Bewertung

Review: #3.20 Das Artax Netzwerk (Nr. 41)

Noch immer hält der (vermeintliche) Tod das Geschehen in "The Blacklist" in der Hand. Die Charaktere leiden unter dem Verlust ihrer Kollegin und Freundin und man konzentriert sich stark auf die Trauerarbeit der einzelnen Protagonisten, was durchaus legitim ist. Doch lange hält die Serie diese depressive Stimmung nicht mehr aus, ohne ermüdend zu werden.

"I can’t live for long with what I feel inside. I don’t see how anyone can."

Wirkte es in der letzten Episode noch so, als hätte Reddington sein emotionales Tief überwunden und einen Plan gefasst, so trägt er seine Trauer über Liz' Verlust in dieser Folge einfach an einen anderen Ort – zu Liz' Großvater Dom. Der weiß ob der Existenz seiner Enkelin, hat sie jedoch nie kennen gelernt und nimmt Red auch nur sehr widerwillig bei sich auf, da er ihn immer noch für die Ereignisse, die zum Tod seiner Tochter Katarina geführt haben, verantwortlich macht. Weswegen Red ausgerechnet bei ihm Unterschlupf sucht, wird nicht so recht klar. Vielleicht hat er die Einsamkeit satt und sucht einfach nach einem Menschen, mit dem er über seinen Verlust sprechen kann. Vielleicht macht er sich aber auch Vorwürfe und sucht Absolution bei dem Mann, der seine Sorgen nachvollziehen kann und einen ebensolchen Verlust mitgemacht hat.

Dom ist ein gezeichneter, alter Mann, der sich freiwillig in eine Isolation begeben hat, um so den Verlust seiner Tochter zu verarbeiten und seine Enkelin nicht zu gefährden. Es wird nicht klar, wie genau er mit Red in Verbindung steht und warum es notwendig war, dass er untergetaucht und sich aus Mashas Leben herausgehalten hat. Wieder einmal spricht man nur sehr, sehr kryptisch über die Vergangenheit und deutet erneut an, dass Entscheidungen, die Red getroffen hat, zu Katarinas Tod geführt haben. Warum genau er sich nun Liz/Masha verbunden gefühlt hat, bleibt weiter im Dunkeln. Ist er der Vater von Katarinas Kind und hatte deswegen ein Interesse daran, sie zu schützen? Oder liebte er Katarina einfach so sehr, dass er sich deren Tochter verpflichtet fühlte, weil er so den Verlust kompensieren wollte. Man kann spekulieren und herumrätseln, herausfinden wird man es am Ende nicht und die Autoren scheinen auch noch kein Interesse daran zu haben, in nächster Zeit das Geheimnis der Verbindung zwischen Red und Liz zu lüften.

Am Ende ist es Dom, der Red klar macht, dass er in Selbstmitleid und Trauer nicht versinken kann, sondern den Menschen beistehen und helfen sollte, die seine Hilfe einfordern und nötig haben. Und so rafft sich Red am Ende auf und beschließt, wieder mit der Task Force zusammen zu arbeiten. "The Blacklist" kann also weiter laufen, auch ohne Elizabeth Keen als Motor.

Nicht nur Red leidet weiterhin an dem Verlust von Liz, auch das Team kämpft weiter mit seinen Emotionen. Am stärksten hat der Verlust von Liz wohl Aram getroffen, der eine rührende Rede auf Liz hält und es schwer hat, wieder in den Alltag zu finden. Er hat eine gute Freundin verloren, jemanden den er geschätzt und respektiert hat und das lässt sich nicht eben binnen fünf Minuten vergessen. Natürlich arbeitet er weiter, doch es dauert einige Zeit, bis er wieder zur alten Stärke kommt und dem Team wirklich von Nutzen sein kann.

Auch Donald Ressler leidet unter Liz' Verlust, die er jedoch nicht so emotional zur Schau stellt, wie es Aram beispielsweise tut. Doch als Liz' Büro ausgeräumt und ihre Sachen verschwinden sollen, da ist er es, dem es zu schnell geht und der ein wenig Respekt verlangt. Hinter seiner harten Schale steckt ein weicher Kern und es wird nie deutlicher als in dieser Episode, dass auch er eine besondere Verbindung zu Liz hatte.

Es verwundert jedoch nicht, dass er einer der treibenden Kräfte hinter der Aufklärung des Angriffs auf Liz ist. Sie ist vielleicht nicht direkt durch den Angriff von Solomon ums Leben gekommen, die Jagd auf sie, die er vorantrieb, sorgte jedoch dafür, dass ihre Tochter zu früh geboren wurde und sie letztendlich an Komplikationen verstarb, die man in einem Krankenhaus eventuell hätte verhindern können. Es muss also herausgefunden werden, wer genau hinter Liz her war und wer sie unbedingt lebend haben wollte.

Die Ermittlungen führen die Task Force am Ende zu einer mysteriösen Frau, gespielt von Famke Janssen, die auch noch mit der Staatsanwältin Panabaker in Verbindung steht. Man darf gespannt sein, was die letzten beiden Episoden der Staffel hier noch parat halten.

Randnotizen

  • Auch Cooper geht der Verlust von Liz nahe und er beginnt, seine eigenen Entscheidungen zu überdenken und trifft sich wieder mit seiner Frau. Es deutet sich hier eine Annäherung, was eventuell zu einem kleinen Happy End führen könnte. Es wäre Cooper zu gönnen.
  • Toms Szenen sind unglaublich herzzerreißend. Er versucht, Agnes ein guter Vater zu sein, weiß gleichzeitig aber, dass ihm dies kaum gelingen wird, weil er nie ein stabiles Familienumfeld genoss und nicht weiß, wie Familie geht. Am Ende tut er das, was er am besten kann, er stürzt sich in die Ermittlungen, um heraus zu finden, wer hinter Liz her war.
  • Eine der intensivsten Szenen ist sicherlich, als Aram vor Reddingtons Tür steht und ihn auffordert, ihm den Gefallen zu erweisen, den er ihm schuldet. Die beiden Männer gefallen als Team, weil sie so unterschiedlich sind. Sie respektieren einander. Ich würde gerne mehr von den beiden sehen.

Fazit

Mit dieser Episode dürfte die Trauerphase nun endlich vorbei sein und wieder etwas neuen Schwung in die Serie bringen. Ich bin gespannt, wie der Backdoor-Pilot in der nächsten Folge funktionieren wird und in welche Richtung sich "The Blacklist" nun entwickeln wird. Ja, und natürlich, ob man wirklich bis zum Staffelfinale warten wird, um zu zeigen, dass Liz gar nicht tot ist. (Ja, genau, ich bin immer noch nicht überzeugt).

Melanie Wolff - myFanbase

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