Roseanne - Review

"Roseanne" ist eine der ersten Comedy-Formate, an die ich mich bewusst erinnern kann. Gemeinsam mit "Alle unter einem Dach", "Eine schrecklich nette Familie" und "Die Nanny" gehörte die Sitcom zu meinen absoluten Lieblingsserien, die mich beinahe schon meine ganze Jugend begleitet haben. Noch heute sehe ich mir gerne die Wiederholungen im TV an, auch wenn mir mittlerweile die "canned laughters", die künstlichen Lacher im Hintergrund, gewaltig auf die Nerven gehen.
Die späten 80er Jahre und ein Großteil der 90er brachten unglaublich viele, wirklich gute Comedy-Formate hervor. Sitcoms sind dabei zwar nicht jedermanns Geschmack, doch bisher wurde ich eigentlich bei den meisten Produktionen blendend unterhalten. Bei "Roseanne" ging es mir damals nicht anders.
Was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist der spezielle Humor von Roseanne Barr, der alles andere als subtil, sondern meist sehr derb und barsch war. Überhaupt war bei Roseanne alles ein wenig anders. Erst im Nachhinein habe ich gelesen, dass viele amerikanische Zuschauer sich mit dem Leben der Familie Conner oftmals stark identifizieren konnten, da die Familie mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte, wie sie selbst: Arbeitslosigkeit, Minimallöhne, verzehrende Jobs und die Angst vor der Zukunft. Kein Wunder also, dass die Serie Erfolg hatte. Verglichen mit der Cosby Show etwa, hatten die Conners mit Problemen zu kämpfen, die dem Zuschauer nicht fremd waren. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Durchschnittszuschauer Zuhause vor dem Bildschirm sich lieber ansieht, wie eine normale Familie mit ihrem Alltag kämpft, als mitanzusehen, wie ein Arzt und eine Anwältin den hervorragenden College-Abschluss ihres Sprösslings feiern.
An die einzelnen Geschichten kann ich mich jetzt, nach über zehn Jahren, nicht mehr erinnern. Jedoch sind mir viele Charaktere im Gedächtnis geblieben. So verbinde ich Laurie Metcalfe immer mir ihrer Rolle als Jackie Harris und auch John Goodman ist und bleibt "Dan Conner" in meinen Augen. Dies beweist doch einmal mehr, dass Charaktere einem ans Herz wachsen können - und dass man eindeutig zu viel fernsieht.
Wie es bei Sitcoms so üblich ist, wird in den meisten Episoden eine abgeschlossene Handlung erzählt. Nur wenige, kleine Nebenhandlungen treiben die gesamte Geschichte nach vorne, was es vor allem für den Zuschauer leichter macht, auch mal ein bis zwei Folgen auszusetzen. Daher ist es ja so schwierig, sich noch an einzelne Elemente der Serie zu erinnern. Lediglich die letzte Staffel der Serie blieb mir irgendwie stärker in Erinnerung, als die Staffeln zuvor.
In der neunten und letzten Staffel drehte sich alles um einen sagenumwobenen Lottogewinn der Familie Connor, der von ihrem alten Leben nicht mehr viel übrig ließ. Die einzelnen Episoden wurden surrealer, übertriebener und immer unglaublicher, im wahrsten Sinne des Wortes. Am Ende, in der allerletzten Folge der Staffel, wurde uns von Roseanne schließlich enthüllt, dass viele Ereignisse, unter anderem auch der Lottogewinn, niemals stattgefunden hatten und ledigliche eine Ausgeburt ihrer eigenen Fantasie gewesen sind.
Ein genialer Schachzug, der die letzte Folge der Serie TV-Geschichte hat schreiben lassen. Die Überraschung war gelungen, brachte jedoch auch die ein oder andere traurige Nachricht mit, wie etwa, dass Ehemann Dan den Herzanfall nicht überlebt hatte. Auf jeden Fall kann die etwas verwirrende Staffel nun im Nachhinein etwas besser verstanden und erklärt werden.
Auch der Wechsel zwischen Sarah Chalke und Alicia Goranson ist mir noch gut in Erinnerung. 1993 verließ Goranson die Serie, um sich ganz ihrer College-Ausbildung zu widmen. Ihr Rolle übernahm für die nächsten drei Jahre Sarah Chalke, die heute vor allem durch ihre Serie "Scrubs - Die Anfänger" dem Publikum bekannt sein dürfte. Bereits 1995 gab Sarah die Rolle wieder an Goranson ab, die jedoch ein Jahr später endgültig das Handtuch warf. Erneut übernahm Sarah Chalke die Rolle der ältesten Tochter Becky. Das witzigste Detail bei dem ganzen Hin und Her war sicherlich Roseannes Kommentar in der ersten Folge nach Goransons dreijähriger Abstinenz in der Serie. Mutter Conner fragte ihre Tochter dabei ganz ungeniert, wo sie die letzten drei Jahre gewesen ist. Eine derartige Vermischung von Realität und Fiktion gibt es in der Serienwelt nur sehr selten, umso witziger ist es jedoch für den Zuschauer an den Bildschirmen.
Nicht nur für Sarah Chalke war die Comedyserie letztendlich das Sprungbrett in die amerikanische TV-Welt. Auch Amy Sherman-Palladino, die "Mutter" der Gilmore Girls, startete hier ihre Karriere als Drehbuchautorin und auch George Clooney gab sich in der ersten Staffel die Ehre, noch bevor er weltweit durch "Emergency Room" bekannt werden sollte.
"Roseanne" passte eben in die 80er/90er Jahre wie die Faust aufs Auge. Ich denke nicht, dass die Serie heute noch genau so erfolgreich wäre, wie zur damaligen Ausstrahlungszeit, auch wenn die dort angesprochenen Themen auch heute noch genau so aktuell sind, wie vor zwanzig Jahren. Und alleine deswegen sehe ich mir gerne noch einzelne Folgen an.
Melanie Wolff - myFanbase
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