Your Friends & Neighbors - Review des Piloten

Gibt es einen schlimmeren Albtraum, als benommen blutüberströmt neben einer Leiche aufzuwachen? So steigen wir jedenfalls in die neue Serie "Your Friends & Neighbors" mit "Mad Men"-Ikone Jon Hamm ein und natürlich lässt sich die obige Frage kaum anders als mit nein beantworten. Doch wir springen sofort ein paar Monate zurück, erfahren im Zeitraffer die Geschichte von Andrew Cooper (Jon Hamm) und stellen fest, dass der eigentliche Albtraum vorher schon angefangen hat. Als Hedgefondmanager hat Andrew Karriere gemacht und sich ein tolles Leben aufgebaut. Mit seiner Frau Mel Cooper (Amanda Peet) hat er aus zunächst glücklicher Ehe heraus zwei Kinder bekommen, durch die er noch mehr gearbeitet hat, um einen luxuriösen Lebensstandard aufzubauen und beizubehalten, der in diesen Kreisen auch erwartet wird. Seine Ehe hat aber darunter gelitten und während Andrew arbeitete, hat sich Mel langsam aber sicher in den gemeinsamen Freund Nick Brandes (Mark Tallman) verliebt und eine Affäre begonnen, die in der Trennung mündete. Andrew hat sich eine neue Bleibe suchen müssen, seine Frau wohnt mit den Kindern in seinem Haus und als wenn das nicht schon genug wäre, wird er regelmäßig auch darum gebeten, Geld oder Geschenke für die Wünsche der jugendlichen Kinder zu hinterlassen. Andrew leidet unter dieser Situation und versucht in irgendeiner Form klar zu kommen. Ein Date mit einer deutlich jüngeren Frau soll ihn zumindest mal auf andere Gedanken bringen, doch es setzt dem Negativlauf noch die Krone auf. Denn die junge Frau arbeitet in der gleichen Firma (was er nicht wusste) und so nutzt sein Chef die Gelegenheit, ihm zu kündigen, weil die Unternehmenskultur es nicht akzeptiere, dass eine höher gestellte Arbeitskraft die Position für sexuelle Handlungen ausnutzt. Dass dies nur ein Vorwand ist, wird schnell klar, doch es hilft Andrew nicht weiter. Er ist seinen Job los und hat entsprechend noch mehr Geldprobleme. Diese versucht er nun zu beheben, indem er in der Nachbarschaft einbricht und sich so einen neuen Verdienst organisiert. Er will sich also Geld von dem System nehmen, was ihm in kürzester Zeit alles genommen hat. Und so stehen wir am Ende der ereignisreichen Episode mit dem ersten Einbruch also ein paar Wochen vor dem Opener und weiß schon, dass die Einbruchsserie nur kurzfristige Besserung im Leben von Andrew zu bringen scheint.

© Apple TV+
Der Auftakt ist insofern sehr gelungen, weil Jon Hamm den Fokus auf Andrew perfekt in Szene zu setzen weiß. Man erlebt einen Mann, der seinen Traum gelebt hat und nun vor den Trümmern dieses Traumes steht, der sich nicht nur ungerecht behandelt fühlt, sondern tatsächlich ungerecht behandelt wird. Dadurch entwickelt man als Zuschauer regelrechtes Mitleid und Sympathie für Andrew und verzeiht ihm dann auch direkt die übertriebene Härte gegenüber dem Freund seiner Tochter. Aber man versteht eben auch, dass er sich provoziert fühlt von einem reichen Schnösel, weil er selbst da nicht mehr hingehört und es vielleicht auch nie wirklich tat. Dass er selbst also austeilt, kann man als Gradmesser für die Verletzung ansehen, der er sich ausgesetzt fühlt. Dabei ist Andrew auch so verbittert, dass er eventuell neues Glück erst mal gar nicht zulässt und so zum Beispiel Samantha (Olivia Munn) auch nicht wirklich nett behandelt, die ihrer Ehe entfliehen will und sich das mit Andrew wohl vorstellen kann, aber eher als Lückenfüller behandelt wird. Und trotzdem nimmt man Andrew das ganze Ausmaß seiner Verletzung ab. Ich bin gespannt, wie sich der trockene Humor durch die nächsten Episoden ziehen wird oder man doch eher die Einbrüche thematisiert. In der Auftaktfolge ist es eher eine Zufallsgelegenheit, durch die Andrew klar wird, dass das sein Ding werden könnte, zumal der Reichtum der meisten Nachbarn so unfassbar groß ist, dass sie wahrscheinlich nicht mal wirklich merken, dass ihnen etwas fehlt. Die Storyline ist jedenfalls gesetzt, man weiß mit der blutüberströmten Leiche, dass wohl spätestens im Staffelfinale gewaltig etwas daneben gehen wird, und man hat mit seiner (Ex-)Frau, die aus einer vorteilhaften Position heraus trotzdem noch Mitgefühl und Sorge für Andrew zeigt, den Kindern, anderen Bekanntschaften und der noch undurchsichtigen Geschichte um seine Kündigung sehr viel zu erzählen, was richtig Lust auf die nächsten Episoden macht.
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Fazit
Jon Hamm beweist schon mit dieser Auftaktepisode, dass es sich lohnt, "Your Friends & Neighbors" eine Chance zu geben. Als Fan des Darstellers wird man definitiv nicht enttäuscht. Doch es sind der gesamte Aufbau der Storylines und die Andeutung, was die anderen Charaktere noch alles einbringen werden, die sehr viel Lust auf mehr machen. Ein gelungener Auftakt. Da Apple TV+ noch konsequent das wöchentliche Format durchzieht, kann man jetzt aber froh sein, dass auch am Auftakt mit zwei Episoden nicht gerüttelt wird. Also gleich weiterschauen und gucken, ob die zweite Episode halten kann, was dieser Auftakt verspricht.
Emil Groth - myFanbase
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