ÜberWeihnachten - Review Staffel 1

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Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich bei deutschen Serienproduktionen immer eine gewisse Skepsis verspüre, obwohl mich in den letzten Jahren einige Beispiele eines Besseren belehrt haben sollten, nicht zuletzt die Erfolge von Serien wie "Dark" oder zuletzt "Barbaren". Aber alte Gewohnheiten kann man eben schwer abschütteln. Eine weitere Angewohnheit ist es auch von mir, dass ich alles aufsauge wie ein Schwamm, was mit Weihnachten zu tun hat. Dementsprechend hat hier meine Neugier, wie wohl eine deutsche Weihnachtsserie aussehen würde, über meine Skepsis gesiegt.

Foto: ÜberWeihnachten - Copyright: 2020 Netflix, Inc.
ÜberWeihnachten
© 2020 Netflix, Inc.

Luke Mockridge kennen die meisten Deutschen wohl aus dem Bereich Comedy, dabei ist er ein wahres Multitalent. Nicht umsonst ist er schon in drei Staffeln von "The Masked Singer" unter einem der Kostüme vermutet worden. Und das nicht, weil eine Figur besonders komisch rübergekommen wäre, sondern rein aus gesanglichen Aspekten. Wer also jemals daran gezweifelt haben sollte, ob Mockridge wirklich singen kann, der bekommt mit "ÜberWeihnachten" seine Antwort. Er spielt hierin nämlich einen erfolgslosen Musiker namens Basti, der also immer mal wieder zum Mikro greift und das wirklich nicht schlecht. Ob ich Mockridge jetzt aber wirklich als begnadeten Schauspieler bezeichnen würde? Vermutlich eher nicht. Für die Rolle des Basti ist er aber nahezu ideal besetzt worden, denn diesen unbeholfenen jungen Mann, der hoch sensibel ist, aber auch wie ein Elefant durch jeden Porzellanladen läuft, hat er sehr gut getroffen. Dennoch hat er immer ein wenig denselben Gesichtsausdruck, weswegen ich denke, dass sein rein schauspielerisches Talent mit so einer Produktion sicherlich ausgereizt ist.

Das klingt zunächst so, als sei die Qualität dieser deutschen Produktion nicht so überzeugend, aber das stimmt eigentlich gar nicht. Sie reißt sicherlich keine Bäume aus und vermittelt auch gewiss nicht den Eindruck, das Rad der Zeit neu erfunden zu haben, aber gerade vor dem Hintergrund einer Weihnachtsserie wurde für dieses Genre sehr, sehr viel bedient. Ich liebe zwar amerikanische Produktionen zum Thema Weihnachten sehr, aber ich finde es eben auch kitschig. Wenn ich sehe, wie dort alles geschmückt ist, wie generell alles übertrieben wird, da schaue ich mir noch lieber dieses typische Weihnachtsfest aus der Eifel an und denke: "Die feiern ja wie du und ich!" Unheimlich viele Motive wie die Essenauswahl, den Kirchgang, das gemeinsame Weihnachtssingen, die Art des Schmückens, Schein, der über Sein geht, und Familie, die aus allen Ecken zusammenkommt, das kenne ich haargenau so. Die Serie fühlt sich also nach Zuhause an und hat mich alleine deswegen berührt.

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Aber auch ansonsten musste ich feststellen, dass es eine ansprechende Mischung aus Emotionalität und Witz geworden ist. Gerade bei Mockridge habe ich einen gewissen Klamauk erwartet, aber diese Befürchtung kann ich keinesfalls bestätigen. Es war eine sehr gute Portion Humor eingearbeitet, aber es war Situationskomik und es waren kleine Schenkelklopfer, aber nichts, was zu viel sein wollte. Besonders herrlich fand ich zum einen die Oma (Carmen-Maja Antoni), die wirklich jeden Moment, wo alles auseinander zu fallen drohte, mit einem lockeren Spruch entkräften konnte. Das andere waren die Szenarien, die Basti sich immer wieder in seinem Kopf ausgemalt hat, als er mutiger sein wollte, als er es tatsächlich ist. Man gewöhnt sich schnell an dieses Stilmittel und wird dann schließlich aufs Glatteis geführt, als die Szenarien schließlich doch zur Realität werden.

Auch bei den Emotionen ist das perfekte Maß geworden. Bei so einer insgesamt nüchternen Erzählung zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken, wäre definitiv fehl am Platz gewesen. Stattdessen wird in Übergangsmomenten immer auf eine sehr ruhige Musik gesetzt, was die Grundatmosphäre sehr gut trifft. In der gesamten Erzählung ist somit eine gewisse Portion Ernsthaftigkeit, die es dem Leser niemals ermöglicht, das Geschehen zu sehr auf die leichte Schulter zu nehmen, aber gleichzeitig ist auch Raum für Hoffnung. Denn das Grundmotiv von "ÜberWeihnachten" ist definitiv die Verbreitung der Weihnachtsbotschaft. Es geht um Liebe, es geht um Vergebung, es geht um Friede, es geht schlichtweg um den Kern der Menschlichkeit. Vielleicht ist Bastis Entschuldigungstour am Ende etwas zu lang geworden, vielleicht waren alle Konsequenzen etwas zu kurz gegriffen und vielleicht hätte man an der ein oder anderen Stellen noch etwas tiefer gehen können, aber für mich ist entscheidend, dass eine durchweg runde Geschichte erzählt wurde, die mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt hat. Hier ist die Episodenzahl für mich wirklich optimal gewählt, denn lieber ein paar Details zu wenig, als eine langatmige Erzählung, in der eigentlich gar nichts passiert. Auch limitiert ist richtig gewählt, denn diese Geschichte ist auserzählt und jedes weitere Herumstochern würde dieses kleine, feine Serienvergnügen wohl wieder zunichte machen.

Fazit

"ÜberWeihnachten" ist für mich eine kleine Überraschung, denn aufgrund der Vertrautheit mit dem dargestellten Weihnachtfest ist eine wunderbare Verbindung zum Geschehen entstanden. Ich mochte die Mischung aus Emotionalität und Humor wirklich sehr und bin auch begeistert, dass eine runde Geschichte entstanden ist, die genau auf den Punkt gebracht wurde. So kann man sich deutsche Produktionen wirklich sehr gut ansehen.

Lena Donth – myFanbase

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