatorische Herrscher Nordkoreas "im realen Leben" verstorben ist und Kim Jong-Un die Macht im Land übernommen hat, steht man in der Serie ein wenig in Zugzwang. Wie wird man jetzt mit der Situation verfahren? Schafft man es einigermaßen glaubwürdig, aus der ansonsten schon recht unglaubwürdigen Situation das beste herauszuholen, ohne das Gesicht zu verlieren?

Seit Avery verschwunden ist, kümmert sich Jack alleine um seine Tochter Liddy. Nun ja, wenn es sein Terminkalender zulässt. Dass die kleine Dame ihn jedoch schon ein klein wenig verändert hat, merkt er selbst, als er sich die Aufzeichnungen seiner neuesten Show ansieht und persönlich tief getroffen wird, als er live mitbekommt, wie Jenna die kleinen Sängerinnen und Sänger vor laufender Kamera ihres Selbstwertgefühls beraubt. Der strukturierte Geschäftsmann kommt ins Wanken und da er niemanden mehr hat, an den er sich wenden kann, sucht er den Rat seiner kleinen Tochter. Der Dialog zwischen den beiden – auf der einen Seite Liddy, die ihre Mutter vermisst und auf der anderen Seite Jack, der sich dann doch selbst einredet, dass Geld das wichtigste in seinem Leben ist – ist wirklich göttlich mitanzusehen.

Fazit

Es gab noch so viele gelungenen Kleinigkeiten, die die Episode zu einem tollen Staffelauftakt werden lassen. So viele, dass man sie unmöglich alle in einer Review unterbringen kann. #6.01 Dance Like Nobodys Watching ist vielleicht nicht die witzigste Episode der Serie, vielleicht auch nicht die spannendste, aber sie ist ein Grund, dass ich mich auf die kommenden Folgen wieder so richtig freuen kann.

Melanie Wolff - myFanbase

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